Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
nicht am Ziel. Aber du hättest es mir trotzdem sagen sollen. Ich vertraue dir mein Leben an, Madhrab. Zwischen uns darf es keine Geheimnisse geben. Jedenfalls nicht solcher Art, wenn sie mich betreffen.«
»Du sprichst leider zu wahr. Ich fühle mich deswegen auch schuldig«, antwortete Madhrab und ließ den Kopf hängen. »Es soll nicht wieder vorkommen. Verzeihst du mir?«
»Schon gut«, tröstete Elischa und lächelte den Lordmaster aufmunternd an, »natürlich vergebe ich dir. Wie könnte ich auch nicht? Du bist so süß wie ein kleiner Junge, der sich bei seiner Mutter nach einem gelungenen Schelmenstreich mit treu blickenden Augen entschuldigt, und vor allen Dingen bist du unwiderstehlich, wenn du dich schuldig fühlst und um Verzeihung bittest.«
Sie drückte den Bewahrer, so fest sie konnte, an sich und zog ihn mit sich auf die Erde. Elischa schmiegte ihren Körper eng an den seinen. Ihre Finger ertasteten die Schnüre seiner Hosen, die sie geschickt mit nur wenigen Handgriffen aufband und ihn auf diese Weise von dem zwischen ihnen liegenden Stoff befreite. Jeder Zoll, der zwischen ihrer bloßen Haut lag, störte Elischa. Sie wollte ihn spüren. Die Nähe und die Wärme seines Körpers. Genau in diesem Augenblick, in dem sie mehr denn je wusste, dass es verboten war. Das Gefühl, ihn so dicht wie möglich bei sich zu haben, ließ sie nicht los. Wenn sie gekonnt hätte, wäre sie in ihn hineingekrochen. Eins mit Madhrab zu sein, nur das alleine zählte. Vereint in einer nicht enden wollenden Umarmung mit seinem Körper und seinem Geist.
»Schlaf mit mir«, flüsterte sie, »mir ist schrecklich kalt.«
Madhrab antwortete nicht. Seine Augen sagten jedoch mehr als alle Worte. Ihre Berührungen erregten ihn. Elischa hatte seine Männlichkeit mit den Händen erkundet. Vorsichtig bewegte sie ihre Hand zwischen seinen Beinen auf und ab, bis er seinen Kopf stöhnend zurücklegte. Seine nackte Haut auf der ihren bereitete ihr wohlige Schauer. Die rauen und doch zärtlichen Hände des Kriegers auf ihrem Körper brachten ihr Blut in Wallung. Sie lauschte dem lauten Rauschen ihres eigenen Blutes, das ihr die Hitze unweigerlich in die Wangen trieb. Den warmen Atem in ihrem Nacken zu spüren, verursachte eine anhaltende Gänsehaut. Die weichen Lippen auf den ihren, die Zunge spielerisch zwischen den Zähnen, brachte ihn ihr näher. Er umfasste Elischa mit festem Griff an den Hüften und umschlang sie fester und enger, während sie ihn und sich selbst mit fliegenden Fingern entkleidete.
Es gab kein Zurück. Sie musste ihn in sich fühlen. Elischa warf sich wie benommen auf ihn und schrie befreit auf.
Sie liebten sich leidenschaftlich, vergaßen Kryson, den Krieg, das Elend und alles andere um sich herum. Als die Sonnen längst untergegangen und die Nacht hereingebrochen war, lagen sie sich erschöpft, aber glücklich in den Armen. Auf ihrer gemeinsamen Reise nach Hause hatten sie schon einige Male miteinander geschlafen, doch diese Vereinigung erlebten sowohl Elischa als auch Madhrab als Berührung, die bis tief in ihr Innerstes reichte. Es kam ihnen vor, als hätten sie sich im Bewusstsein des nahenden Endes zum letzten Mal geliebt.
Elischa wusste so gut wie sicher, dass noch mehr geschehen war, während sie sich dem wilden, leidenschaftlichen Rhythmus hingegeben hatten. In jenem Augenblick des ungetrübten Glücks ihrer grenzenlosen Liebe empfing sie ein Kind. Madhrabs und ihr Kind, das ihr weiteres Schicksal besiegelte.
Ein neues Leben entsteht und wächst in mir heran …, dachte sie sofort. Sie fühlte sich glücklich und doch unsicher … Unser Kind, erfüllt von der Reinheit unserer Liebe. Wird es eine Zukunft haben?
Elischa beschloss, ihr Wissen noch eine Weile für sich zu behalten, jedenfalls so lange, bis sie sich ihres Zustandes vollkommen sicher war. Es würde in den kommenden Monden noch schwer genug werden, die Schwangerschaft vor den neugierigen Augen im Haus der heiligen Mutter zu verbergen. Sollte ihr dies nicht gelingen, wäre ihr beider Glück dahin und das Kind in großer Gefahr. Womöglich würden sie ihr das unschuldige Wesen zur Strafe für ihren Bruch der Ordensregeln wegnehmen. Die zu erwartenden Schwierigkeiten waren Elischa nur allzu schmerzlich bewusst. Trotzdem wollte sie es unbedingt und entschied sich, ungeachtet der drohenden Strafen und ohne zu zaudern, für das Leben des Kindes.
»Sieh nur«, sagte Madhrab plötzlich und zeigte auf eine große Ansammlung von Schatten, die sich
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