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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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im fahlen Licht des Mondes langsam auf sie zubewegten, »sie kommen.«
    »Was? Wer kommt?«, fragte Elischa erschrocken.
    »Die Pferde! Ich habe es dir gesagt … sie kommen zu uns, um uns zu begrüßen. Sie lassen mich nicht im Stich. Es sind Gajachis Brüder und Schwestern«, antwortete Madhrab begeistert.
    Elischa versuchte die Umrisse der Tiere besser zu erkennen. Tatsächlich, es handelte sich um eine Herde von Wildpferden, die immer näher kamen und schließlich in sicherer Entfernung ruhig grasend stehen blieben. Ein großes Tier löste sich aus der Herde und trabte freudig schnaubend auf sie zu.
    »Das ist der Leithengst«, meinte Madhrab, »das mächtigste Tier der Herde. Kerngesund, mit einem glänzenden schwarzen Fell. Siehst du die weiße Blesse auf seiner Stirn? Sie hat die Form eines Abendsterns. Er bewegt sich beinahe lautlos. Ein wirklich prächtiges Ross. Gajachi war sein Sohn. Jeder Reiter wäre stolz, ein solches Pferd sein Eigen nennen zu dürfen. Aber er zieht es vor, in Freiheit zu leben und für seine Herde zu sorgen. Er hört auf den Namen Mecron.«
    Regungslos stand Elischa mit offenem Mund und staunenden Augen da, als Mecron dicht zu ihnen aufschloss und wiehernd mit dem Kopf nickte. Noch nie zuvor hatte sie ein solch prächtiges Pferd gesehen. Madhrabs Streitross Gajachi war etwas Besonderes gewesen. Dieses Tier übertraf es noch. Anmutig, groß, kraftvoll und muskulös zugleich. Es war einfach wunderschön.
    Madhrab erhob sich und tätschelte den Hals des Hengstes, der sich die Berührung gefallen ließ und offenbar sogar Gefallen daran fand. Der Lordmaster redete leise mit dem Hengst. Elischa versuchte, die nach einer ihr fremden Sprache klingenden Worte zu verstehen, die der Bewahrer Mecron ins Ohr flüsterte. Doch Madhrab sprach zu leise für ihre Sinne. Das Pferd stellte die Ohren auf und nickte erneut. Eine Träne löste sich aus dem Auge des Hengstes, die Madhrab vorsichtig, geradezu liebevoll wegwischte. Mecron hatte zu Elischas Verwunderung offensichtlich verstanden, was Madhrab ihm erzählt und worum er ihn gebeten hatte.
    Nach einer Weile drehte sich der Hengst um und lief wieder zu seiner Herde. Es dauerte nicht lange, bis er mit zwei Herdentieren, die ihn jeweils links und rechts flankierten, zurückkehrte. Eines der beiden Tiere war ein prächtiger rotbrauner Hengst, der einen wilden und sehr robusten Eindruck machte. Das andere Pferd war eine seltene rotschimmlige Stute. Wieder sprach Madhrab in der fremden Sprache zu Mecron. Elischa hatte als Kind Geschichten von den Orna gehört, die dem Volk der Nno-bei-Maya die Fähigkeit zuschrieben, mit Pferden sprechen zu können. Dieses Talent war den Altvorderen den Legenden nach angeboren. Es waren Märchen aus längst vergangenen Zeiten, die Elischa fasziniert hatten. Doch seit ihrem Verschwinden hatte niemand je wieder Nno-bei-Maya auf Ell gesehen. Den Glauben an die Märchen aus ihrer Kindheit hatte Elischa daher im Lauf der Sonnenwenden verloren. Nun schienen die Erinnerungen wieder aufzuleben. Madhrab beherrschte eine Sprache, mit der er sich den Pferden verständlich machen konnte. Vielleicht hatte Sapius recht mit der Einschätzung, sie und Madhrab stammten von unterschiedlichen Völkern der Altvorderen ab? Da wandte sich der Lordmaster direkt an die Orna und riss sie aus ihren Gedanken.
    »Mecron bringt uns diese Geschenke«, sagte er. »Die beiden Pferde sind von unschätzbarem Wert, eine sehr großzügige Geste von ihm. Er betrauert gemeinsam mit uns den Tod seines Sohnes, der über Sonnenwenden hinweg mein treuester Gefährte war. Die Stute hört auf den Namen Feera und der Hengst wird Najak genannt. Kannst du reiten?«
    »Oh … nicht besonders gut«, antwortete Elischa ehrlich und immer noch erstaunt über Madhrab und seinen Umgang mit den Wildpferden. »Ich bin zu Fuß weit besser unterwegs.«
    »Dann wirst du es lernen«, meinte Madhrab. »Es ist nicht schwer, anfangs vielleicht ein klein wenig schmerzhaft für die Schenkel. Du solltest sie dir dick mit Fett einreiben, bevor wir weiterziehen. Hier …«, er reichte ihr zwei Lederstücke, »… binde diese morgen um die Innenseite deiner Beine. Das wird helfen. Mach dir keine Sorgen, Feera wird dir beim Reiten eine große Hilfe sein.«
    »Du meinst, ich soll mich auf den Rücken eines ungezähmten Wildpferdes setzen?«, wandte Elischa mit Entsetzen ein. »Willst du die Pferde denn nicht vorher zureiten?«
    »Ihren Willen brechen? Nein!«, erwiderte Madhrab. »Das wird

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