Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
Seil bei dir. Sag mir jetzt bitte nicht, du wirst dein Tarsalla erneut einsetzen«, sagte Elischa.
»Das wird nicht nötig sein. Hab Geduld! Wir warten, bis sie von selbst kommen. Ich habe sie bereits gehört. Die Wildpferde sind auf dem Weg.«
Elischa lachte herzhaft. »Da können wir warten, bis wir alt und grau geworden sind. Aber in Ordnung, solange wir hier an diesem schönen Ort zusammen sind. Mir soll es recht sein. Lass uns einfach ein wenig länger hierbleiben.«
Die Vorstellung, ein wildes Pferd käme freiwillig zu ihnen, um sich fangen und reiten zu lassen, belustigte sie. Madhrab hingegen blieb vollkommen ernst. Offenbar hatte er zur Verwunderung Elischas keinen Scherz gemacht. Das Feuer brannte inzwischen und spendete ihnen angenehme Wärme und Licht. Elischa staunte anerkennend, als Madhrab mit bloßen Händen vier dicke Fische aus dem Bach zog. Der Fang war so schnell erfolgt, dass Elischa die Handbewegungen des Lordmasters kaum hatte sehen können. Jeder Versuch war sofort von Erfolg gekrönt gewesen.
Er nahm die Fische fein säuberlich aus, steckte sie auf lange Holzspieße, bestrich sie mit Salz, Kräutern und anderen Gewürzen aus dem Vorratsbeutel der Orna und reichte sie schließlich an Elischa weiter, damit diese sie über dem Feuer braten konnte. Schnell stieg ihnen ein anregender Duft in die Nase. Elischa hatte Hunger, und auch wenn sie das Gefühl bisher verdrängt hatte, beim Anblick der Fische wurde ihr das bohrende Knurren im Magen wieder sehr schnell bewusst.
Als die Fische verspeist waren und sich ein wohliges Gefühl der Sättigung eingestellt hatte, nahm Madhrab Elischa an der Hand und führte sie einige Schritte von der Lagerstätte weg. Die Abenddämmerung hatte eingesetzt. In dieser Gegend konnten sie das wundervolle Schauspiel einer vollständigen Sonnenfinsternis ungestört genießen. Der Wind hatte in den Horas des Abends aufgefrischt und ließ Elischa frösteln. Madhrab zog sie an sich, legte seinen Mantel um ihren Körper und küsste sie zärtlich. Sie schloss die Augen und genoss die wärmende Nähe des Bewahrers und seine wohltuenden Berührungen. Wäre sie in der Lage gewesen, die Zeit anzuhalten, sie hätte es ohne Zögern getan.
»Ich liebe dich«, flüsterte Madhrab, »so sehr, dass es mich zuweilen schmerzt.«
»Mir geht es ebenso«, seufzte Elischa zur Antwort. »Ich will mir nicht vorstellen, wie es sein wird, wenn wir erst in unseren Häusern verweilen und getrennt werden. Ich möchte am liebsten sterben, wenn du den Eid ablegst und das Band mit einer meiner heiligen Schwestern knüpfst.«
»Das wird nicht nötig sein«, sagte Madhrab überraschend. Die Zeit, Elischa die Wahrheit zu beichten, war gekommen: »Ich muss dir etwas gestehen, was ich dir bislang verschwieg, um dich vor Unbill zu schützen. Mit etwas Glück und wenn alles wie geplant eintreten wird, dann werde ich den Eid für dich ablegen und das Band mit dir knüpfen. Es ist der Wunsch der heiligen Mutter. Boijakmar hat dem zugestimmt.«
»Was?« Elischa zitterten die Knie. Sie musste sich setzen und wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Einerseits fiel ihr ein Stein vom Herzen und sie hätte ganz Kryson umarmen können. Andererseits war sie verärgert, weil ihr Madhrab die Wahrheit verschwiegen hatte. »Das sagst du mir erst jetzt? Du lässt mich den ganzen Weg im Ungewissen?«
»Elischa, ich durfte dir diese Information nicht geben«, antwortete Madhrab. »Wenn es nicht so kommen sollte, hätte ich einen schweren Fehler begangen. Das Vorgehen wurde mit Boijakmar kurz vor der Schlacht geplant, um einer Anordnung des Regenten zu entgehen. Mir gefiel die Vorstellung anfangs überhaupt nicht, den Eid aus rein taktischen Gründen abzulegen. Das Spiel um die Macht ist nicht das meine. Zu jenem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass du diejenige sein würdest, der ich die Treue schwören sollte. Mittlerweile denke ich anders darüber, denn es ist letztlich meine Bestimmung als Bewahrer. Mein größtes Glück war, dass die heilige Mutter ausgerechnet dich auserwählt hat, um mir ihre Entscheidung mitzuteilen, dich, um mit mir das Band zu knüpfen. Den Eid für dich abzulegen, ist etwas Besonderes. Es wird mir eine wahre Freude und ein tiefes Bedürfnis sein. Glaube mir, wir sind füreinander bestimmt.«
»Das glaube ich nicht nur, das weiß ich«, berichtigte Elischa, »obwohl deine Worte wenig schmeichelhaft klingen. Ich verstehe deine Bedenken. Es ist die Ungewissheit, die dich plagt. Wir sind noch
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