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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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und Madhrab war im Moment kaum Platz für trübsinnige, furchtsame Gedanken an die vagen Schrecken einer ungewissen Zukunft. Zu hell strahlte ihre Liebe über der Dunkelheit und erwärmte ihre Sinne durch wahrhaftiges Glück. Ein Gefühl, wie es nur selten zu finden war.
    Im Haus des hohen Vaters und der heiligen Mutter wartete ohnehin nichts anderes als Pflichten auf sie, die in ihren frisch verliebten Augen durchaus noch ein klein wenig zurückstehen konnten. Sie weigerten sich, offen daran zu denken. Und doch wussten sie insgeheim, dass diese Wanderschaft durch ihre Heimat wahrscheinlich die letzten unbeschwerten Momente bedeuteten, die sie in ihrem Leben auf diese Weise gemeinsam verbringen durften.
    An manchen Tagen ihrer Reise nagte die Eifersucht an Elischa und die Orna litt. Jene Tage brachten eine angespannte Stimmung mit sich. Anders als die übrigen Tage und Nächte, wenn sie sich eng umschlungen in den Armen lagen und unbefangen liebten.
    Der Lordmaster hatte Elischa von Anfang an im Ungewissen gelassen, welche Orna die heilige Mutter für den Eid des Bewahrers ausgewählt hatte. Elischa platzte fast vor Neugier. Sie versuchte, ihm das eisern gehütete Geheimnis mit allen möglichen Tricks zu entlocken. Nichts schien zu fruchten. Er ließ sich nicht erweichen. Weder die süßesten, verführerischsten Verlockungen noch der gelegentliche Entzug von Zärtlichkeiten, den sie meist selbst nicht lange durchhielt, vermochten den Lordmaster zu überzeugen, ihr den begehrten Namen zu nennen.
    Madhrab schien sich in ihrer Wahrnehmung sogar einen Spaß daraus zu machen, sie in ihrer Unwissenheit und Eifersucht zappeln zu sehen. Darin täuschte sie sich jedoch in ihm. Er litt, wie sie selbst nicht schlimmer leiden konnte, und hätte sich ihr nur allzu gerne anvertraut. Es sei nur zu ihrem Besten und Schutz, nahm er an, wenn er sie nicht über den Brief der heiligen Mutter aufkläre. Nicht jetzt, jedenfalls. Zu viel war passiert und konnte mitunter noch geschehen, was die Entscheidung über die Wahl des richtigen Bewahrers für Elischa infrage zu stellen vermochte.
    Wie hätte sie auch ahnen können, dass ausgerechnet sie diejenige sein würde, welche besiegelt durch den Eid und nach den Vorstellungen der heiligen Mutter in die Obhut des Lordmasters Madhrab gegeben werden sollte.
    Hätte sie es gewusst, ihr Herz wäre vor Freude in die Luft gesprungen. Elischa wollte Madhrab nicht mit einer anderen Orna teilen müssen, obwohl sie wusste, dass ihre leidenschaftliche Beziehung eigentlich unmöglich und nach den Regeln beider Orden strengstens verboten war. Ein Bruch des Verbotes wurde schwer bestraft, wenn der Frevel der Liebe erst bekannt wäre.
    Lordmaster Madhrab war sich nicht sicher, was ihn nach der Rückkehr in das Haus des hohen Vaters erwartete. Es waren einige Dinge vor und während der Schlacht vorgefallen, die ihn bei böswilliger Auslegung schwer belasten konnten und die mit Sicherheit gegen die strengen Regeln des Ordens der Bewahrer verstoßen hatten.
    Overlord Boijakmar stand auf seiner Seite – so viel immerhin war in seinen Augen sicher. Ein starker, väterlicher Freund, auf dessen Rat er sich immer verlassen hatte. Doch Madhrab hatte sich in mehrerlei Hinsicht gegen den ausdrücklichen Wunsch des Regenten gestellt und ihm seine Dienste als Bewahrer verweigert. Eine solche Ablehnung konnte der Regent nicht ohne Weiteres hinnehmen. Er würde gewiss Druck auf die Bewahrer und den hohen Vater ausüben. Madhrabs Verhalten musste Konsequenzen haben, unabhängig davon, ob sein Handeln nun richtig oder falsch war. Es fragte sich nur, auf welche Art und Weise der Regent Genugtuung fordern würde.
    Madhrab befürchtete, der Einfluss und die Stellung der Bewahrer im Lande könne insgesamt in Mitleidenschaft gezogen werden. Im besten Fall hätte es der Regent tatsächlich nur auf ihn persönlich abgesehen. Wenn ihm Haluk Sei Tan und dessen Anhänger Schlechtes wollten, fänden sie mit List und Tücke etwas Passendes, das ihn in erhebliche Schwierigkeiten brächte. Immerhin hatte er das Heer in weiser Voraussicht aufgelöst und nach Hause geschickt, statt mit den siegreichen Klankriegern direkt nach Tut-El-Baya zu ziehen. Der Verzicht auf einen Triumphzug durch die Hauptstadt könnte den Zorn des senilen Regenten mildern, der die Stärke des Bewahrers Madhrab und dessen Charisma als schwere Bedrohung für seine eigene Funktion ansah. Möglicherweise sogar nicht ganz zu Unrecht, denn der Lordmaster war

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