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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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das Alter des Fleisches halte ich für zweifelhaft. Ihr müsst wissen, der Krieg forderte viele Opfer in letzter Zeit, die Zeiten sind hart, das Schlachtvieh wurde knapp und der Wirt muss sehen, wo er bleibt … nun … ich meine … kaum jemand würde es bemerken, wenn …«
    Bei dem Gedanken an das Unaussprechliche verging Sapius beinahe der Appetit. Pafilia hätte besser geschwiegen, denn nun war es ihm unmöglich, den Bohneneintopf zu bestellen. Trotz seines großen Hungers und knurrenden Magens hätte er keinen Bissen davon herunterbekommen.
    »Ich nehme die Brotsuppe, wenn es Euch recht ist. Mit einem Stück Käse, wenn es geht. Und einen Krug von Eurem Wein. Aber bitte nicht dieses gestreckte Zeug, das einen in das Reich der Schatten zu schicken vermag, jedoch mindestens schwerstes Schädelbrummen auslöst«, sagte Sapius rasch.
    »Sehr wohl. Ich denke, das lässt sich für Euch einrichten, mein Herr«, erwiderte Pafilia lächelnd und zwinkerte ihm aufreizend zu. Sie griff sich das Tablett und kehrte mit wiegenden Hüften zum Tresen zurück, um Sapius’ Bestellung aufzugeben.
    Sapius sah ihr gedankenverloren nach. Er war bei Weitem nicht der Einzige unter den Gästen des »silbernen Baumwolfs«, dessen Blick ein klein wenig zu lange auf den Rundungen der Frau kleben blieb, wie er beschämt feststellen musste.
    Über die harten, vernarbten Gesichtszüge des Wirtes huschte der Hauch eines kurzen Lächelns, als Pafilia mit ihm über die Wünsche des neuen Gastes sprach, und Sapius sah, wie er ihr mit fettigen Fingern die Wange tätschelte, was den Magier leicht irritierte. Wahrscheinlich war der Bohneneintopf nur knapp geworden und sie wollte ihn durch ihre offene, vertrauliche Art auf die noch reichlich vorhandene, weit weniger schmackhafte Brotsuppe des Vortages lenken. Wenn es denn so sein sollte, war ihr dieser kleine Trick bestens gelungen und Sapius prompt darauf hereingefallen.
    Raffiniertes Luder, dachte er und überlegte sich, ob er nicht umbestellen sollte. Er ließ es sein, denn wenn sich ihre Andeutungen später doch bewahrheiten sollten und er irgendwann davon erführe, würde ihm noch Monde später davon übel werden. Außerdem hatte sich der bösartige Gedanke an die Fleischeinlage bereits bildlich bei ihm festgesetzt und ließ sich nicht mehr ohne Weiteres vertreiben. Also blieb er bei der Brotsuppe. Wenigstens würde sie heiß sein und ihn aufwärmen, hoffte Sapius.
    Nach einer Weile kehrte Pafilia zurück und stellte ihm einen Krug randvoll mit dunkelrotem, schwerem Wein und einen hölzernen Becher auf den Tisch. »Das ist der beste Wein, den wir haben. Er kommt aus dem Süden von den Vulkanhängen und hat einen lieblichen Geschmack«, sagte sie freundlich. »Ich mag ihn sehr gerne, lasst ihn Euch schmecken. Die Suppe und der Käse kommen gleich.«
    »Danke.« Sapius antwortete mit einem schiefen Lächeln und ließ sich einen ersten Becher mit dem Wein vollschenken.
    Der Wein mundete Sapius tatsächlich, auch wenn er ihm sehr schnell in den Kopf stieg und seine Sinne benebelte. Als Pafilia nur wenig später mit der dampfenden Brotsuppe an den Tisch zurückkehrte, fragte Sapius sie nach einem Zimmer, in dem er übernachten konnte.
    Pafilia schüttelte bedauernd den Kopf. Alle Zimmer waren bereits überbelegt: »Tut mir leid, aber ich kann Euch höchstens anbieten, in der Wirtsstube auf dem Boden oder im Stall bei den Pferden zu übernachten.«
    Das war nicht unbedingt die Antwort, die er sich erhofft hatte. Er hatte sich bereits auf ein einigermaßen bequemes und von Ungeziefer weitestgehend freies Bett gefreut. Doch der erste Becher Wein hatte ihn mutig gemacht und so fragte er Pafilia ohne lange Umschweife freiheraus: »Und was ist mit Eurem eigenen Zimmer? Könnte ich nicht bei Euch schlafen?«
    »Warum nicht, mein Herr? Das ist eine Frage des Preises, den Ihr bezahlen wollt. Da solltet Ihr aber besser meinen Vater fragen. Er steht dort hinten am Tresen und lässt mich keinen Moment aus den Augen. Ihr seid nicht der einzige Gast an diesem Abend, der mich das gefragt hat«, antwortete Pafilia und zwinkerte Sapius erneut zu.
    Erst jetzt fiel Sapius auf, dass der Mann hinter der Theke dieselbe Haarfarbe hatte wie Pafilia. Die Vorstellung, diesen ungemein übel gelaunt wirkenden Schankwirt nach einer Übernachtungsgelegenheit im Bett seiner Tochter zu fragen, bereitete Sapius Kopfschmerzen, ließ seinen Mut sinken und die Aussicht auf eine angenehme Nacht deutlich verblassen. Schade, daraus wird

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