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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Geschöpf gehörten für Sapius nicht zu den bevorzugten Gefährten seines Nachtlagers. Überhaupt verabscheute er die Baumwölfe, die er für eine üble Laune der Natur hielt. Welcher missmutige Kojos hatte sich nur diese schwarzpelzigen, bösartigen Kreaturen einfallen lassen? Sie stellten eine tödliche Gefahr sowohl für harmlose als auch für bestens gerüstete Wanderer dar. Es waren Bestien, die in ihrem Aussehen, Wesen und Verhalten zwischen einem riesenhaften Wolf und einem Großaffen anzusiedeln waren. Sie lebten tief in den Wäldern und insbesondere auf den Bäumen. Des Nachts war ihr eindringliches Heulen zu vernehmen, das jeden vernünftigen Durchreisenden vom Schlaf abhalten musste. Sie galten als äußerst aggressiv, gierig, stets blutdurstig, angriffslustig und kannten offenbar keine Angst. Mancherorts wurde ihnen eine außerordentliche Intelligenz nachgesagt, insbesondere wenn es um ihr Jagdverhalten ging. Soweit Sapius gehört hatte, gab es kein Zurück, kein Entrinnen und kein Erbarmen, wenn sie erst einmal Blut gerochen oder gar geleckt hatten. Sie unterschieden dann weder Freund noch Feind, was meist in einer an Grausamkeit und Rage kaum zu übertreffenden Schlacht um die auserwählten Opfer gipfelte. Zuweilen wurde erzählt, dass sich die Baumwölfe in ihrem schier unstillbaren Blutrausch sogar gegenseitig töteten.
    Bislang war Sapius von der Konfrontation mit einem Rudel verschont geblieben. Ihm hatte schon die Begegnung mit einem wilden, von seinem Rudel verstoßenen Einzelgänger gereicht und immer noch steckte ihm der Schrecken in den Knochen. Ein Einzelgänger hatte kaum Überlebenschancen, sollte es ihm nicht gelingen, sich innerhalb weniger Tage wieder einem Rudel anzuschließen. Und das bedeutete stets Kampf um Rang und Revier. Der Baumwolf hatte ihn bedroht und mit seinen messerscharfen Zähnen und den riesigen klauenbewehrten Händen gefährlich um sich gebissen und geschlagen. Das lang gezogene Maul hätte ihn einige Male beinahe erwischt. Die Klauen waren ihm bedenklich nahe gekommen. Am Ende hatte er jedoch Glück gehabt und den Baumwolf im letzten Moment mit seinem Stab vertreiben können.
    Sapius atmete erleichtert auf. Hoffentlich konnte er noch eine warme Mahlzeit und ein einigermaßen sauberes Zimmer für die Nacht ergattern. Läuse, Flöhe und Bettwanzen waren zwar ebenfalls nicht nach seinem Geschmack, aber sie waren ihm immer noch lieber als die Gesellschaft eines Rudels Baumwölfe. Plagegeister, die auf der Wanderschaft bei eingeschränkter Hygiene nur schwer wieder loszuwerden waren. In den letzten Tagen waren sie ihm das eine oder andere Mal untergekommen.
    Die Schenke »Zum silbernen Baumwolf« befand sich im Südosten, ziemlich am äußeren Rand des Faraghad-Waldes. Ein ungewöhnlicher Ort für eine Wirtsstube. Sapius bewunderte den Mut des Betreibers, selbst wenn die Schenke eine reiche und nicht versiegen wollende Grube an Anunzen sein sollte. Andererseits waren die Reisenden froh, wenn sie an einem zwar seltsamen, aber zumindest vor wilden Tieren und geisterhaften Waldläufern einigermaßen sicheren Ort rasten konnten. Dafür nahmen viele sogar die Gesellschaft etwas unheimlich anmutender und Furcht einflößender Zeitgenossen in Kauf.
    Der »silberne Baumwolf« war deswegen zu jeder Sonnenwendenperiode gut besucht. Wer zu spät im Gasthaus eintraf, hatte Mühe, noch ein angemessenes Zimmer für die Nacht zu bekommen. Nicht selten musste der unmittelbar daneben liegende Stall für eine Übernachtung zusammen mit den untergestellten Pferden, einigen Schweinen und Kühen herhalten. Auf unerklärliche Weise war der »silberne Baumwolf« von den Schrecken des Krieges verschont geblieben. Offenbar hatten sich die Rachuren nicht dafür interessiert oder sie waren einfach nur andere Wege gegangen. Ein unerhörtes Glück, wie Sapius fand.
    Sapius streifte sich die Kapuze seines grauen Gewandes über den Kopf und trat aus der Dunkelheit zielstrebig auf die Lichtung hinaus. Sein treues Pferd führte er hinter sich her. Seine freie Hand verbarg er unter dem weiten Ärmel seines Gewandes. Er sah aus wie ein junger, nach dem Glauben der Kojos suchenden Anwärter der Praister auf der ersten Wanderschaft durch den Kontinent. Sapius versicherte sich vorsichtshalber, dass die Pferde der beiden zuvor gesichteten Reiter nicht im Stall waren, und stellte sein eigenes Pferd unter. Endlich an der Tür zur Gaststube angelangt zog er diese auf und blieb für einen Moment auf der Schwelle

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