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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Ihr wisst, befinden wir uns an der Grenze der Klanlande. Das Riesengebirge ist nicht mehr weit entfernt. Wir sind der letzte Außenposten sozusagen. Auf der anderen Seite der Schlucht beginnt das Land der Bluttrinker, was Ihr unschwer an den zahlreichen aufgespießten Schädeln entlang des Weges erkennen könnt. Das ist Boijakmars Werk. Die Köpfe seiner einstigen Gefährten säumen den Weg der Erinnerung. Ja, seht mich nicht so verwundert an, unser hoher Vater war nicht immer der besonnen handelnde, väterliche Freund, wie wir ihn heute kennen und schätzen. Sein Leben kannte viele Schattenseiten und eine davon war sein unerbittlicher Krieg gegen Quadalkars Kinder, der in einer viele Sonnenwenden dauernden persönlichen Fehde endete. Am Ende übte er nur noch Vergeltung. Er war nahe dran, der Dunkelheit zu frönen. Das hat Spuren hinterlassen. Ein finsteres Kapitel, darf ich wohl sagen, über das Ihr wohl besser den Mantel des Schweigens legen solltet, wenn Ihr im Haus des hohen Vaters verweilt. Was Ihr hier seht, sind die abgeschlagenen Köpfe der Abtrünnigen und vieler anderer, die sich Quadalkars Familie während der Kämpfe unfreiwillig angeschlossen hatten. Aber Ihr müsst verzeihen, ich schweife ab. Ihr fragtet nach den Kriechern. Die Kriecher sind echte Bluttrinker. Sie gehören damit unzweifelhaft zu Quadalkars Familie. Die Niedrigsten der Niederen zwar, aber durchaus gefährlich. Ein Biss von einem Kriecher – und Ihr werdet unweigerlich selbst zu einem solchen. Dieses Schicksal wünsche ich noch nicht einmal meinem ärgsten Feind. Kriecher haben keinen eigenen Verstand; sie leben ausschließlich von der Gier nach frischem Blut. Sie stammen von den einfachen Kindern Quadalkars oder eben von den Kriechern selbst ab und bilden wegen ihres ausgezeichneten Geruchssinns oft die Vorhut, wenn die Bluttrinker auf Beutezug gehen. Ihren Namen haben sie von ihren kriechenden Bewegungen auf allen vieren. Erstaunlich ist allerdings eine besonders ausgeprägte Fähigkeit: Kriecher sind ausgezeichnete Kletterer; es wäre keine Überraschung, wenn Ihr einmal einen von ihnen an glatten Wänden oder gar an einer Decke kriechend erblicken solltet. Sie haken sich mit ihren Krallen fest und ihre Bewegungen gleichen der einer Spinne. Es heißt, die Kriecher seien mehr Werkzeug als eigenständige Wesen. Ich habe auch gehört, dass Quadalkar oft selbst unter den Kriechern aufräumen soll und sie angeblich sogar tötet, wenn es gar zu viele werden. Dennoch gehorchen sie ihm bedingungslos. Sie sind die eigentliche Gefahr unter den Bluttrinkern, denn sie verbreiten sich rasend schnell wie eine Seuche. So wenig Verstand sie auch haben mögen, sie sind stark und schnell. Wie auch immer, die Kriecher kommen nachts aus ihren Verstecken heraus und schleichen auf der Suche nach Opfern um unsere Hütte. Sie heulen, flehen und betteln um Einlass. Es ist ein erbärmliches Gewimmer. Habt Ihr die Kratzspuren an der Tür und den Wänden bemerkt? Das waren die Kriecher. Sie kratzen sich Nacht für Nacht die Finger blutig, weil sie unbedingt hereinwollen. Die Witterung nach dem Blut der Sonnenreiter macht sie verrückt. Doch wehe dem, der ihrem Klagen nachgäbe! Derjenige und mit ihm wahrscheinlich alle anderen wären für immer verloren. Solange wir alle das Richtige tun und aufpassen, können sie uns in der Hütte nichts anhaben. Zu meinem großen Bedauern haben wir erst kürzlich einen unserer Sonnenreiter verloren, der das Heulen der Kriecher nicht mehr aushielt. Er ging nach draußen, um sie zu erschlagen. Schwer verletzt und so gut wie blutleer kehrte er zu uns zurück. Als die Verwandlung begann, haben wir ihn von seinem Leiden erlöst und seinen Körper restlos verbrannt.«
    »Ich weiß nicht … womöglich wollt Ihr uns bloß einen Schrecken einjagen. Ich glaube, die Bluttrinker oder Kriecher gibt es nicht wirklich und unser Auftrag ist eine einzige Farce«, antwortete Drolatol wenig überzeugt von der Geschichte.
    »O doch, es gibt sie und nicht wenige davon«, lächelte der Letztgänger. »Ihr werdet es sehen, hören und fühlen. Wartet nur, es kann nicht mehr lange dauern.«
    »Macht Euch nichts daraus. Drolatol glaubt nur, was er mit eigenen Augen gesehen hat. Aber bitte, erzählt uns mehr über die Bluttrinker. Ihr scheint eine Menge Wissen gesammelt zu haben«, warf Renlasol neugierig ein.
    »Mag sein«, knurrte Zachykaheira, »nach nahezu fünfzehn Sonnenwenden an diesem trostlosen Ort musste das Wissen über den Feind irgendwann

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