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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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weiter sie sich vom Flusslauf des Rayhin entfernten und den vor ihnen liegenden niedrigeren Ausläufern der Berge näher kamen. Mit jeder Hora des Rittes änderte die umliegende Landschaft und mit ihr die Vegetation nun ihr Aussehen.
    Je weiter sie in den Norden vordrangen, desto mehr säumten Steinbrocken und sogar kleinere Felsen den Weg, die es zu umgehen galt. Die sanften und nur spärlich mit Büschen oder vereinzelt mit Laubbäumen bewachsenen Grashügel der Ebenen entlang der nördlichen Uferseite des Rayhin hatten sie längst hinter sich gelassen und gegen eine karge, durch schmale Schluchten und Geröllabhänge zerklüftete Landschaft eingetauscht. An den Hängen und zwischen den Felsen wuchsen meist Nadelbäume, die von Wind und Wetter gebeugt und schief gewachsen waren. Unmittelbar dahinter ragten die hohen Berge des Riesengebirges mit ihren schroffen, steilen Felswänden bedrohlich und dunkel auf.
    An diesem Tag hatten sich die Berge in einen dicken Mantel aus Dunst und Wolken gehüllt, der einen Blick auf die schneebedeckten Gipfel verwehrte. So urtümlich und roh die Landschaft auch wirkte, übte sie doch eine Faszination und Schönheit aus, die für den Betrachter nur schwer erklärbar war.
    Vielleicht war es die Nähe des Riesengebirges, dessen mächtige Felsformationen einen Sterblichen unweigerlich klein und unbedeutend wirken ließen. Oder die unermessliche Höhe, die sich gleichzeitig gewaltig und bedrückend auf die Sinne niederschlug. Weit warfen die Berge ihre Schatten ins Land hinein und hielten das wärmende Licht der Sonnen zurück. Vielleicht waren es die vielen versteckten Schlupfwinkel und Höhlen, die sich hinter jeder Biegung verborgen hielten und deren oft durch Gestrüpp überwucherte, enge Eingänge nur grob erahnen ließen, welche Schrecken einen Besucher in der Dunkelheit dahinter erwarteten. Wie weit die Höhlen mit ihren verzweigten Gängen sich tatsächlich in die Tiefen oder sogar bis zu den Bergen und womöglich in die Höhen wanden, wusste niemand. Oder es waren die alten, krummen Nadelbäume, an deren Zweigen sich haarige Moose festgekrallt hatten, die teils bis zum Boden reichten. Womöglich waren es die zerklüfteten Schluchten, in deren Grund sich reißende Bäche tief eingegraben hatten, die von zahlreichen Wasserfällen aus den Bergen gespeist wurden. In der Zeit der Schneeschmelze schwollen Bäche oft zu mächtigen Flüssen an, für die es keinen Halt gab, bis sie sich mit dem die Klanlande teilenden Rayhin vereinigt hatten. Die aus dem Riesengebirge kommenden kalten und niemals endenden Winde taten ein Übriges, um Reisende in dieser unwirtlichen Gegend schwer zu beeindrucken. Heulend und pfeifend bahnten sie sich ihren Weg durch Felsen, Bäume und Schluchten und spielten dabei zu einem lautstarken Konzert auf, das jedem durch Mark und Bein ging. Die Winde zerrten an Kleidung und Haaren, raubten Atem und Stimme, drangen selbst durch die dicksten Felle bis unmittelbar auf die Haut vor.
    Renlasol fröstelte und klapperte mit den Zähnen, obwohl er sich warm angezogen hatte und seinen Mantel stets eng geschlossen hielt. Den anderen erging es ebenso. Ein wärmendes Feuer in einer der umliegenden Höhlen oder zumindest in einer windgeschützten Felsennische hätte für kurze Zeit Abhilfe geschaffen. Aber sie mussten ohne Rast weiter, wenn sie noch vor Einbruch der Dunkelheit ihr Ziel, die Hütte an der Grenze, erreichen wollten. In dieser Gegend eine Nacht im Freien zu verbringen, war weder für Renlasol noch für irgendjemand anderen erstrebenswert.
    So ritten sie eisern weiter, Wind und Witterung trotzend, bis sie schließlich vor Beginn der Abenddämmerung die Hütte erreicht hatten. Von hier aus wollten sie tagsüber ihre Suche nach Quadalkar beginnen und die Nächte im Schutz und unter dem Dach der Hütte verbringen.
    Die Hütte war aus Steinen und Holz gebaut worden. Mörtel und Sand hatten für die feste Verbindung der unregelmäßig geschlagenen Steine gedient. Offene Fugen und kleinere Ritze waren mit Stroh und Kuhmist abgedichtet worden. Die Grenzhütte machte einen sehr stabilen und behaglichen, wenn auch nicht unbedingt sehr geräumigen Eindruck. Selbst an den Einbau von Fenstern war gedacht worden.
    Boijakmar hatte offenbar keine Kosten gescheut und mit normalen Mitteln kaum bezahlbares geschliffenes Kristallglas in die hölzernen Rahmen einsetzen lassen, die eine gute Sicht nach außen zugelassen hätten, wenn sie denn regelmäßig geputzt worden wären. Die

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