Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
Verborgenen halten sollte, dann wird er ab und an speisen müssen. Nicht irgendeine Mahlzeit. Nein, er wird frisches Blut brauchen. Ein riskantes Unterfangen für euch, sich als Mahlzeit anzubieten, wenn ihr mich fragt. Viel zu gefährlich. Es kann euch das Leben kosten oder euch für immer verändern. Es fällt mir daher schwer, euch dies tatsächlich zu raten. Aber von mir aus … ihr müsst selbst wissen, was für euch am besten ist. Von Zeit zu Zeit taucht in der Gegend ein Todeshändler mit seinen Wagen auf, der die Bluttrinker angeblich in regelmäßigen Abständen mit frischem Blut in Form junger Frauen und Männer versorgt. Das ist offiziell natürlich streng verboten, bringt allerdings immense Gewinne. Wenn Jafdabh bei einer seiner Lieferungen auf frischer Tat erwischt wird, dann wird es ihm schlecht ergehen. Ein Schattenurteil oder eine Spießung wären noch glimpflich. Aber dieser Jafdabh ist sehr gerissen und kennt alle geheimen Wege in und durch das Land. Trotz vieler Versuche, ihn festzusetzen, konnten wir seiner nicht habhaft werden. Nicht während eines Verkaufs – und das wäre Voraussetzung für eine offizielle Anschuldigung und Verurteilung. Jedenfalls solltet ihr nach ihm Ausschau halten. Bringt ihn dazu, dass er euch mitnimmt und an die Bluttrinker verkauft. Er soll einem klimpernden Beutel Anunzen angeblich nur schwer widerstehen können. Wie ihr aus dieser Falle allerdings ohne Schaden wieder entkommen wollt, ist mir ein Rätsel.«
»Wisst Ihr, wie der Todeshändler seine Ware bis zum Verkauf ruhig hält? Die Opfer werden sich doch nicht freiwillig den Bluttrinkern anbieten wollen«, hakte Yilassa nach, die den Vorschlag als durchaus annehmbar erachtete.
»Ihr kennt Jafdabh, Yilassa«, sagte Zachykaheira, »er verkauft berauschende und die Sinne betäubende Essenzen und Kräuter schon an die Kinder unseres Landes. Wenn er nicht gerade unterwegs ist und Waffen oder Klan verkauft. Einige seiner Essenzen schaffen eine geradezu tödliche Abhängigkeit. Eine Sucht, von der es keine Heilung mehr gibt. Auf diese Weise macht er seine Ware gefügig. Es wäre ein Wunder, wenn sie auch nur die Hälfte des Weges bewusst mitbekämen.«
»Ich hätte es mir denken können«, rief Yilassa empört.
Pruhnlok und Renlasol starrten beschämt auf die Holzdielen im Boden der Hütte. Immerhin kannten sie den Todeshändler, der ihnen ein Kraut verkauft hatte. Yilassa hatte den Vorfall leider nicht vergessen, was ihnen ihr kritischer Seitenblick verriet.
»Nur Jafdabh bringt so etwas fertig. Dieser skrupellose, nimmersatte Mörder. Wir werden uns ihm nicht anvertrauen.«
»Langsam, Yilassa«, erwiderte Zachykaheira. »Jafdabh ist ein Klan und er ist in der Tat ein Todes händler . Aber … er ist in seinen Kundenkreisen bekannt dafür, seine Vereinbarungen stets einzuhalten. Die Zuverlässigkeit höchstselbst, könnte man sagen. Er hat einen zwar zweifelhaften, aber durchaus guten Ruf als Händler zu verlieren. Ich glaube nicht, dass ihr eine andere Wahl habt. Entweder Jafdabh führt euch zu ihm oder ihr werdet Quadalkar niemals finden. Sucht Jafdabh und überzeugt ihn, dann seid ihr einen guten Schritt weiter. Und wenn ihr den Händler finden solltet, dann bestellt ihm von mir, dass ich ihn eines Tages erwischen und höchstpersönlich spießen werde.«
Ein fürchterliches Scharren und Kratzen an der Tür unterbrach die Erwägungen des Letztgängers und ließ die Gefährten prompt aufhorchen. Die Nackenhaare standen jedem von ihnen sofort zu Berge. Von den Bewohnern der Hütte beinahe unbemerkt waren die Sonnen von Kryson untergegangen und hatten der Nacht unvermittelt Platz gemacht. Sie hatten die Zeit vergessen.
»Was bei allen Kojos ist das für ein fürchterliches Geräusch?«, fragte Drolatol.
»Das sind die Kriecher«, antwortete Zachykaheira. »Und ... das ist erst der Anfang. Sie schleichen um die Hütte und wollen herein. Sie trauen sich aber nicht einzudringen, solange ein Bewahrer die Hütte bewohnt. Und doch treibt sie ihr unstillbarer Hunger nach Blut immer wieder hierher. Ihr gewöhnt Euch besser gleich daran, denn das Schauspiel erwartet Euch nun jede Nacht. Am besten, Ihr haltet Euch von den Fenstern fern, wenn Ihr heute Nacht gut schlafen wollt.«
»Aber Ihr seid doch ein Bewahrer. Könnt Ihr die Kriecher denn nicht vertreiben?«, fragte Renlasol.
»Junge ... ich mag zwar steinalt sein, aber ich bin nicht dumm oder senil. Dort draußen treibt sich eine ganze Menge Kriecher herum. Vielleicht
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