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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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könnte ich einige von ihnen tatsächlich vertreiben, doch wenn mich auch nur einer von ihnen beißt, bin ich erledigt. Ich verspüre keinerlei Lust, ewig als alter Kriecher durch die unwirtlichen Lande zu krabbeln. Eher sterbe ich«, erwiderte Zachykaheira.
    Die Kriecher jammerten, bettelten und flehten. Ein erbärmliches Schauspiel. Renlasol hielt sich die Ohren zu. Ohne Erfolg. Das Gekreische und Gejammer der nach Blut Dürstenden drang durch Mark und Bein. Ihre Finger kratzten ein ums andere Mal unaufhörlich an der Tür und den Wänden der Hütte entlang, bis sie blutig waren. Es klang gerade so, als ob sie sich durch das massive Holz zu ihren Opfern vorarbeiten wollten. Plötzlich wurde es still. Zwei Pfiffe gellten kurz hintereinander durch die Nacht. Renlasols Herz pochte lautstark bis zu seinem Hals. Er dachte, jeder in der Hütte und sogar die Kriecher draußen vor der Tür könnten das verräterische Herz schlagen hören. Den anderen erging es kaum besser. Nur Zachykaheira schien die Ruhe selbst und nippte gelassen an einem Becher heißen Kräutertee. Und doch – es mutete Renlasol seltsam an – vermied der Letztgänger tunlichst den Blick zu einem der Fenster. Ganz bewusst starrte er auf den aus seinem Becher aufsteigenden Dampf.
    »Was war das?«, fragte Renlasol, dessen Stimme zitterte.
    »Ärger«, antwortete Zachykaheira düster.
    »Ärger? Was meint Ihr damit?«, hakte Renlasol rasch nach.
    »Die Königskinder pfeifen die Kriecher zurück. Sie befinden sich auf der Jagd. Wahrscheinlich hat sich außer euch noch irgendein armer Narr hierherverirrt. Verhaltet euch ruhig und bleibt von den Fenstern weg«, brummte Zachykaheira.
    »Aber ... wir müssen ihm doch helfen«, flüsterte Renlasol.
    »Es ist zu spät. Wir können nichts mehr unternehmen. Warten wir, bis der Spuk vorbei ist«, antwortete Zachykaheira.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Renlasol, »wie könnt Ihr hier in aller Ruhe sitzen und Tee trinken, während draußen womöglich Klan geschlachtet werden? Ist es nicht Eure Aufgabe, die Grenze zu schützen und Übergriffe durch die Bluttrinker zu verhindern?«
    Renlasol hatte einen wunden Punkt getroffen. Der Letztgänger stand auf, warf dabei den Stuhl um, packte Renlasol am Kragen und zog ihn zu sich hoch. Seine strengen Augen bohrten sich in die des Knappen, der eingeschüchtert den Kopf senkte.
    »Na schön«, fuhr ihn Zachykaheira verärgert an, »dann geht zum Fenster und seht hinaus, wenn Ihr mir nicht glaubt. Dummer Junge. Seht, was dort draußen vor sich geht, und lernt.«
    Renlasol nahm all seinen Mut zusammen, löste sich aus Zachykaheiras Griff und sah zum Fenster hinaus. Das zum Glück genügend Licht, um sich einen ersten Überblick zur Lage zu verschaffen. Vor der Hütte kauerten unzählige Kriecher auf allen vieren und warteten. Sie waren nackt und verhielten sich auf eine gespenstische Weise ruhig. Ihre haarlose Haut wirkte ledern und war durchscheinend-milchig-weiß, mit vielen Adern durchzogen, die sich im Licht des Mondes wie dunkle Tätowierungen auf ihren Körpern abzeichneten. Ihre kahlen Schädel glänzten, als wären sie jüngst mit Fett eingerieben worden. Unter einer leicht nach vorne gewölbten, wulstigen Stirn ohne Augenbrauen saßen tief in den Höhlen dunkle, blutunterlaufene Augen, aus denen der Hunger und die Gier nach Blut sprachen. Einige von ihnen wiegten ihre verkrümmten Körper in gleichmäßigem Rhythmus hin und her. Lange, leicht nach unten gebogene Krallen zierten Hände und Füße. Mancher der Kriecher hielt den Mund halb geöffnet, weshalb Renlasol die spitzen gelben Reißzähne gut erkennen konnte. Er zählte sechs Zähne oben, wobei die Eckzähne etwas länger als die Vorderzähne waren, und sechs unten. Das Gebiss der Kriecher war zweifelsohne eine tödliche Waffe.
    Wie ein Rudel Bluthunde, die auf ihren Anführer warten, dachte Renlasol. Aber Zachykaheira hatte recht. Es waren einfach zu viele, um einen Kampf unverletzt überstehen zu können. Vielleicht einhundert Kriecher oder mehr. Lordmaster Madhrab müsste jetzt hier sein, ging es Renlasol weiter durch den Kopf, er würde sie bestimmt in einem einzigen Angriff hinwegfegen.
    Gerade als er seinen Gedanken beendet hatte, erspähte der Knappe in einiger Entfernung die schemenhaften Silhouetten zweier Gestalten, die sich an den Händen hielten. Als sich die beiden Wesen Hand in Hand und langsamen Schrittes der Hütte näherten, konnte Renlasol besser erkennen, um wen es sich handelte. Er

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