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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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einzige Tür war aus massivem, mit schwerem Eisen beschlagenem Holz gefertigt worden. Von außen sah die Tür ziemlich mitgenommen aus; die blutigen Kratzspuren ließen sich selbst aus der Entfernung gut erkennen.
    Ein dick mit Stroh, Moosen und Steinen abgedichtetes Dach, aus dem ein rauchender Schornstein ragte, hielt den lästigen Wind und andere Unannehmlichkeiten ab. Außerdem zeigte der Rauch den Gefährten, dass die Hütte bewohnt war.
    Jemand hatte sich die Mühe gemacht, an der südlich gelegenen Außenwand Unmengen von Holzscheiten zu spalten und aufzureihen. Mit diesem Vorrat konnte die Hütte mindestens zwei harte Winter lang ordentlich warm gehalten werden. Unmittelbar an das Gebäude angeschlossen befand sich ein kleiner Stall, dessen Türen verschlossen waren. Die Geräusche, die aus dem Stall kamen, ließen darauf schließen, dass sich einige Tiere im Stall befanden. Renlasol konnte zweifelsfrei Hühner dem Gegacker, Schweine ihrem Geruch und Kühe ihren Lauten nach zuordnen. Ziemlich sicher standen auch einige Pferde im Stall.
    Hinter der Hütte führte eine lange, schmale Hängebrücke aus Holz und Seilen über eine Schlucht auf die andere Seite. Die Schlucht sah tief aus. Renlasol hatte das ungute Gefühl, dieser Abgrund habe keinen Boden, als er die beinahe senkrecht abfallenden, sich in der Dunkelheit verlierenden Felswände mit den Augen verfolgte. Die Schlucht schien das Tageslicht zu verschlucken. Auf der gegenüberliegenden Seite begann unzweifelhaft das Land der Bluttrinker, was an den zahlreichen auf Pfählen aufgespießten Schädeln am Ende der Brücke zu erkennen war.
    Jeder Sonnenreiter kannte die Legenden, die sich um die zur Abschreckung aufgestellten Totenköpfe rankten. Denn viele der Toten waren einst ihre Kameraden gewesen. Als stolze Sonnenreiter waren sie mit Boijakmar gegen die Bluttrinker ins Feld gezogen. Keiner von ihnen – außer Boijakmar selbst – war jemals wieder zurückgekehrt. Sie hatten ihr Leben und ihre Seele an Quadalkar und seine Kinder verloren. Das Fleisch war inzwischen längst verrottet und von Würmern und Krähen geholt worden. Nunmehr erinnerten nur noch die von der Witterung blank geputzten, vergilbten Schädelknochen an den damaligen Kampf und Boijakmars wütende Vergeltung.
    Froh, nicht sofort über die Brücke gehen zu müssen, banden sie ihre Pferde vor der Hütte an und Yilassa klopfte zaghaft an die Tür. Es dauerte nicht lange, da schob sich von innen eine kleine, schmale Klappe auf die Seite. Renlasol konnte dahinter ein Augenpaar erkennen, das auf sie gerichtet war.
    »Wer seid Ihr und was wollt Ihr?«, fragte eine raue Stimme.
    »Wir sind Sonnenreiter«, antwortete Yilassa und hielt ihre goldene Spange gut sichtbar vor den Sehschlitz, »ich bin Kaptan Yilassa. Meine Begleiter heißen Drolatol, Pruhnlok und Renlasol. Wir sind im Auftrag des Bewahrers Lordmaster Madhrab zu Euch gekommen und suchen eine sichere Unterkunft. Lasst uns ein, dann erklären wir Euch unsere Mission.«
    »Hm … wartet einen Augenblick«, antwortete die Stimme.
    Die Klappe wurde lautstark zugeschlagen. Sie konnten sich von der Tür entfernende Schritte und Stimmengemurmel aus dem Inneren der Hütte hören. Nach einer Weile näherte sich jemand wieder schlurfenden Schrittes der Tür und die Klappe öffnete sich erneut. Ein anderes, dunkles Augenpaar erschien und sah sich aufmerksam um. Die Augen sahen leicht getrübt aus und waren von tiefen Furchen und Falten umgeben.
    »Yilassa?«, fragte eine tiefe, alte Stimme. »Seid Ihr es wirklich?«
    »Aber ja doch, nun macht schon die Tür auf, Master Zachykaheira«, lachte Yilassa, die den alten Letztgänger sofort an den Augen und der Stimme erkannt hatte. »Euch hatte ich am allerwenigsten hier erwartet. Ich dachte, Ihr wärt längst zu den Schatten gegangen, um Eure müden Knochen auszuruhen. Stattdessen schlagt Ihr Euch an der Grenze mit Bluttrinkern herum.«
    »Pah«, antwortete Zachykaheira und schob krachend einige Riegel zur Seite, um die Tür zu öffnen, »ein junges, hübsches Ding und immer noch so frech wie früher, als sie auf meinem Schoß spielen durfte. Ich und müde? Mit meinen mittlerweile neunundachtzig Sonnenwenden schlage ich selbst mit der linken Hand und auf einem Bein stehend immer noch jeden Sonnenreiter. Jedenfalls alle der hier Anwesenden.«
    »Das glaube ich Euch gerne, alter Zausel«, frotzelte Yilassa und lachte, »ich freue mich aufrichtig, Euch zu sehen.«
    Knarrend öffnete sich die Tür, deren

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