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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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zusammenzucken. Er hatte das Gefühl, als zielten sie absichtlich auf seine ohnehin stark strapazierten Nerven. Die Wirkung des Gifts ließ mittlerweile langsam nach und hob die Lähmung Stück für Stück wieder auf. Baijosto kannte die Wirkung nur allzu gut. Er hatte dieses Mittel selbst des Öfteren auf der Jagd angewandt, wenn er das Überleben eines Tieres sicherstellen wollte.
    Zuerst erwachte sein Gehirn zu Leben und danach würden die einzelnen Glieder und Muskeln beweglich. Erst der kleine Finger, dann ein Zeh, und einige Horas später würde er sich frei bewegen können. Wie lange er schon besinnungslos auf dem mit Blättern angerichteten Lager in einer schlicht ausgestatteten Hütte lag, konnte er nur ahnen. Es mussten einige Tage gewesen sein, wenn er sich an die Wirkung dieses speziellen Lähmungsgiftes richtig erinnerte. Die Kopfschmerzen würden noch Tage andauern und ihn daran hindern, einen klaren und vor allem vernünftigen Gedanken zu fassen. Er wusste, wer ihm die Pfeile zielsicher ins Fell geschossen hatte.
    »Ikarijo!« Er hatte den Freund also schließlich doch noch gefunden. Schon als sich dieser damals verabschiedet hatte, war ihm bewusst gewesen, dass eine Begegnung anders ablaufen würde, als sie dies in besseren Tagen ihrer Freundschaft gewohnt waren.
    »Du bist endlich wach«, sagte die vertraute Stimme des Freundes, »normalerweise machen wir kurzen Prozess mit Baumwölfen, die unser Lager überfallen. Bei dir habe ich eine Ausnahme gemacht, nachdem ich erkannt hatte, wer mich da wütend auffressen wollte. Zur Vorsicht haben wir dich an dein Lager gefesselt. Wir wussten nicht, ob der Krolak wegen des Giftes in dir die Oberhand gewinnen könnte. Verzeih die Unannehmlichkeiten, aber es ging nicht anders.«
    »Ich hatte gewiss keinen Hunger auf das Fleisch eines Naiki und dessen Klanfrauen. Aber ich musste mich vergewissern, nachdem ein Späher von der Siedlung berichtete«, antwortete Baijosto.
    »Ach ja, ich vergaß, dass du mit einem wilden Rudel Baumwölfe durch die Wälder ziehst. Nicht zu vergessen, das größte Rudel, das es wahrscheinlich je gegeben hat. Dürfte nicht leicht sein, die hungrige Meute zufriedenzustellen in diesen Tagen – oder sollte ich besser in diesen Nächten sagen. Wir finden selbst kaum genug zu essen, und mit jedem Tag wird es schwieriger, ausreichend Beute zu erlegen.«
    »Es ist und bleibt schwierig. Ich werde mich wohl nie daran gewöhnen.«
    »Das solltest du auch nicht, Baijosto«, meinte Ikarijo. »Wenn du dich damit abfindest, wird der Krolak in dir stärker, und am Ende gibt es nur noch diese Bestie und keinen Baijosto mehr, der mit mir und seinem Bruder die Wälder durchstreift. Ich nehme an, du hattest Schwierigkeiten in der Siedlung?«
    Baijosto brauchte auf die Frage nicht antworten. Der Freund verstand ihn auch so, denn seine Augen verrieten, wie traurig und verzweifelt er über die verlorene Sicherheit der Siedlung war, die ihn zu einem Leben zwang, das er nicht führen wollte.
    »Das musste früher oder später so kommen«, versuchte Ikarijo den Freund zu trösten, »sie sind alle stur und starrköpfig. Das waren sie schon immer. Neue Ideen wurden abgeschmettert, bevor sie überhaupt zu Ende gedacht waren. Veränderungen wurden gemieden, als ob sie, gleichgültig wie schwer sie wogen, zum sofortigen Ende der Naiki führen würden. Verdammt, Baijosto. Früher oder später wäre unser Volk so oder so ausgestorben. Schon vorher zeichnete sich ab, dass uns frisches Blut fehlte und die Geburten zurückgingen oder zuletzt vollständig ausblieben. Die Naiki bekamen keine Kinder mehr. Über kurz oder lang wäre dies der unweigerliche Untergang gewesen. Hingegen sieh dich hier bei uns um. Ich war fleißig und fruchtbar, und das sage ich nicht ohne einen gewissen Stolz. Vier Kinder wurden hier im Lager geboren, seit mich der innere Rat fortgeschickt hat. Sie sind alle von mir und tragen das Blut eines echten Naiki in sich. Schau sie dir an und achte auf ihre Augen!«
    »Das hätte ich mir denken können, dass du in dieser Hinsicht nicht untätig bleibst, und leichtes Spiel hast du dazu. Die Frauen werden dich als ihren Retter vergöttern, mehr noch als sie den Kojos Opfer darbringen.«
    »Ich lade dich gerne ein, hier bei uns zu verweilen, wenn du das möchtest. Ob es allerdings klug wäre, dass du den Versuch machst und dich zu einer der Frauen legst, da bin ich mir nicht so sicher. Du könntest den Fluch an deine Kinder weitergeben, was wir zu vermeiden

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