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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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suchen.«
    »Schön …das verstehe ich, und es lag keineswegs in meiner Absicht, auch wenn es sich gleich zur Begrüßung wie eine Ablehnung anhört«, Baijosto klang niedergeschmettert und betrübt, »… sollte es mich allzu sehr drücken, werde ich mir eines Tages doch ein Baumwolfweibchen vornehmen. Das ist wohl mein Schicksal bis zum Ende meiner Tage.«
    »Du verrückter Waldläufer bist zu Scherzen aufgelegt«, lachte Ikarijo, dem alleine bei der Vorstellung, eine Baumwölfin zu beschlagen, die Haare zu Berge standen.
    »Das wäre schön, aber tatsächlich verhält es sich anders. Ich bin ein Gestaltwandler, auf dem ein Fluch liegt, und wie du schon richtig angemerkt hast, trage ich mich mit der Sorge, was mit meinen Nachkommen geschehen wird. Die Verantwortung ist groß. Wenn ich ehrlich bin, zu groß für mich. Ich werde sie nicht tragen wollen und angesichts der Bürde lieber auf den Nachwuchs verzichten.«
    »Eine kluge Entscheidung!«, sagte Ikarijo, mit einem leisen Bedauern für den Freund in der Stimme. »Ich denke, wir können dich jetzt von den Fesseln befreien. Versprich mir vorher, dass du dein Wort hältst und keinen Angriff gegen uns führst. Ich verlange, dass du dich weder in unserem Lager noch außerhalb in der Nähe in einen Krolak verwandelst. Reine Sicherheitsmaßnahme, mein Freund.«
    »Das verspreche ich, es sei denn, die Verwandlung wäre für die Rettung des Lagers im Fall einer akuten Bedrohung notwendig. Das schwöre ich beim Leben meines Bruders, der mir das Wichtigste in meinem Leben ist«, schränkte Baijosto das verbindliche Versprechen leicht ein.
    »Gut!«, antwortete Ikarijo. »Damit kann ich leben.«
    Der Waldläufer kniete sich vor Baijostos Lagerstätte, sah dem Freund tief in die Augen und schnitt daraufhin mit einem Jagdmesser in einer einzigen, gekonnten Handbewegung die Fesseln entzwei. Der Krolak war frei.
    Baijosto besichtigte das Lager in Begleitung Ikarijos und musste dabei feststellen, dass Ikarijo gemeinsam mit den Klanfrauen hervorragende Arbeit geleistet hatte. Die ganze Erfahrung des Naiki-Jägers war in den Aufbau geflossen, was unschwer an den stabil gebauten Holzhütten zu erkennen war. Die Frauen begrüßten das neue Gesicht freudig, war er doch die erste Abwechslung seit ihrer Befreiung und eine attraktive Erscheinung noch dazu. Die meisten von ihnen hatten ihre Ängste mittlerweile abgelegt und wirkten befreit. Ikarijo hatte alles darangesetzt, dass sie ihr Lachen wiederfanden. Dies war ihm ohne Zweifel gelungen. Baijosto konnte sich sehr gut vorstellen, unter ihnen zu leben. Er fühlte sich auf Anhieb wohl, denn statt Ablehnung schlug ihm Freude und echtes Interesse entgegen. Vielleicht fände er hier eine zweite Heimat, die ihm die verloren gegangene Geborgenheit unter Freunden wiederbrachte. Aber die Hoffnung auf ein solches Leben war gering, wahrscheinlich wussten sie nicht, was er tatsächlich war und welche Gefahr er für sie und ihre Kinder darstellte.
    Für mich ist es besser, wenn ich mich mit dem Leben eines Gestaltwandlers und der in zwei Welten gespaltenen Persönlichkeit anfreunde. Für eine Seite entscheiden kann ich mich nicht, ohne mich selbst zu verlieren. Der Krolak wird immer wieder durchbrechen, wenn ich mich für den Naiki entscheide, selbst wenn ich ihn kontrolliere. Entscheide ich mich für das Rudel und den Krolak, würde ich über kurz oder lang nur noch der Anführer der Baumwölfe sein. Doch das will ich auf keinen Fall , dachte der Waldläufer bei sich.
    Um das Lager herum waren unsichtbare Alarmfallen angebracht, die jeden Eindringling sofort an das Lager meldeten. Ohnehin war die Tarnung des Lagers sehr gut gelungen. Obwohl es in einer Mulde am Waldboden errichtet worden war, konnte man selbst auf die nächste Entfernung nur schwer erkennen, dass es sich um eine Ansammlung von Hütten handelte. Von oben aus den Baumwipfeln war das Lager kaum auszumachen. Baijosto wunderte sich darüber, dass einer seiner Späher aus dem Rudel überhaupt eine Siedlung entdeckt hatte. Offensichtlich waren die Baumwölfe schlauer und vor allem aufmerksamer, als er angenommen hatte. In mancherlei Hinsicht hatte er in den vergangenen Monden immer wieder Überraschungen im Rudel erlebt. Das ärgerte ihn, weil die Baumwölfe dadurch unberechenbar für ihn blieben und weiterhin schwer zu führen waren.
    Ikarijo berichtete ihm, dass die Baumwölfe mehrere Angriffe auf das Lager versucht hatten, nachdem Baijosto durch das Gift in den Lähmungsschlaf

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