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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Krieges Glauben. Doch der Lordmaster war sich sicher, hätten sie den Fleischer Jakkard gekannt, sie hätten ihren ärgsten Feind vielleicht in einem anderen, gnädigeren Licht gesehen.
    Eines Tages war Jakkard die Beschaffung der Schlachttiere zu teuer geworden und er war auf die Idee gekommen, seinen Kunden Klanfleisch anzubieten. Anfangs war dies nicht aufgefallen. Er hatte stets nur kleine Portionen und Stücke von seiner Familie verkauft, die ihm lästig geworden war und somit unter dem Schlachtbeil sterben musste. Frau und Kinder, drei an der Zahl, wanderten auf die Verkaufstheke. Hatte er das Fleisch seiner Opfer getrocknet, geräuchert und stark gewürzt, war der Unterschied nicht zu bemerken. Seine Gier nach Anunzen und der zunehmende Geschäftserfolg hatten Jakkard schließlich maßlos werden lassen. Er verzichtete gänzlich auf das Schlachten von Tieren und spezialisierte sich stattdessen auf die nächtliche Jagd nach seinen Mitbürgern. Besonderen Gefallen hatte er an dem zarten Fleisch junger Mädchen gefunden, die er zuerst schändete, bevor er sie zur Schlachtbank führte. Eine Serie schrecklicher Morde erschütterte Eisbergen zu jener Zeit, denn mit zunehmender Dauer war Jakkard nicht nur nachlässig, sondern auch wählerisch geworden. Er tötete aus Spaß und um seinen sexuellen Trieb zu befriedigen. Dieser Hang wurde ihm schließlich zum Verhängnis. Bei seiner Festnahme tötete er drei Eiskrieger, mehrere Stadtwachen und verletzte weitere Beteiligte schwer, bis er von einem einzigen Eiskrieger zu seiner Verblüffung überwältigt und niedergeschlagen wurde. Der Eiskrieger verwundete den Fleischer dabei schwer. Das entschlossene Gesicht dieses Kriegers würde Jakkard nie vergessen. Sein Name war Warrhard gewesen. Ein Anführer der Eiskrieger, wie er später erfahren hatte. Sie hatten den Schlachter nach seiner Genesung von den Verletzungen und einer kurzen Anhörung und Verhandlung vor dem Fürsten direkt nach Harrak gebracht, und nun verweilte er seit mehr als drei Sonnenwenden als uneingeschränkter und bislang unangefochtener Herrscher im Lager Harrak und sann auf Rache. Hätte Jakkard gewusst, dass Warrhard in der Schlacht am Rayhin gefallen war, er wäre vor Wut und Enttäuschung über die entgangene Möglichkeit, die ersehnte Rache zu nehmen, ausgerastet.
    Chromlion war dem Schlachter aufgefallen, als dieser einen Mithäftling, der ihm zu nahe gekommen war, mit bloßen Händen tötete. Die Geschwindigkeit des Bewahrers hatte ihn beeindruckt. Außerdem war ihm der Getötete ohnehin ein Dorn im Auge gewesen. Der Lordmaster musste allerdings schnell feststellen, dass es nicht alleine die Tat war, die Jakkard auf ihn aufmerksam werden ließ. Der blonde Neuankömmling war trotz der Narbe in seinem Gesicht ein schöner und stattlicher Mann, der bei den Lagerinsassen mangels anderer Alternativen so manch Begehren weckte. Und Jakkard war auf der Suche nach einer neuen Braut, da kam ihm Chromlion gerade recht.
    Der Fleischer schmeichelte ihm, versuchte ihn mit kleinen Geschenken zu umgarnen und bot ihm schließlich seinen persönlichen Schutz an. Einen besseren Beschützer im Lager hätte er sich nicht wünschen können. Niemand im Lager wagte es, Jakkards Lieblinge anzurühren. Doch der Schutz und das Überleben hatten einen hohen Preis. Hätte er die Avancen des Schlachters abgelehnt, wäre ihm ein Todfeind sicher gewesen. Die Nachteile und Demütigungen gegen die Vorteile einer solchen Beziehung abwägend, hatte er dem Drängen des Lagerkönigs von Harrak nachgegeben und schwor sich jeden umzubringen, der von dem Handel um sein Leben wusste, und – sollte er eines Tages aus dem Lager entkommen – ihn als Liebhaber des Schlachters entlarven konnte. Die Lüsternheit Jakkards war ihm zuwider. Anfangs waren die Erniedrigungen für den Bewahrer aus fürstlichem Hause schwer zu ertragen und er sträubte sich mit Händen und Füßen dagegen, doch das machte den Fleischer wild und die Sache schlimmer. Die Vertrauten des Fleischers hielten den Bewahrer fest, wenn er sich wehrte. Ein ums andere Mal musste er dem Fleischer zur Hand gehen, wann immer dieser nach seinen Diensten verlangte und seine Triebe befriedigen wollte. Schweigend ertrug er die Brutalität eines Schwerverbrechers, der ihn Nacht für Nacht vor den Augen anderer Häftlinge nahm und ihm rücksichtslos Schmerzen bereitete. An manchen Tagen konnte der Bewahrer kaum aufrecht gehen, geschweige denn sitzen. Er blutete, und das Gefühl, an Leib

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