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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Angriffsposition, jederzeit bereit, seinen Gegner mit der Klinge zu durchbohren und sich den Weg mit Gewalt freizukämpfen. Er durfte keine Zeit verlieren. Während er sich überlegte, wie er den riesenhaften Todsänger am besten überwinden sollte, begann das Schwert erst an der Spitze und schließlich an der gesamten Klinge zu glühen. Blaue und gelbe bis ins Orange und Rot schimmernde Flammen züngelten an der Klinge entlang. Der Yasek hätte das brennende Schwert beinahe vor Schreck fallen lassen, bis er fühlte, woher das Glühen stammte und wer es verursachte. Ihm wurde heiß und er begann zu schwitzen. Haffak Gas Vadar, mein Freund, dachte Calicalar, ich eile, um dir in der höchsten Not beizustehen. Aber ich muss einen schweren Gegner überwinden. Halte aus, das Drachenfeuer wird dich schützen.
    »Ich brauche dich, Calicalar«, hörte der Yasek leise und fern die Stimme des Drachen Haffak Gas Vadar im Geiste, »… und die Drachen brauchen mich. Ich bin schwer verwundet und zu erschöpft, um die Heimreise nach Gafassa im Flug zu beenden. Hol mich aus dem Ostmeer heraus. Du findest mich in der Nähe der Küste unweit des Seelenbruchs. Das Wasser brennt, also folge dem Feuer.«
    Das brennende Schwert beeindruckte den Todsänger schwer. Dardhrab machte, für Calicalar überraschend, einige Schritt zurück, als ob er sich vor Feuer fürchtete. Der Yasek nutzte die Gelegenheit und setzte nach. Beinahe panisch drehte sich der Riese um und rannte Schutz suchend zu Nalkaar, der sich noch immer mit dem Gesang mühte und bereits die ersten Erfolge erntete. Die Seelen der ersten Tartyk kamen wie von selbst zu Nalkaar und ließen die seelenlosen Hüllen ihrer Besitzer liegen. Das war eine neue Erfahrung für den Todsänger, hatte er sich doch bislang immer selbst darum bemühen müssen, die Seelen seiner Opfer aufzusammeln. Das musste an dem verbesserten und weit intensiveren Gesang liegen, den er auf dem Weg nach Gafassa im Bewusstsein über den in den Flammen der Pein empfundenen Schmerz komponiert hatte. Noch während er sang, verschlang er einige Seelen vor den entsetzten Augen des Yasek. Ein gespenstisches Bild zeigte sich im Geiste Calicalars, in dem er ein überaus hässliches, dunkles Wesen, das aussah wie ein Toter, beobachten konnte, das über seine Stadt herrschte und Drachen sowie Tartyk versklavt hatte. Nichts Gutes brachten die beiden Fremden nach Gafassa, das ahnte er; sie hatten das Drachensterben ausgelöst und Valkreon getötet. Calicalar griff an. Er wollte und durfte nicht länger zulassen, dass sich die Todsänger die Seelen seines Volkes einverleibten. Wenige Schritte trennten ihn von Nalkaar und dessen Begleiter, die er in Windeseile überwunden hatte. Allerdings hatte er damit gerechnet, der Hüne werde weiterhin den Rückzug antreten. Darüber hatte er sich getäuscht. Überraschend warf sich Dardhrab dem Drachenreiter in den Weg, um Nalkaar vor der brennenden Klinge zu schützen. Calicalar und Dardhrab prallten zusammen, dass dem Anführer der Drachenreiter für einen Augenblick die Luft zum Atmen wegblieb. Doch der Yasek hatte Glück im Unglück. Das Gewand seines Gegners fing Feuer, als es mit der Klinge in Berührung kam. Hektisch um sich schlagend warf Dardhrab das brennende Gewand ab. Der Riese sah blass aus und unter seinen Augen hatten sich tiefe schwarze Ringe gebildet. Die Lippen schimmerten bläulich. Dennoch war der Yasek beeindruckt von der Statur des Todsängers. Er hatte keinen Zweifel mehr. Sein Gegner musste ein Krieger sein. Jedenfalls sah dieses muskelbepackte Monster für Calicalar gefährlich genug aus, um ihm normalerweise – selbst in einer Schlacht – besser aus dem Weg zu gehen.
    »Gebt Euer Vorhaben auf!«, schrie Calicalar, in dessen Händen zum weiteren Stoß bereit das Flammenschwert zitterte. »Seht Ihr denn nicht, was Ihr anrichtet? Es ist eine Katastrophe ohnegleichen. Die Drachen sterben. Ich flehe Euch an, kommt zur Vernunft und lasst es nicht so weit kommen.«
    Der Blick des Yasek folgte den Augen des Todsängers Nalkaar und wanderte über die Felsenstadt. Seine schlimmsten Befürchtungen wurden wahr. Er schrak zusammen, als ein Drachenturm mit lautem Getöse zusammenstürzte und die dort lebenden Drachen mit sich riss und unter den schweren Trümmern begrub. Ihre verzweifelten Schreie gellten durch die Stadt und zerrissen ihm das Herz. Plötzlich hielt der Todsänger mit seinem Gesang inne und sah den Anführer der Drachenreiter mit seinen toten Augen an.

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