Kryson 03 - Zeit der Dämmerung
befallenden Wahnsinns gestorben. Lediglich drei der Drachen waren bislang unverletzt geblieben.
»Wir holen Haffak Gas Vadar«, sagte der Yasek in Gedanken, »ich brauche Eure Unterstützung.«
»Du bist der Yasek«, antworteten sie einstimmig, »wir kommen mit dir, weil wir das Haffak Gas Vadar schuldig sind. Aber wir billigen nicht, was du erwägst. Wir wittern Verrat.«
»Das ist kein Verrat«, rechtfertigte sich Calicalar vor dem Rat der Alten, »ich werde mich für mein Volk und Euch opfern.«
»Du verrätst den Ältesten unter uns, um das Drachensterben zu verhindern, und du lässt dein Volk im Stich«, erwiderten die Drachen. »Denk nach, großer Yasek! Vielleicht ist es unser Schicksal, zu sterben. Haffak Gas Vadar hat das vorausgesehen und wir alle spüren es. Fühlst du es nicht auch?«
»Das darf nicht sein«, der Yasek klang verzweifelt, »alles, wofür unsere Vorfahren, die Drachenreiter und ich gelebt und gekämpft haben, soll in einem einzigen Moment untergehen? Ihr könnt leben, wenn einer stirbt. Und das werde ich sein.«
»Du willst es nicht verstehen, nicht wahr?«, warfen ihm die Drachen vor. »Die Zeit ist gekommen, in der wir Abschied nehmen und an den Ort unseres Ursprungs zurückkehren müssen. Es ist vorbei. Das Ende der Tartyk und der Drachen steht bevor. Die neuen Zyklen der Macht haben bereits begonnen. Es ist uns nicht bestimmt, daran teilzuhaben. Wirst du Haffak Gas Vadar verraten, nimmst du ihm die Möglichkeit, jemals mit uns zu kommen. Er wird der letzte Drache auf Ell sein und einem Herren dienen, der ihn für Übles benutzen wird, weil du es so willst. Denk nach, Yasek. Haffak Gas Vadar wird ohne Seele sein. Was mutest du ihm zu? Hat er das verdient?«
»Ich will nicht, dass es zu Ende ist. Es muss einen Weg geben, die Todsänger zu überwinden und Haffak zu befreien«, meinte Calicalar.
»Du denkst an Sapius. Schlau bist du, Yasek. Das müssen wir dir lassen. Aber wird er die in ihn gesetzten Hoffnungen auch erfüllen? Er hat dich schon so oft enttäuscht. Haffak Gas Vadar hält jedoch große Stücke auf ihn und hat ihn dem Rat empfohlen. Ihm hat er es zu verdanken, dass wir ihn aufgenommen haben. Wollen wir für Haffak Gas Vadar hoffen, dass du recht behältst.«
»Er ist meine einzige und letzte Hoffnung«, sagte der Yasek betrübt.
In Begleitung der beiden anderen unverletzt gebliebenen Drachen ritt Calicalar auf dem Rücken des einzig roten Drachen. Ihr Flug war rasend schnell und von der Angst getrieben, sie könnten zu spät kommen, den verletzten Haffak Gas Vadar aus dem brennenden Meer zu retten. Außerdem blieb Ihnen tatsächlich nur wenig Zeit, bis Nalkaar vorhatte, den verheerenden Gesang fortzusetzen. Als sie über die Klippe des Seelenbruchs flogen, konnten sie in der Dunkelheit der Dämmerung sofort das in Flammen stehende Meer erkennen. Das Feuer brannte gleißend hell. Dicke, schwarze Rauchwolken stiegen auf und ein beißender Geruch lag in der Luft.
»Drachenfeuer«, rief Calicalar den Drachen in Gedanken zu.
»Unverkennbar«, bekam er zur Antwort zurück.
»Haltet Ausschau! Haffak muss dort unten irgendwo sein«, befahl der Yasek.
Die Flugdrachen schwärmten aus und umkreisten die hoch ausschlagenden Flammen in einem weiten Bogen in entgegengesetzten Richtungen auf der Suche nach ihrem Gefährten. Calicalar hingegen flog mitten in das Feuer hinein. Die Drachenmagie schützte den Reiter vor der verheerenden Wirkung der Flammen. Trotzdem spürte der Yasek die sengende Hitze in seinem Gesicht, die Kehle und Nase austrocknete. Der Rauch brannte in seinen Augen und in den Lungen.
Das scharfe Auge des Flugdrachen machte den verletzten Haffak Gas Vadar zuerst aus.
»Dort ist er«, teilte der rote Drache dem Yasek seine Entdeckung freudig mit, »… und es sieht ganz danach aus, als ob er noch am Leben ist.«
Der Flugdrache ließ sich weiter in die Flammen absinken, damit der Yasek besser sehen konnte. Von Drachenfeuer vollständig umgeben erkannte Calicalar seinen verwundeten Freund auf dem Wasser schwimmend. Die Flügel hingen ausgebreitet, schlaff und zerfetzt an den Seiten herab. Aber der Kopf bewegte sich aufmerksam hin und her. Er hatte seine Gefährten bereits bemerkt und war froh, diese endlich zu sehen.
Während des Fluges standen die Drachen in ständiger Verbindung mit den anderen an der Rettungsaktion beteiligten Artgenossen, sodass jeder sehen und hören konnte, was der jeweils andere wahrnahm. Sie brauchten daher keine weitere Nachricht
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