Kryson 03 - Zeit der Dämmerung
Panik. Bilder blitzten in seinen Gedanken auf. Der Schrei eines Drachen ließ ihn erschaudern. Ein schrecklicher Kampf auf Leben und Tod. Das war es, was ihn zurückgebracht hatte.
Haffak Gas Vadar, dachte Calicalar entsetzt, wo bist du?
Mit jedem weiteren Gedanken festigte sich seine Befürchtung. Der schwarze Drache befand sich in tödlicher Gefahr und war schwer verwundet worden. Irgendwo in der Dunkelheit, umgeben von schrecklichen Feinden kämpfte der alte Gefährte in ungewohnter Umgebung um sein Leben. Calicalar hatte Mühe, sich eine klare Vorstellung zu verschaffen. Die Bilder waren undeutlich und wirr. Es war schwierig, sie richtig zusammenzusetzen. Und dennoch wusste Calicalar sofort, dass er etwas unternehmen musste.
»Wasser«, schrie Calicalar atemlos, »ich sehe Wasser. Haffak Gas Vadar kämpft unter Wasser. Bei der Macht aller Drachen, was soll ich tun? Zeig mir, wo du bist, mein Freund!«
Der Yasek war der Verzweiflung nahe. Wie sollte er dem Drachen helfen, wenn er nicht wusste, wo sich dieser befand und welcher Gegner ihm so schwer zusetzte? Die Sorge um den schwarzen Drachen ließ ihn beinahe vergessen, dass für die Drachenreiter in Gafassa eine womöglich noch viel größere Gefahr ihr Unwesen trieb. Der Anführer der Drachenreiter hatte sie am eigenen Leib zu spüren bekommen. Der Kampf um die Seelen strebte auf einen Höhepunkt zu. Calicalar packte sich das breite Schwert eines Drachenreiters, das am nächsten zu ihm stand, und verließ eilends das Haus. Vor der Tür stolperte er über einen in sich zusammengesunkenen Körper, dessen Gliedmaßen eigenartig verdreht waren. Aus dem verkehrt herum auf den Schultern sitzenden Kopf starrten den Yasek vor Entsetzen weit aufgerissene Augen an, aus denen jedes Leben zu den Schatten entschwunden war. Es war Valkreon.
Fassungslos verharrte Calicalar für eine Weile beim Anblick des ermordeten Freundes, bis sein Blick schließlich zu den vor seinem Haus um die Seelen der Tartyk singenden Mördern wanderte. Diese starrten den Anführer der Drachenreiter erschrocken und verwundert an. Offenbar hatten sie nicht damit gerechnet, dass ihnen der Yasek mit einem Schwert entgegentreten würde. Während der kleinere Todsänger, den der Yasek als ausgesprochen hager ausgemacht hatte, weitersang und sich sichtlich bemühte, die Wirkung des Gesanges weiter zu steigern, löste sich der Hüne aus der Starre und ging langsam mit erhobenen Händen auf Calicalar zu.
»Halt«, rief Calicalar befehlend, »keinen Schritt weiter! Ich werde Euch beide töten, wenn Ihr mir zu nahe kommt und den Gesang nicht augenblicklich beendet!«
Er erntete nur ein hohles Lachen des Hünen, der vor dem Drachenreiter keine Angst zeigte, so er denn in der Lage sein sollte, überhaupt eine solche zu empfinden. Der Yasek hatte jedenfalls gehörigen Respekt vor dem in einen Kapuzenmantel gehüllten Riesen, dessen Hände Pranken glichen, die nichts Gutes verhießen, wenn er sich den verrenkten Leichnam seines Freundes vor Augen führte.
»Bei der Macht der Drachen! Was wollt Ihr?«, begehrte der Yasek von Dardhrab zu wissen.
»Eure Seelen!«, brüllte der Hüne zur Antwort.
Immer wieder griffen die hungrigen Jäger des Meeres den furios kämpfenden Drachen an. Die Moldawars waren schnell und erstaunlich wendig für ihre enorme Größe. Aber Haffak Gas Vadar war ein uralter, erfahrener Drache, der sein Leben teuer verkaufte. Einen ihm zu nahe gekommenen Moldawar packte er mit den Krallen und riss ihm in einem Zug den Bauch auf. Sofort stürzten sich die übrigen Raubfische auf ihren schwer verwundeten Artgenossen und stillten ihren Heißhunger an seinem Fleisch. Der schwarze Drache wich dem Maul eines weiteren Moldawars aus und schnappte seinerseits unerbittlich zu. Der Raubfisch versuchte den mächtigen Reißzähnen zu entkommen, hatte sich jedoch für die falsche Richtung entschieden und blieb mit dem Hinterleib und der Schwanzflosse in den Kiefern des Drachen hängen. Haffak Gas Vadar teilte seinen Gegner in zwei Teile, ehe sich dieser seines Fehlers bewusst werden konnte. Ihm ging es nicht besser als seinem Gefährten zuvor. Kein Stück seines Fleisches ließen die Raubfische übrig. Der Drache steckte ein und teilte aus, aber er wusste genau, dass er nicht ewig auf diese Weise weiterkämpfen und bestehen konnte. Er musste sich befreien und an die Oberfläche zurück, um wenigstens Luft zu holen. Außerdem setzten ihm die Moldawars gewaltig zu. Insbesondere der größte Raubfisch
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