Kryson 03 - Zeit der Dämmerung
Bluttrinker über die Grenzen ihres Landes auf dem Wagen des Todhändlers Jafdabh. Er war froh, die einengenden Mauern der Burg des Quadalkar endlich zu verlassen. Seit seiner Verwandlung war er von einem Tatendrang und Blutdurst beseelt, den er nie zuvor gekannt hatte. Der Vater aller Bluttrinker hatte ihnen die Freiheit versprochen und eine Existenz im Überfluss. Doch was bedeuteten die Worte Quadalkars? Was erwartete sie in einem Belagerungskrieg gegen die Bewahrer. Renlasol erinnerte sich gut an die Stärke, Unerschrockenheit und Unbesiegbarkeit der Ordensmitglieder. Er war lange genug der Knappe eines Lordmasters gewesen, um zu wissen, wie gefährlich die Bewahrer sein konnten. In seinen Augen war Madhrab der fähigste Krieger von allen gewesen. Trotz seiner neu hinzugewonnenen Fähigkeiten und der nie zuvor gekannten Stärke überkam ihn bei der Vorstellung, gegen seinen einstigen Herren in den Krieg ziehen und womöglich kämpfen zu müssen, ein mulmiges Gefühl.
Der Wagentross holperte lautstark die steilen, felsigen Wege hinab ins Tal und wurde von offensichtlich äußerst geschickten Wagenlenkern selbst bei den in den Felsen gehauenen, abfallenden Kurven und Kehrtwenden nicht abgebremst, obwohl die hölzernen und mit Eisen beschlagenen Hinterräder vieler Wagen an diesen gefährlichen Stellen meist frei in der Luft über dem Abgrund hingen. Ein ums andere Mal befürchtete Renlasol, sie würden den Halt verlieren und mitsamt den übrigen Insassen die Felswand hinabstürzen. Aber er hatte dennoch Vertrauen zu dem Wagenlenker auf seinem Gefährt. Es war Drolatol, der sich für die Freunde und ihren gemeinsamen Auftrag aus freien Stücken in die Dienste des Todeshändlers gestellt hatte, um dessen Bedingungen zu erfüllen. Wie sinnlos dieses Opfer doch gewesen war. Am Ende waren sie doch alle vom Fluch des Bluttrinkers getroffen und verwandelt worden. Renlasol, Yilassa und Pruhnlok.
Drolatol war entsetzt gewesen, als er die einstigen Freunde unter diesen Umständen wiedergetroffen hatte. Der Bogenschütze der Sonnenreiter hatte sich Gedanken gemacht, als er die Gefährten verlassen musste, und gewiss befürchtet, dass sie sich in große Gefahr begaben. Aber dass es ihnen so ergehen würde und sie nach ihrer Begegnung mit Quadalkar nicht mehr dieselben waren, damit hatte er nicht gerechnet. Sie hatten sich in ihrem Aussehen und Wesen verändert.
Drolatol hatte sie kaum wiedererkannt. Die schöne und fröhliche Yilassa, die einst ein umwerfendes Lächeln und eine warme Ausstrahlung ihr Eigen nennen durfte, schritt dem Zug der Bluttrinker eisern und mit verbissenen Gesichtszügen voran. Ihre Mundwinkel waren nach unten gezogen. Die fettigen Haare klebten strähnig an ihrem Kopf und fielen ungepflegt die Stirn und Seiten herab. Sie wirkte blass und düster, unter den Augen hatten sich dunkle Ringe gebildet. Ihr Antlitz war kalt und hart. Und die Gier nach frischem Blut stand in ihren rot geäderten Augen geschrieben.
Quadalkar hatte sie auserkoren, seine Kinder in die Schlacht gegen den Orden der Sonnenreiter und Bewahrer zu führen. Sie war eine Kriegerin ohnegleichen, die einem Bewahrer in nichts nachstand. Mit ihrer verbesserten Wahrnehmung und den zusätzlichen Eigenschaften einer Bluttrinkerin konnte sie zur alles entscheidenden Waffe werden. Sie kannte darüber hinaus das Haus des hohen Vaters und der heiligen Mutter und würde Quadalkars Kinder zielsicher dorthin geleiten. Das Blutklingenschwert des Quadalkar trug die düstere Kämpferin wie eine Trophäe vor sich her. Decayar war der Name des gezackten Breitschwertes, das einst schon für und später gegen die Eisenhand Ruitan Garlak gekämpft hatte. Am schlimmsten war die Reaktion Drolatols auf das Wiedersehen mit Pruhnlok ausgefallen, wie Renlasol feststellen musste. Als Drolatol den Kriecher erblickt hatte, musste er sich sofort übergeben. Die Veränderung des Gefährten war ihm offensichtlich nahegegangen und hatte ihn im ersten Moment so überwältigt, dass er die Selbstbeherrschung verlor.
Zu Renlasols Füßen hatte sich der hungrige Kriecher zusammengerollt und jammerte leise vor sich hin. Das neu gekürte Königskind hatte sein Geschenk auf Anraten Quadalkars angekettet, um diesen zu mäßigen und Disziplin zu lehren. Auf mehreren Wagen, die sich hintereinander den Bergpfad hinuntermühten, transportierten sie Blutsklaven gleichzeitig als Proviant und Reserve für während der Belagerung auftretende Verluste. Renlasol hielt sich am hölzernen
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