Kryson 03 - Zeit der Dämmerung
Bewaffne die Frauen und Männer, die deinem Wort folgen. Stürze den Praister und beende die Barbarei, die er nach Ell zurückgebracht hat. Sie fürchten ihn, ja. Aber zeigt er eine Schwäche und fällt, werden die Klan über ihn herfallen und ihn davonjagen, sollten sie ihn bis dahin nicht getötet haben. Du könntest über Tut-El-Baya herrschen, Jafdabh.«
»Tja … ich weiß nicht einmal, ob ich das möchte. Ich bin es nicht gewohnt, auf der Bühne der Macht zu stehen. Zeit meines Lebens habe ich aus dem Verborgenen heraus agiert und die Fäden gezogen. Mir erging es nicht schlecht dabei. Staatsgeschäfte und Diplomatie sind nicht meine Welt.«
»Du könntest Getreue an deine Seite rufen und Berater ernennen, denen du vertraust und die dir einen Teil der ungeliebten Arbeit abnehmen. Du bist ein Händler, der von Natur aus diplomatisch sein muss. Ich bin mir sicher, die Staatsgeschäfte würden dir leichtfallen. Obwohl du mit den schrecklichsten Dingen handelst, habe ich niemanden kennengelernt, der so zuverlässig ist und sein Wort stets hält.«
»Tja … das ist ein Teil meines Lebens. Als Todeshändler wäre ich schlecht beraten, würde ich ein Versprechen nicht halten oder eine einmal eingegangene Verpflichtung nicht erfüllen«, merkte Jafdabh an.
»Ich bitte dich, Jafdabh. Nein, ich flehe dich an. Lass uns nach Tut-El-Baya gehen und es wenigstens versuchen. Ich helfe dir dabei. Mach, dass ich an dich glauben kann. Was kannst du dabei schon verlieren?«
»Tja … mein Geschäft, mein Leben, einen Teil meines Vermögens und meinen Ruf als Todeshändler. Das ist mehr, als du jemals gutmachen könntest, selbst wenn du mir bis zum Ende deines Lebens treu und ohne Bezahlung dienen würdest«, stellte Jafdabh nüchtern fest.
»Ich dachte, du suchst die Gefahr und die Herausforderung. Dies wäre die schwierigste Aufgabe, die dir je begegnen kann«, sagte Drolatol.
»Tja … wer weiß? Ich muss über deine Worte nachdenken. Lass uns noch einmal darüber reden, wenn wir unseren Auftrag für die Bluttrinker erfüllt haben.«
»Dann könnte es bereits zu spät sein. Bedenke, du hilfst dabei, deine eigene Welt zu zerstören.«
»Tja … das lässt sich nicht ändern. Wenn Ell deshalb untergehen sollte, geht es eben unter. Ich bin jedenfalls an mein Versprechen gebunden«, erwiderte Jafdabh betrübt.
Renlasol war über seinen einstigen Freund und Gefährten erstaunt. Auf diese Weise hatte er den eher als wortkarg geltenden Drolatol nie zuvor kennengelernt. Meist war der Sonnenreiter solchen Gesprächen bewusst aus dem Weg gegangen und hatte sich lieber um die Pferde gekümmert. Eine Leidenschaft, die der Bogenschütze selbst in den Diensten des Todeshändlers nicht abgelegt hatte, was unschwer an den gepflegten Zugpferden zu erkennen war. Ihr Fell glänzte, war fein säuberlich gestriegelt und sie machten einen wohlgenährten und kraftvollen Eindruck. Doch die Sorgen schienen Drolatol schwer zu drücken, dass er sich derart offen über seine Gedanken und geradezu gefährlichen Ideen ausließ. Ein Umsturz war immer ein Wagnis. Der Sonnenreiter suchte offensichtlich nach einem Ausweg. Es fiel Renlasol schwer, die Pläne des Todeshändlers und dessen Diener nachzuvollziehen. Sein Bewusstsein hatte sich seit seiner Verwandlung verändert und er empfand die Vorschläge zur Verbesserung der Bedingungen auf Ell als unpassend. Was glaubte Drolatol mit dieser Rede zu erreichen? In Renlasol staute sich Wut auf den alten Gefährten. Wie er über die Bluttrinker gesprochen hatte, missfiel ihm ganz und gar. Im Grunde stachelte der Sonnenreiter den Todeshändler zum Vertragsbruch gegen Quadalkar auf. Das war in seinen Augen Verrat an seinem Herren und Meister, an ihm selbst und am Ende an der Befreiung der Bluttrinker von den Fesseln ihres versteckten Daseins. Renlasol sah sich gezwungen zu handeln. Mangelnde Loyalität und Verrat mussten bestraft werden. Er durfte den Diener des Todeshändlers nicht beißen und dessen Blut trinken, sonst hätte er es längst getan. Quadalkar hatte – wie immer, wenn es um Jafdabh und dessen Bedienstete ging – strikte Anweisung gegeben, den Todeshändler diesbezüglich in Ruhe zu lassen. Offenbar war es dem Vater der Bluttrinker nicht gewahr, in welche Abhängigkeit er sich zu Jafdabh begeben hatte. Oder es war ihm bewusst und er nahm es billigend in Kauf, um sich die benötigten Blutsklaven und Waffen zu sichern. Auf Jafdabh war stets Verlass gewesen, wenn es um die Lieferung der dringend
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