Kryson 03 - Zeit der Dämmerung
Rahmen des Wagens fest und versuchte das mitunter starke Schaukeln des Wagens sowie die gelegentlich holprig über Steine hüpfende Fahrt auszugleichen und nicht von der Pritsche herabzufallen. Er schwieg und lauschte interessiert dem Gespräch des Todeshändlers Jafdabh und dessen Diener Drolatol, die erstaunlich vertraut miteinander umgingen, als ob sie sich schon eine halbe Ewigkeit kennen würden.
»Erkläre mir eines, Jafdabh«, sagte Drolatol. »Warum und wofür tun wir das alles hier? Ich meine, wir sind Nno-bei-Klan und wir helfen den Bluttrinkern, die Grenzen zu überschreiten und unser Land zu erobern. Sie werden ihre tödlichen Schrecken in die Klanlande tragen. Niemand kann sich mehr sicher sein. Sieh sie dir doch an mit ihren blassen toten Gesichtern und der Gier in ihren Augen. Sie dürsten nach Blut und wir versorgen sie mit Sklaven, die wir zuvor abhängig gemacht und deren Verstand wir mit Rauschmitteln ausgeschaltet haben. Die Armee der Bluttrinker wurde mit deiner und nun zu meiner Schande auch meiner Unterstützung aufgebaut. Eine Armee, vor der wir uns fürchten und schleunigst das Weite suchen sollten, statt ihnen in diesem Tross zu folgen und zu verpflegen.«
»Tja … nun«, Jafdabh räusperte sich, die Frage seines Dieners war ihm sichtlich unangenehm, »weißt du, das ist nicht einfach zu erklären. Ich wollte immer der Beste und Reichste unter allen Klan sein. Also nahm ich jedes Geschäft an, gleichgültig wie riskant oder schmutzig es auch sein mochte. Ich füllte eine Lücke, die sonst niemand bereit war zu schließen, und baute darauf meinen Erfolg auf. Für Gold und Anunzen, für wertvolle Gegenstände tue ich alles und bin bereit jeden zu töten, der sich mir in den Weg stellt. Vielleicht ist es mein Wesen, das mich nach immer mehr streben lässt. Ich bin ein Sammler, der niemals genug besitzen kann. Es ist nicht einfach, aufzuhören, wenn du erst einmal damit begonnen hast. Du wirst die Vorteile unseres Lebens zu schätzen lernen, dessen bin ich mir sicher. Wir sind Nno-bei-Klan. Na und? Spielt das eine Rolle, wer welchem Volk angehört? Ein Rachure ist nicht besser oder schlechter als ein Klan. Er lebt, denkt und hat eine Seele. In unseren Augen mag er wild und grausam sein. Er sieht für manch einen Klan schrecklich aus und benimmt sich nach unseren Vorstellungen und Regeln schlecht. Aber sie zahlen gut. Warum sollte ich nicht für sie arbeiten? Und die Bluttrinker? Ich sehe sie mir doch an, Drolatol. Arme verfluchte Geschöpfe, die sich über viele Sonnenwenden hinweg verstecken mussten, um nicht von den Bewahrern vernichtet zu werden. Sie sind Jäger und machen Jagd auf Klan und andere Lebewesen, weil sie das Blut zum Überleben brauchen. Verachten die Nno-bei-Klan sie deshalb, weil sie anders sind? Ist das Fressen-und-Gefressen-Werden etwa nicht üblich in unserer Welt? Quadalkars Kinder zahlen besser als die Rachuren und die Klan zusammen. Warum also sollte ich ihnen meine Dienste verweigern? Sie lassen mich in Ruhe, weil und solange ich für sie arbeite. Ich werde reicher und reicher, besitze zahlreiche Häuser, Waffen, viele Frauen und Männer und die wertvollsten Gegenstände, die du dir vorstellen kannst. Selbst die seltensten magischen Artefakte kann ich mir leisten. Mein Vermögen ist groß, sehr groß würde ich sagen, tja … ein bisschen größer als sehr groß, um nicht zu sagen … riesig … tja … wohl sogar mehr als das und wahrscheinlich inzwischen für viele Generationen nach mir schier unerschöpflich. Was soll daran schlecht sein?«
»Wozu brauchst du ein solch unermessliches Vermögen? Was fängst du damit an, außer Schätze in deinen Häusern, Kellern und Lagerhallen zu horten? Du könntest Gutes tun und sogar nach dem Sitz des Regenten greifen, wenn du das nur wolltest.«
»Tja … ähm … da hast du wohl oder übel recht«, meinte Jafdabh nachdenklich gestimmt, »das könnte ich fürwahr. Wer weiß, eines Tages, der Thron des Kristallpalastes könnte mich schon reizen, wenn ich genauer darüber nachdenke. Die Kristalle, das Glitzern. Ein Meisterwerk und ohne jeden Zweifel ein wunderschönes Möbelstück. Die Feste im Palast sind ebenfalls nicht zu verachten. Einmal – aber das ist lange her – durfte ich dabei sein, als ich dem Regenten eine gefällige Sklavin verkauft hatte. Es gibt viele schöne Frauen dort. Dir würden vor Staunen die Augen überlaufen, mein Freund. Aber mein Gold für die Armen und Kranken spenden? Nein, das ist nicht meine
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