Kryson 03 - Zeit der Dämmerung
abzugeben, um die übrigen Retter herbeizuholen. Nur wenig später stießen diese zum roten Drachen und machten sich sogleich daran, ihre Flughöhe rasch zu verringern und sich auf Meereshöhe herabzulassen. Sie landeten neben und vor Haffak Gas Vadar.
»Da seid ihr endlich. Ich bin glücklich euch zu sehen, kann aber nicht fliegen«, sagte der schwarze Drache. »Ihr müsst mich nach Gafassa schleppen.«
»Du musst sehr wütend gewesen sein, als du das Drachenfeuer legtest«, meinte Calicalar, »das Meer steht entlang der Küste in Flammen. In all unseren gemeinsamen Sonnenwenden habe ich so etwas noch nicht gesehen.«
»Du weilst noch nicht lange genug auf Ell. Es ist lange her, aber vor deiner Zeit kämpften wir in Kriegen oft und nutzten das Feuer zu unseren Gunsten. Es gab Verheerenderes zu bestaunen als das brennende Meer. Aber du hast recht. Ich war fürwahr zornig, mein Freund. Und ich kämpfte um mein Leben. Am Ende wusste ich mir nicht mehr zu helfen, außer das Drachenfeuer mit all der mir verbliebenen Kraft zu entzünden und aus mir hinausfließen zu lassen. Es gelang und war stärker, als ich dachte. Jedenfalls wurden die angreifenden Moldawars ohne Ausnahme gekocht. Das Wasser ist immer noch sehr heiß und wird erst in einigen Tagen wieder abkühlen. Bis dahin wird kein Fisch dieses Gebiet unbeschadet durchschwimmen können«, erklärte Haffak Gas Vadar, was er getan hatte. »Lasst uns von hier verschwinden. Ich saß lange genug im kochenden Wasser und muss mich in den Türmen erholen.«
Die Flugdrachen breiteten ihre mächtigen Schwingen aus und stiegen gleichzeitig auf. Mit ihren an den Vorderfüßen befindlichen Krallen hoben sie den schweren Leib des Haffak Gas Vadar aus dem Wasser und machten sich mit schnellen Flügelschlägen auf den Rückweg nach Gafassa. Nachdem der schwarze Drache den Gefährten geschildert hatte, wie es zu dem Absturz und dem Kampf mit den Moldawars gekommen war, mussten ihm viele Fragen beantwortet werden. Doch auf manche Fragen kannten sie selbst noch keine Antwort.
»Das Drachensterben hat begonnen. Einige unserer Flugdrachen sind bereits tot«, erläuterte Calicalar die Lage in Gafassa, »es ist eine Katastrophe. Nur wir beide gemeinsam können Schlimmeres verhindern. Ich habe daher einen Entschluss gefasst und werde dich freigeben. Ich möchte, dass du an meiner Stelle einen anderen Reiter annimmst und seinen Anweisungen Folge leisten wirst. Nur so können wir die Tartyk und die übrigen Drachen retten.«
»Du kannst mich nur freigeben, indem du zu den Schatten gehst«, stellte Haffak Gas Vadar betrübt fest. »Ist es das, was du mir sagen willst?«
»Ja, das ist das Opfer, das ich für mein Volk und die Drachen bringen muss. Doch dein Opfer wird noch um ein Vielfaches größer sein als das meine. Du musst unserem Feind treu dienen, sonst wird mein Tod sinnlos sein.«
»Der Feind, von dem ihr alle spracht, ist ein Todsänger, wenn ich mich nicht irre. Eure Schilderungen deuten jedenfalls darauf hin. Gegen die Magie des Seelenfressers und den tödlichen Gesang können wir nur wenig ausrichten. Soweit ich mich erinnern kann, dienen die Todsänger der Saijkalsanhexe Rajuru, die zugleich Herrscherin über das Volk der Rachuren ist. Habt ihr euch nicht gefragt, warum es der Todsänger ausgerechnet auf die Tartyk abgesehen hat und einen Drachen beherrschen möchte?«, fragte Haffak.
»Die Motive des Todsängers blieben mir bislang verborgen«, antwortete Calicalar.
»Nach der verheerenden Niederlage am Rayhin suchen die Rachuren nach neuen Wegen, ihre alte Stärke wiederzuerlangen. Rajuru ist bekanntlich eine ungeduldige und machtbesessene Hexe. Sie möchte Erfolge sehen, und zwar schnell. Den Drachen braucht sie, um ihrer Chimärenbrut neue, mächtige Wesen hinzuzufügen, mit denen sie einen Krieg gegen die Nno-bei-Klan gewinnen kann. Aber wer weiß, vielleicht führt sie noch mehr im Schilde und will sich mit der neuen Chimäre gegen ihren Herren, den dunklen Hirten, wenden«, schlussfolgerte Haffak Gas Vadar aus den Informationen. »Dein Tod wird Rajurus Pläne unterstützen und wir verschieben nur, was unvermeidlich ist.«
»Was schlägst du also vor?«, fragte Calicalar.
»Wir kämpfen und sterben ehrenvoll, wenn es sein muss«, meinte der schwarze Drache, »im schlimmsten Fall, sollten wir unterliegen, werden die Tartyk zu einem Volk seelenloser Todsänger werden und die Drachen sterben.«
»Kein erstrebenswerter Zustand, wenn du mich fragst«, sagte der
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