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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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dich um einen Gefallen! Nimm mein Pferd und reite zum Hof von Gwantharab. Dort wartet jemand. Sein Name ist Madsick. Bring ihn und Gwantharabs Zwillinge in das Haus des hohen Vaters. Ich versprach, mich um sie zu kümmern.«
    »Aye«, sagte Yilassa, schwang sich auf den Rücken des Pferdes und ritt los.
    Die siebzehn überlebenden Bewahrer, die nach ihrer Verwandlung und der nur wenig später folgenden Befreiung verwirrt wirkten und offensichtlich an einer Art Gedächtnisschwund litten, begleiteten Madhrab zum Tor der äußeren Mauer. Sie mussten nicht um Einlass bitten. Das Tor öffnete sich laut knarrend wie von selbst.
    In den schweren Ketten konnte sich Renlasol kaum bewegen. Der Knappe fluchte, wenn der Wagen über einen Stein fuhr, schwankte und ihn unsanft hin und her warf. Er hatte sich des Öfteren den Kopf gestoßen, eine Platzwunde und mehrere Schürfwunden zugezogen.
    »Verdammt, könnt Ihr nicht aufpassen?«, rief Renlasol. »Ihr werdet mir noch jeden Knochen im Leib brechen, wenn Ihr nicht auf den Weg achtet. Nehmt mir endlich diese verfluchten Ketten ab.«
    »Hört, hört«, antwortete Drolatol auf dem Kutschbock, ohne sich umzudrehen. Er hatte die Zügel von Jafdabh übernommen und führte sie in rasanter Fahrt von den Ordenshäusern Richtung Tut-El-Baya, »unser Bluttrinker flucht und fühlt sich unwohl in seiner Haut.«
    »Was redest du für einen Unsinn, Drolatol? Wer soll hier ein Bluttrinker sein?«, fragte Renlasol irritiert.
    Jafdabh drehte sich um und sah sich den in Ketten gelegten Fahrgast genauer an, dessen Stimme sich nach seinem Empfinden deutlich verändert hatte. Der Todeshändler kratzte sich überrascht am Kopf.
    »Tja … ähm … also … hm«, begann Jafdabh verdutzt und stieß dabei Drolatol mit dem Ellbogen vorsichtig in die Seite, »nun … es wäre besser, du hältst den Wagen sofort an. Wenn ich mich nicht sehr täusche, haben wir soeben einen Bluttrinker verloren. Unser Faustpfand ist verschwunden.«
    »Was soll das bedeuten, Jafdabh?«
    Drolatol zog die Zügel an und hielt den Wagen auf Geheiß Jafdabhs an. Die folgenden Wagen stoppten ebenfalls.
    »Tja … wenn ich das wüsste. Du solltest dich mit eigenen Augen vergewissern«, antwortete Jafdabh.
    Drolatol vollführte einen geschickten Satz auf die Pritsche des Wagens und ließ sich sogleich neben Renlasol nieder, um den Sitz der Ketten zu prüfen.
    »Was soll das?«, fragte er. »Renlasol liegt doch hier und die Ketten sitzen nach wie vor fest. Er wird uns nicht entkommen.«
    »Tja … also, wenn du es nicht siehst, dann weiß ich auch nicht, was ich gesehen habe. Wenn du mich fragst, haben wir keinen Bluttrinker mehr auf dem Wagen.«
    »Aber …«, wollte Drolatol erwidern.
    »Mach gefälligst deine Augen auf oder träumst du, Drolatol«, herrschte Jafdabh seinen Diener die Geduld verlierend an.
    Erst nach genauerem Hinsehen verstand Drolatol, was Jafdabh gemeint hatte. Vor Schreck sprang er auf, taumelte einige Schritte zurück und fiel über die Bande hintüber vom Wagen. Der Aufprall auf den Rücken war hart und entlockte ihm ein lautes Stöhnen. Fassungslos über das zuvor Gesehene rappelte er sich wieder auf und wagte einen erneuten Blick auf Renlasol. Er konnte es nicht glauben: War dies ein Trugbild, das ihnen der Bluttrinker schickte, um sie zu täuschen, damit sie ihm die Ketten lösten und er dann anschließend über sie herfiel? Einem hungrigen und durstigen Bluttrinker traute er alles zu, nur um an einen Schluck frischen Blutes zu gelangen.
    »Wie ist das möglich? Ich bin mir sicher, er will uns reinlegen. Das muss irgendein fauler Trick sein«, behauptete Drolatol.
    »Tja … vielleicht. Aber vielleicht auch nicht«, entgegnete Jafdabh, »wir sollten es herausfinden.«
    »Indem wir ihn befreien? O nein, Jafdabh. Das ist doch genau, was er von uns will«, warnte Drolatol.
    »Bist du ein Bluttrinker oder ein Klan?«, wandte sich der Todeshändler an Renlasol.
    »Wonach sehe ich denn aus? Ich bin ein Klan. Warum bei allen Kojos habt Ihr mich in Ketten gelegt? Bindet mich gefälligst los.«
    »Siehst du, er ist ein Klan!«, sagte Jafdabh zu Drolatol.
    »Das ist doch kein Beweis«, regte sich Drolatol kopfschüttelnd auf, »nur weil er es sagt. Höchstwahrscheinlich spielt er uns nur vor, die äußeren Merkmale seines verfluchten Bluttrinkerdaseins seien verschwunden. Das muss noch lange nicht bedeuten, dass er die Wahrheit spricht.«
    »Verdammt, Drolatol! Sieh mich an. Wir sind doch die besten Freunde. Du

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