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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Dienste des Bewahrers treten und seine Ausbildung als Knappe des Lordmasters beenden. Eines Tages könnte er ein Ordensbruder werden. Ein Sonnenreiter gewiss, vielleicht – wenn er sich anstrengte – sogar ein Bewahrer.
    »Du denkst doch nicht etwa daran, dass sie dich zu einem Bewahrer auserwählen, oder?«, fragte Drolatol, der seinen grüblerisch dreinblickenden Freund genau beobachtet hatte.
    »Nein«, winkte Renlasol mit einer Handbewegung ab, »dazu bin ich wohl nicht geeignet. Ich komme mit euch.«
    »Tja … ich bin erfreut, einen neuen Gefährten begrüßen zu dürfen«, warf der Todeshändler ein. »Dann steigt auf. Wir fahren los.«
    Renlasol und Drolatol stiegen auf den Wagen und machten es sich nebeneinander gemütlich. Sie hatten sich viel zu erzählen, während Jafdabh für die Wissbegier der Freunde Verständnis zeigte und den Wagen lenkte.
    Während der Fahrt holte Renlasol das Kästchen hervor, in dem er die Haarlocke Tallias aufbewahrte. Trotz der Warnung von Kallahan hatte er den Glücksbringer, der zum Pechbringer geworden war, nie weggeworfen. Er hatte es nicht übers Herz gebracht. Nicht einmal in der Zeit, die er gefühllos in der Welt der Bluttrinker verbracht hatte. Als er den Deckel behutsam öffnete und hineinsah, klappte ihm vor Überraschung der Mund auf.
    »Was ist mit dir?«, wollte Drolatol wissen.
    »Sieh dir das an«, sagte Renlasol, dem beinahe der Atem stockte, »ich bewahrte die Locke eines Mädchens in diesem Kästchen auf und trug sie stets an meinem Herzen.«
    »So, so«, lächelte Drolatol verwegen und tat so, als wisse er bereits, was ihm der Freund beichten wollte, »wer ist sie? Ist sie hübsch? Wo hast du sie kennengelernt? Doch nicht etwa bei den Bluttrinkern?«
    »Nein, nein«, wehrte Renlasol die Fragen energisch ab, »es ist nicht so, wie du denkst. Das ist schon lange her. Sie war ein Mädchen aus meiner Heimat und wohnte nur einige Hütten von unserer entfernt. Sie schenkte mir eine ihrer Locken. Doch zuletzt hatte sich das Haar pechschwarz verfärbt und jetzt…«, er hielt Drolatol das geöffnete Kästchen unter die Nase, sodass dieser hineinsehen konnte, »… jetzt ist es versteinert. Ist das nicht eigenartig?«
    »Ich weiß nicht, Renlasol«, antwortete Drolatol verständnislos, »ich sehe einen gewöhnlichen Stein in deinem Kästchen. Da ist nichts Außergewöhnliches dran. Vielleicht bist du es, der seltsame Geschichten von sich gibt und noch von den Verwandlungen durcheinander ist. Du solltest dich ausruhen und schlafen. Die Fahrt nach Tut-El-Baya ist lange und anstrengend. Ich werde Jafdabh an den Zügeln ablösen.«
    »Na gut«, seufzte Renlasol, »dann glaubst du mir eben nicht. Aber die Geschichte ist wahr. Andererseits bin ich tatsächlich müde und werde mich hinlegen.«
    »Aye«, nickte Drolatol, »tu das. Wir wecken dich beizeiten.«
    Drolatol stieg auf den Kutschbock und löste Jafdabh beim Wagenlenken ab. Er trieb die Pferde zu einer schnelleren Gangart an, und Renlasol wurde von den schaukelnden Bewegungen des Wagens in den Schlaf gerüttelt. Bis Tut-El-Baya waren es noch einige Tagesreisen. Jafdabh und Drolatol wussten, welch Schrecken sie in der Stadt erwartete. Renlasol hingegen träumte von einem Kryson der Hoffnung und der Liebe und dem steinernen Antlitz einer jungen Frau, die dem Mädchen ähnelte, dem er einst sein Herz geschenkt hatte.

D ER WEISSE S CHÄFER
    W o bist du, Bruder?«, rief eine Stimme, die aus den tiefsten Tiefen Krysons entliehen schien.
    Die heiligen Hallen der Saijkalrae waren leer. Niemand war gekommen, den weißen Schäfer zu begrüßen. Niemand hatte damit gerechnet, Saijkal würde erwachen. In einer versteckten Nische in der Wand eingelassen und sicher verschlossen hatte er auf seinem Lager in ewigem Schlaf gelegen. Doch nun war er wach. Er tobte und wollte heraus. Endlich, nach fünftausend Sonnenwenden des Schlafes, aufstehen und sich bewegen, befreit vom Bann des Quadalkar. Aber weder die Leibwächter noch ein Saijkalsan oder gar sein Bruder waren ihm dabei behilflich und öffneten das letzte Hindernis.
    Ihrer Bestimmung folgend hatte Tallia die heiligen Hallen sofort nach ihrer Rückkehr aus dem Land der Tränen verlassen, um sich dem Lesvaraq Tomal im hohen Norden anzuschließen. Sie war wahrlich froh, dass sie den dunklen Hirten nicht angetroffen hatte. Denn sie hatte befürchtet, er würde sie nicht ziehen lassen und sie müsste sich mit ihm in einem Kampf auseinandersetzen. Dazu fühlte sie sich trotz der

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