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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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»zögert nicht mit Zurechtweisungen, sollte sie sich als ungeschickt erweisen, und spart nicht an Bestrafungen, wenn sie sich widerspenstig zeigt.«
    »Sehr wohl, mein Fürst«, freute sich Acerba, deren triumphierender Blick der Orna verriet, dass diese es nicht bei einfachen Bestrafungen belassen würde, gleichgültig ob sich Elischa in ihren Augen gut oder schlecht anstellte, »macht Euch keine Sorgen. Ich werde Euch nicht enttäuschen. Das hübsche Ding wird die alte Acerba von ihrer besten Seite kennenlernen.«
    »Unter einer Bedingung«, ergänzte Chromlion, »lass sie am Leben! Ich spalte dir persönlich den Schädel mit deinem stumpfen Küchenbeil, solltest du ihr Gesicht verunstalten.«
    Die versammelte Dienerschaft verfiel in ein lautes Gelächter. Acerba jedoch zog die Mundwinkel herab, schmollte und entstellte dabei ihr Gesicht zu einer hässlichen Fratze. Es war für jeden Anwesenden offensichtlich, dass ihr die letzten Bemerkungen des Fürsten nicht gefielen.
    Elischa hingegen fühlte sich selbst innerlich schrumpfen und ihr Herz pochte vor Aufregung laut und heftig. Sie wünschte, sie wäre klein und unsichtbar und könnte sich irgendwo vor dieser Frau verstecken. Die Orna konnte sich nicht vorstellen, dass sie unter der Knute der strengen Oberaufseherin des Hauses Fallwas länger als eine Woche überleben würde. Sie nahm an, Acerba habe sich Elischa bereits jetzt als dankbares und vom Fürsten ausdrücklich gebilligtes Opfer auserwählt, ihre gewalttätigen und cholerischen Neigungen auszuleben. Jedenfalls unterstellte die Orna, dass Acerba – ohne mit der Wimper zu zucken – zu allerlei Sadismus und Grausamkeit in der Lage war. Die Zeit als Magd im Hause Fallwas würde die schlimmste Zeit ihres Lebens werden. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als darauf zu hoffen, dass dies so schnell als möglich an ihr vorbeiging. Wenn nicht, bliebe ihr nur noch der Ausweg, ihre Peinigerin eines Tages zu vergiften.
    Chromlion und das Gefäß ließen sich ein fürstliches Mahl kredenzen, während Elischa, begleitet von Acerba und zwei Wachen, in Gewahrsam genommen wurde. Die Wachen fassten der Orna unter die Arme und schleiften sie über den Innenhof eine Treppe hinab. Die dicke Köchin folgte ihnen schwer schnaufend. In der Küche unter dem Hauptgebäude der Burg wurde Elischa mit einem Stück Brot, ranziger Salzbutter und einem Becher Wasser abgespeist. Wenigstens schmeckte das Wasser frisch und nicht modrig, wie sie es erwartet hätte. Obwohl das Mahl kärglich ausfiel und kaum ausreichte, den Hunger eines kleinen Kindes zu stillen, und sie wenig Hoffnung hegte, in Zukunft in dieser Hinsicht eine Änderung zu erfahren, war sie im Grunde froh, nach den Wochen der ermüdenden Reisestrapazen endlich nicht mehr in der Gesellschaft des Fürsten und der Schattengestalt speisen zu müssen. Sie war und blieb eine Orna und würde sich mit Kräutern, Essenzen aus Spinnen, Käfern und allerlei anderem Getier – die es selbst in der Burg Fallwas überall zu finden gab – zu helfen wissen, ihre Gesundheit trotz schlechter Verpflegung einigermaßen aufrechtzuerhalten.
    Acerba beobachtete die Orna argwöhnisch, während Elischa schweigend auf dem harten Brotstück kaute und versuchte, dieses mit Speichel und einem Schluck Wasser weich zu bekommen. Elischa war sich ihrer Wahrnehmung über die Köchin nicht sicher. Lehnte sie die Orna ab, weil sie neidisch war oder befürchtete, sie könnte ihr den angestammten Platz unter den Bediensteten der Burg streitig machen? Das konnte sie sich schwerlich vorstellen. Fürchtete sie sich vor ihren Augen oder weil sie ihr fremd vorkam und insgeheim spürte, dass Elischa ihr überlegen war?
    »Du bist hier nicht willkommen«, unterbrach Acerba das Schweigen plötzlich. »Dreckige Hure, ich weiß genau, was du bist. Ich habe die begierigen Blicke der Männer wohl gesehen. Ob Diener, Wache, Küchenjunge oder Fürst. Sie sind alle gleich. So eine wie du bringt Unfrieden in unser Haus. Du trägst deine Nase zu hoch, und die Männer sehen sich nach dir um und verlieren ihren ohnehin schwach ausgeprägten letzten Rest an Verstand. Aber das werde ich dir schon austreiben und wenn ich dich dafür krumm schlagen muss. Lass deine schmutzigen Finger von den Burschen. Bald wird sich keiner mehr nach dir umdrehen, wenn du an ihm vorbeigehst. Sie werden sich angewidert vor dem stinkenden und gebrochenen Nichts abwenden. Das verspreche ich dir!«
    »Ich habe nicht die Absicht …«, versuchte

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