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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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des Hauses, erledigst du die dir übertragenen Dienste nicht zur Zufriedenheit oder verweigerst du eine Anweisung, wirst du mit Prügeln bestraft. Die Stöcke in unserem Hause sind zu diesem Zweck stets gut geölt. Aber ich weiß, dass du früher oder später eine gefügige Magd werden wirst. Du wirst Gehorsam lernen.«
    Gehorsam. Wie Elischa dieses Wort hasste. Als Orna war sie gehorsam gewesen. Gehorsam gegenüber dem Orden, ihren Schwestern und der heiligen Mutter. Sie hatte Regeln gelernt und befolgt. Das war ihr nicht schwergefallen, denn sie hatte sich im Haus der heiligen Mutter wohl und geborgen gefühlt. Dort hatte sie ihre Kindheit verbracht und war unter ihresgleichen aufgewachsen. Und doch war dies eine andere Art von Gehorsam, die der Fürst von ihr verlangte. Die heiligen Orna waren frei und respektiert in dem, was und wie sie etwas taten. Sie waren zur Eigenständigkeit und zur Übernahme von Verantwortung erzogen worden. Sie folgten den Regeln, weil sie für ein Zusammenleben notwendig waren und sie ihnen zugleich Sicherheit gaben. Sollte sie jedoch für den Rest ihres Lebens im Fürstenhaus der Fallwas als Magd mit niederstem Range arbeiten, waren die Regeln nur da, ihren freien Willen zu unterdrücken, sie zu brechen und zu bestrafen. Sie war eine Sklavin. Nicht mehr und nicht weniger. Jeder durfte sie nach Belieben unterjochen, ihr Dienste auftragen und sie bestrafen, wenn sie die Worte des Fürsten richtig verstanden hatte.
    Chromlion ging voraus und zog Elischa hinter sich her. Die Beine der heiligen Orna waren steif. Es war, als weigerten sie sich, die Stufen zur Burg hinaufzusteigen. Dieses letzte Stück in ihre Gefangenschaft. Das Gefäß musste die Orna von hinten schieben. Oben angelangt folgten sie dem Weg entlang der Mauern. Das Haupttor war breit und hoch, aus dunklem, massivem Holz gefertigt und mit schweren Eisenverstrebungen verstärkt. Der Fürst pochte mit einem Stein gegen das Tor. Darüber befand sich eine schmale Luke, in welcher der Kopf des Torwächters erschien. Ein älterer Soldat, der die Farben des Fürstenhauses, Grün und Schwarz, sowie einen eisernen Spitzhelm auf dem Kopf trug. Er leuchtete mit einer Öllaterne in die Tiefe. Seine glasigen Augen folgten dem Lichtschein.
    »Wer da?«, krächzte die Stimme des Wächters, die sich anhörte, als hätte er seit Tagen kein Wasser mehr getrunken und sie zusätzlich mit einem Reibeisen bearbeitet.
    »Fürst Chromlion Fallwas bittet um Einlass. Öffne das Tor, Maagal«, rief Chromlion dem Torwächter entgegen.
    »Sehr wohl, Herr«, antwortete Maagal dienstbeflissen, der den Fürsten an der Stimme erkannt hatte.
    Maagal zog den Kopf zurück und eilte zu den Hebeln und Ketten im Torhaus über dem Haupteingang zur Burg. Elischa konnte die lauten Schritte des Torwächters hören, der mit schweren Stiefeln über die Steine rannte. Wenig später rasselten die Ketten und die Hebel verursachten einen krachenden Lärm. Langsam senkte sich das Zugtor herab. Elischa wurde von dem unguten Gefühl beschlichen, das Tor gleiche dem Maul eines riesigen Drachen, der sie begierig zu verschlingen suchte. Im Torhaus brannten links und rechts entlang des Weges in die Burg in gleichen Abständen Fackeln. Die Flammen flackerten unruhig durch den Luftzug. Von außen konnte Elischa einen Teil des Innenhofes erblicken, der mit windgeschützten Laternen und zusätzlich in den Boden eingelassenen Fackeln ebenfalls erleuchtet war. Als sich das Tor vollends herabgesenkt hatte und der Weg in die Burg frei war, bugsierte Chromlion seine Gefangene ungeduldig in die Burg. Der herbeieilende Torwächter warf sich vor dem Fürsten sofort auf die Knie und wagte nicht, diesem auch nur ein einziges Mal in die Augen zu blicken. Er hielt seinen Kopf zwischen den Armen gesenkt und starrte stur auf den Boden.
    »Maagal grüßt Euch, Herr«, sagte er, »wir sind hocherfreut, Euch in der Burg zu sehen. Es ist lange her, seit Ihr oder Euer Vater uns die Ehre erwiesen. Die Nachricht vom Tod Eures Vaters traf uns unerwartet und hart. Es gab Gerüchte über Euer Verschwinden, und wir dachten, dass es nicht mit rechten Dingen zugehen konnte. Erst der Vater und dann Ihr, in den wir all unsere Hoffnungen setzten. Wir waren verzweifelt und wussten nicht, was wir tun sollten. Wir fürchteten einen Angriff oder Schlimmeres und verschanzten uns hinter den Mauern. Noch heute haben wir in tiefer Trauer die schwarzen Flaggen der Schatten gehisst. Gewiss habt Ihr das schon bemerkt.«
    »Es

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