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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Elischa sich zu verteidigen.
    »Schweig!«, herrschte Acerba die Orna an. »Du redest nur, wenn du dazu aufgefordert wirst. Und ich habe dich nicht um eine Antwort gebeten. Wasch dir gefälligst die dreckigen Ohren, Miststück.«
    Die Köchin trat schnaubend und mit rotem Kopf an Elischa heran und schlug ihr mit dem Handrücken mitten ins Gesicht. Elischas Lippe platzte auf und sie schmeckte ihr eigenes salziges Blut.
    »Das ist für dein vorlautes Benehmen und den Ungehorsam«, sagte sie laut und schlug noch einmal vehement zu, dass es Elischa die Tränen in die Augen trieb, »… und das dafür, was du bist.«
    Die Schläge brannten wie Feuer auf ihrer Haut. Elischa schluckte den Schmerz hinunter und blickte der Köchin direkt in die Augen. Sie erinnerte sich an die Worte des Fürsten, bevor sie in die Burg gekommen waren. Aber das war ihr in jenem Augenblick gleichgültig.
    Du wirst mich nicht brechen, dachte Elischa bei sich und ihr Blick zeigte einen starken Willen und die unbedingte Bereitschaft zum Widerstand, du widerwärtiges, fettes Untier. Du nicht.
    Einen Hauch von Unsicherheit und Zweifel im Blick der Köchin erkennend, freute sie sich insgeheim über den kleinen Sieg der Widerspenstigkeit. Jedoch verflüchtigte sich der Eindruck rasch und wich einer wilden Entschlossenheit, die Orna zu brechen. Beim dritten Schlag stürzte Elischa vom Stuhl und schlug mit dem Kopf auf den Steinboden. Ihr wurde schwarz vor Augen, und für einen Moment überkam sie eine bleierne Schwere, die eine Regung unmöglich machten. Sie stöhnte benommen und fasste sich mit den Händen an den Kopf, versuchte wieder auf die Beine zu kommen, die ihr allerdings nicht gehorchen wollten. Für eine Weile saß Elischa hilflos auf dem Boden. Ihr Kopf schmerzte, das Gesicht brannte und sie hatte das Gefühl, als würde sie gleich in eine tiefe Bewusstlosigkeit fallen.
    »Steh auf«, befahl Acerba und packte die Orna grob am Haarschopf, um sie daran auf die Beine zu ziehen, »das war rein gar nichts. Nur ein kleiner, harmloser Vorgeschmack dessen, was dich hier erwartet.« An die Wachen gewandt sagte sie: »Bringt sie in die Kammer im dritten Innenturm und bewacht sie gut. Lasst niemanden zu ihr außer dem Fürsten natürlich und meiner Wenigkeit.«
    Die Wachen hatten die Anweisungen verstanden und schleppten die Orna die Treppen wieder nach oben. Elischa fühlte sich, als befänden sich dichte Wolken in ihrem Kopf, die ihre Sinne vernebelten. Den Weg über den Innenhof bis zum Turm über die steilen, sich im Inneren des Turms spiralförmig nach oben windenden Treppen bekam sie kaum mit.
    Eine fensterlose Kammer in einem der innen gelegenen, hohen Türme der Burg sollte Elischas Zuhause werden. Die Kammer war eng und wies außer etwas altem Stroh, einer Wolldecke mit Löchern und angenagten Kanten, einem halb abgebrannten Kerzenstummel, einer schmutzigen Holzschüssel zur Verrichtung ihrer Notdurft und einem Wasserkrug nebst Becher, einem alten Leinensack sowie einer kleineren Schale für die Speisen keine weiteren Gegenstände auf. Ein schlichtes, graues Leinengewand, das Elischa beim ersten Anblick mit einem Sack verwechselt hatte, sollte ihre tägliche Tracht zur Verrichtung der Dienste als Magd bilden. Der Leinensack, in welchem lediglich für Kopf und Arme mit einem stumpfen Messer grobe Aussparungen geschnitten worden waren, erwies sich als innen wie außen schmutzig. Elischa hatte keine Ahnung, wer diesen Fetzen stinkenden Stoffes bereits vor ihr getragen hatte. Sie wollte es sich nicht einmal vorstellen.
    Sobald Elischa in die Kammer gestoßen worden war, wurde diese von außen abgeschlossen und mit Eisenstangen laut hörbar zusätzlich verriegelt. Zwei eigens zu diesem Zweck abgestellte Wachen bezogen vor der Kammer Stellung und bewachten diese ohne Unterlass. Auf allen vieren kroch die Orna in eine Ecke, legte sich zusammengerollt auf das Stroh, zog die Decke über ihren Kopf und schloss die Augen.
    Schrecklicher kann es doch nicht kommen, dachte sie, bevor die Müdigkeit ihren Tribut forderte und sie einschlief.
    Aber sie täuschte sich. Es gab kein Entkommen und wurde weit schlimmer, als sie vermutet hatte. Kaum hatte sie die Augen geschlossen und sich in einem Traum verloren, wurde die Tür zu ihrer Kammer aufgerissen. Elischa erschrak ob des Lärms und drückte sich schlaftrunken und ängstlich an die hinterste Wand. Ihre Hände verkrampften sich im Stroh. In der Tür stand Chromlion, dessen Gestalt von der Laterne eines

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