Kryson 03 - Zeit der Dämmerung
lernen. Sie können ohne Schutz nicht überleben. Ihr Schicksal liegt im Nebel der Ungewissheit verborgen. Niemand vermag zu sagen, was mit ihnen geschehen wird. Jemand trachtet ihnen nach dem Leben und neidet ihnen die Macht, die in ihnen wohnt. Schon sammeln sich ihre Feinde, sie zu vernichten. Und doch haben sie auch Freunde, die sich verbünden, um ihr Leben zu schützen. Die Steine erzählten von einer blutigen Schlacht. Der schrecklichsten und verlustreichsten, die Kryson je gesehen hat. Sie zeigten mir das Bild eines begnadeten Kriegers und dessen Schwert. Er führte eine Klinge aus Blutstahl. Tödlich, den Feind vernichtend und mit einer Schneide ausgestattet, die selbst die steinerne Hülle der Felsgeborenen mühelos zu durchdringen vermag und ihnen die Seelen entreißen kann. Solatar flüsterten die Steine voller Ehrfurcht den Namen des stählernen Seelenfressers. Ich ließ meine Gedanken bis in die heiligen Hallen der Saijkalrae wandern und sah den dunklen Hirten auferstehen, nachdem das Blutopfer seiner Erweckung am Fluss Rayhin erbracht war. Er schart seine Diener um sich. Er ist es auch, der die Sonne verdunkelt und die Zeit der Dämmerung hervorruft. Die Steine berichteten mir von Schande und Verrat. Familienbande wurden mit Gewalt zerstört und warten darauf, gerächt zu werden. Die Geißel der Schatten wütet in den Klanlanden und wird nicht eher haltmachen, bis nur noch die stärksten Klan übrig sind. Die Letzten, die verzweifelt um ihr Überleben kämpfen werden. Ich spürte die Schwingen eines uralten Drachen aus Fee schlagen, auf dessen Rücken ein mächtiger Drachenreiter sitzt, der an sich selbst zweifelt und seiner Macht nicht gewahr wird. Sie ließen mich eine aus den Tiefen der Erde, entsprungen aus der Rachurenstadt Krawahta, aufsteigende Gefahr spüren, die nach Rache dürstet. Und noch etwas habe ich gehört, als ich den Steinen lauschte. Die Bluttrinker rüsten zur letzten Schlacht, um sich von ihren Fesseln zu befreien. Quadalkars Kinder werden unsere Burg verlassen und in den Krieg ziehen. Eine Frau führt die verfluchten Kinder in die Freiheit. Sie trägt das wohl älteste Blutschwert auf Ell. Decayar riefen mir die Steine ängstlich zu. Die Zackenklinge des Quadalkar, die selbst härtestes Gestein zu spalten vermag. Wir werden sehen, wie sich die Kriegerin mit den Fähigkeiten eines Bewahrers, ausgestattet mit dem Schwert, schlägt, sollte sie auf ihren wahren Meister treffen. Begleitet wird sie von einem der sieben Streiter aus der Prophezeiung, die sich auf die Suche nach dem Buch des Ulljan machen werden. Ich habe ihn gesehen und sofort erkannt. Das Buch muss für den Lesvaraq gefunden werden, der das Erbe des Ulljan antritt. Die Zeit der Klan und der Bewahrer geht zu Ende. Eine neue Ordnung beginnt.«
»Das Glück den Siebten verließ im Fluch, er wird finden nach langer Hatz das Buch «, zitierte Goncha die Prophezeiung des Ulljan.
»Oh, das ist gut«, lächelte Vargnar zufrieden, »du kennst die Worte und erstaunst mich immer wieder aufs Neue. Du weißt, wovon ich spreche, und hast ihn gesehen, nicht wahr? Ich bin selbst einer der Sieben und warte, bis ich gerufen werde, meine Aufgabe zu erfüllen.«
»Der Sechste geboren aus Fels und Erde, verbindet die Kraft der wilden Herde«, zitierte Goncha aus der Prophezeiung des Ulljan.
»Spute dich, Goncha«, sagte Vargnar, »die felsgeborenen Burnter werden eine Weile brauchen, bis sie aus ihrem Schlaf erwacht sind und sich frei bewegen können. Ich verweile noch hier oben, bis sich meine Füße vom Felsen gelöst haben, und folge dir dann zu den Gräbern.«
Flink löste sich der Felsenfreund von der Schulter der Statue, sprang zur Kante des Felsvorsprungs und kletterte kopfüber das steilwandige Gestein hinab. An manchen Stellen drückte er sich ab und ließ sich einfach fallen, so lange, bis ihn der Wind gegen die Felswände drückte und er wieder einen sicheren Halt fand. Die Steingräber lagen in einer tiefen Schlucht versteckt. In dieser rasenden Geschwindigkeit würde er sie schon binnen weniger Horas erreicht haben.
Das wohl seltsamste Volk unter den Völkern der Altvorderen waren die Burnter, die sich selbst als die Felsgeborenen bezeichneten. Genauso wie die Nno-bei-Maja waren sie nach schier aussichtslosen Kriegen spurlos vom Kontinent Ell verschwunden. Außer zahlreichen Gerüchten über das steinerne Volk zeugten lediglich noch ihre Bauten, Skulpturen und Städte von ihrer einst prächtigen Existenz. Sie stellten
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