Kryson 04 - Das verlorene Volk
zuerst über Niharas Erbe abstimmen, bevor wir uns meinem Vorschlag widmen«, schlug Jafdabh vor. »Wer dafür ist, dass Nihara als Nachfolgerin des Hauses Fallwas anerkannt wird, der hebe die Hand.«
Raussas Hand ging sofort nach oben. Ihr folgten zögernddie Fürstin Menohir und Barduar. Fürst Polakav entrüstete sich über den Antrag und war eindeutig dagegen. Demonstrativ donnerte er seine Faust auf den vor ihm stehenden Tisch. Habladaz folgte seinem Beispiel und ließ die Hand unten. Drolatol und Renlasol enthielten sich der Stimme. Jafdabh ließ sich Zeit und wartete auf die Hand des Fürsten Alchovi. Dieser blickte zunächst von Nihara zu Madhrab und wieder zurück. Offensichtlich versuchte der Lesvaraq ihre Gesichter zu studieren, bevor er sich zu einer Meinung durchringen wollte. Schließlich hob er die Hand als Zeichen seiner Zustimmung und Jafdabh folgte seinem Beispiel auf dem Fuße.
»Das Ergebnis ist eindeutig«, stellte Drolatol fest, »sieben gegen zwei und zwei Enthaltungen. Damit wird Nihara das Erbe des Hauses Fallwas zugesprochen und sie gehört fortan als vollwertiges Mitglied mit einer Stimme zum Rat der Fürsten. Herzlich willkommen, Fürstin. Ich hoffe, Ihr seid Euch der Verantwortung bewusst!«
Eine schwere Last fiel von Niharas Schultern und ein Lächeln huschte über das Gesicht der frisch gekürten Fürstin. Renlasol und Drolatol würden die ihnen von Jafdabh zugesprochenen Ländereien kraft Niharas vorrangigem Erbrecht und der Entscheidung des Rats der Fürsten aufgeben müssen.
»Das bin ich. Ich danke dem Rat für die weise Entscheidung!«, sagte sie erleichtert.
»Burg Fallwas und die Ländereien sollen fortan wieder Euch gehören«, fuhr Drolatol fort, »Renlasol und ich werden Euer Zuhause so bald wie möglich räumen. Allerdings werdet Ihr mit den ausgebauten Verteidigungsstellungen auf Eurem Grund und Boden wohl für eine Weile leben müssen. Aber das dürfte durchaus auch in Eurem Sinne sein.«
»Die Aufteilung der Besitztümer regeln wir später, Drolatol. Ich denke, wir werden eine gerechte Lösung für alle Beteiligten finden. Bitte, werte Fürstin«, sagte Jafdabh und deuteteauf einen der Stühle, »nehmt Euren Platz im Rat der Fürsten ein. Kommen wir endlich zur Abstimmung meines Vorschlags. Wer gegen meinen Vorschlag ist, Madhrab die Regentschaft anzutragen, hebe die Hand.«
In der Halle des Regenten herrschte betroffenes Schweigen. Raussas und Niharas Hände schnellten nach oben, als ob sie nur auf diesen Augenblick gewartet hätten, Madhrab ihre Abneigung offen zu zeigen. Habladaz streckte – gestützt von seinem Neffen Ayadaz – ebenfalls die Hand, obwohl er sie aufgrund einer Schwäche und Gelenkschmerzen nicht lange oben halten konnte. Seine Stimme wurde gezählt. Fürst Polakav räusperte sich lautstark, reckte die Hand in die Höhe und stimmte so ebenfalls gegen Madhrab.
»Ist noch jemand dagegen?« Jafdabh sah jeden Einzelnen eindringlich an.
Da hob Renlasol die Hand und handelte sich dafür einen Ellenbogenstoß in die Rippen und einen entsetzten Blick seines Freundes Drolatol ein.
»Was soll das?«, flüsterte Drolatol seinem Freund entsetzt zu.
»Ich habe meine Gründe«, antwortete Renlasol grimmig, ohne seinem Freund diese näher zu erläutern.
Drolatol schüttelte verständnislos den Kopf. Renlasols Ablehnung gab ihm Rätsel auf. Warum stimmte der Fürst gegen Madhrab? Seiner Meinung nach war Madhrab die beste Wahl für die Klan, und er wusste, dass Renlasol den Lordmaster wie einen Vater geliebt hatte.
»Tja … das könnte eng werden. Machen wir besser die Gegenprobe«, bestimmte Jafdabh. »Wer für Madhrab ist, hebe die Hand!«
Jafdabh und Drolatol zeigten sofort auf. Tomal folgte nach einer kurzen Bedenkpause.
»Warum nicht? Schlimmer als unter Jafdabh kann es für unsnicht werden«, zuckte Fürst Barduar mit den Schultern und hob die Hand.
»So sehe ich das auch, und Raussa hat eine Lektion verdient!« flüsterte die Fürstin Menohir ihrem Nachbarn Barduar ins Ohr, während sie für Madhrab stimmte.
»Stimmengleichheit!«, stellte Drolatol nüchtern fest und wandte sich an Madhrab. »Nach den Statuten ist das Angebot somit angenommen. Wollt Ihr den Vorschlag des Regenten annehmen?«
Madhrab hatte die Debatte und die Abstimmung regungslos verfolgt. Politik war nie seine Stärke gewesen. Die Diskussionen, die oft in zu emotionalen Streitereien und gegenseitigen Beschuldigungen gipfelten, empfand er als bloße Zeitverschwendung. Sie
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