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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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waren in seinen Augen nicht zielführend. Er hätte sich gewünscht, jemand im Rat der Fürsten hätte sich ein Herz gefasst und die Debatte mit einem Machtwort vorzeitig beendet. Außerdem verabscheute er die Machtspiele zu Hofe und hasste Intrigen. Immerhin war er selbst ein Opfer einer solchen geworden. Die meisten Höflinge waren stets nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht und vergaßen dabei das Wesentliche. Das Überleben und das Wohl des Volkes der Nno-bei-Klan. Madhrab brummte der Schädel.
    »Hättet Ihr einstimmig für mich gestimmt, wäre ich geneigt das Angebot abzulehnen«, sagte Madhrab. »Durch die Stimmengleichheit jedoch stellt Ihr mich vor eine Herausforderung, der ich mich nicht entziehen will. Ich nehme das Angebot an und löse Jafdabh und Raussa als Regenten ab.«
    Ein erstauntes Raunen durchlief den Rat der Fürsten.
    »Dann ist Eure Regentschaft beschlossen«, meldete sich Drolatol schließlich zu Wort und verneigte sich vor Madhrab.
    Die Versammelten erhoben sich, erwiesen Madhrab die Ehre und applaudierten lautstark und anhaltend. Selbst diejenigen – bis auf Raussa, Nihara und Renlasol –, die kurz zuvorgegen Madhrab gestimmt hatten, fielen in die Ehrerbietungen mit ein. Er würde Regent werden und bald schon über die Verteilung von Privilegien und Steuereinnahmen entscheiden. Sie dachten, es wäre unklug, sich stur zu zeigen und weiterhin gegen ihn zu stellen.
    Raussa hingegen zitterte. Kalter Schweiß überzog ihren ganzen Körper. Sie fror und glaubte, die Schatten griffen jeden Moment nach ihr. Ihre Brust hob und senkte sich schwer. Sie hatte sich mit der Hand ans Herz gefasst, weil sie dachte, sie könnte es auf diese Weise davon abhalten, ihr aus der Brust zu springen und stehen zu bleiben. Ihre Gesichtsfarbe hatte innerhalb weniger Augenblicke von einem tiefen Zornesrot zu Leichenblässe gewechselt. Dies stellte den wohl schrecklichsten Moment ihres Lebens dar, schlimmer noch als ihre Angst, die sie während der Seuche in den Straßen von Tut-El-Baya durchlitten hatte.
    Nihara war fassungslos, sie hatte noch nicht begriffen, was soeben geschehen war. Der Mann, der ihren Vater und ihre Brüder abgeschlachtet hatte, war soeben zum Regenten bestellt worden. Was war die Bestätigung ihres Erbes und die Berufung zur Fürstin Fallwas unter seiner Regentschaft noch wert? Nichts! Sie war nach wie vor seine Gefangene, obwohl er Nihara großmütig zu ihrem Recht verholfen hatte. Oder war es womöglich Berechnung gewesen?
    »Dafür wirst du büßen«, raunte Raussa ihrem Gatten atemlos zu.
    Jafdabh zuckte gleichgültig mit den Schultern. Was sollte sie ihm schon antun? Sie würden sich in der Zukunft weniger sehen, und seine Getreuen, auf die er sich stets verlassen konnte und die nur auf diesen Moment gewartet hatten, würden ihn vor jeglichem Unheil schützen. Er würde sich endlich wieder den Aufgaben widmen, die ihm am Herzen lagen und von denen er am meisten verstand. Handelsgeschäfte, Finanzen unddas Vorantreiben von Forschung und Wissenschaften. Jafdabh rieb sich die Hände und freute sich wie ein kleines Kind, während er sich vorstellte, wie sich seine Speicher wieder prall mit Anunzen und wertvollen Handelsgegenständen füllten.
    Die restlichen Debatten des Tages beschäftigten sich überwiegend damit, einen Plan für den bevorstehenden Wechsel der Regentschaft auszuarbeiten. Vieles musste neu geregelt werden. Außerdem war es erforderlich, die Fürstentümer mit ihren Ländereien nach Niharas Berufung anders als bislang aufzuteilen. Drolatol und Renlasol sollten für ihren Verzicht auf Burg Fallwas und die umliegenden fruchtbaren Gegenden nicht leer ausgehen. So verlangte es Jafdabh.
    Für die offizielle Verkündung der neuen Regentschaft mussten passende Worte gefunden und der Termin für die Krönung festgesetzt werden. Tomal hatte seinen Vater während der gesamten Dauer der Gespräche keinen Moment aus den Augen gelassen.
    Der Blick des Lesvaraq war unergründlich.

Rückkehr
    E lischas Herz war schwer und drohte vor Belastung zu zerspringen, als sie die äußeren Schutzmauern und vorgelagerten Verteidigungsebenen der Häuser durchschritten hatte und zuletzt das innere Tor mit einem lauten Krachen hinter ihr geschlossen wurde. Sie war ohne Schwierigkeiten eingelassen worden. Lediglich ihren Namen und die Aussage, sie sei eine Angehörige des Ordens, hatten die Wächter auf den Mauern von ihr verlangt, bevor sie die Tore für Elischa öffneten. Das war ungewöhnlich. Die Orna

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