Kryson 04 - Das verlorene Volk
von mir? Sprecht schnell, bevor ich Euch dorthin zurückschicke, wo Ihr hingehört.«
»Ich möchte mit Euch einen Pakt schließen«, sagte Blyss.
»Einen Pakt?« Tomal zog erstaunt die Augenbrauen nach oben. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Blyss etwas vorzuschlagen hatte, das für ihn von Interesse sein könnte. »Wollt Ihr meine Seele entführen, mich den Saijkalrae ausliefern? Lasst hören, was habt Ihr anzubieten?«
»Ich weiß, dass Ihr Euch in Kürze auf die Suche nach dem Buch der Macht begeben werdet«, begann Blyss.
»Woher wisst Ihr das?«, unterbrach ihn Tomal.
»Die Prophezeiung, Herr«, fuhr Blyss fort, »sie ist mir wohlbekannt. Außerdem habe ich Augen und Ohren, sehe und höre viel, was nicht für jedermann gedacht ist. Und ich habe meine Verbindungen, die Ihr offensichtlich kennt. Viele begehren Ulljans Vermächtnis, obwohl es Euch zusteht. Ihr seid sein Erbe. Andererseits steht nicht mit Gewissheit fest, ob es sich bei dem Buch tatsächlich um das Eigentum und Erbe des Lesvaraq handelt. In manchen Quellen heißt es, er habe sich des Buches nur bemächtigt und in eigenem Interesse das Gerücht verbreitet, lediglich ein Lesvaraq dürfe es benutzen. Im Grunde gehöre es jedoch den Altvorderen.«
»Das ist mir nicht neu, Blyss.«
»Natürlich nicht. Aber ich kann Euch dennoch bei der Suche behilflich sein.«
»Ihr gehört nicht zu den sieben Streitern aus der Prophezeiung. Es ist Euch nicht bestimmt, das Buch zu finden.«
»Nein, das ist wahr. Dennoch kann ich Euch auf den richtigen Weg bringen, Euch einen Vorteil verschaffen, der Euch Zeit und so manchen Ärger erspart. Und ich kann Euch helfen, im Besitz des Buches zu bleiben, wenn Ihr das wünscht. Wie Ihr bestimmt wisst, wird jeder der Sieben das Buch für sich selbst haben wollen. Habt Ihr es erst einmal gefunden, wird der Kampf beginnen.«
Tomal wurde neugierig. Dieses schwer begreifbare Wesen wusste anscheinend mehr, als er ihm zugetraut hatte, und faszinierte ihn plötzlich. Das Gefäß wies keine festen Umrisse auf. Mal ähnelte es in Aussehen und Statur dem Mann, der sich einst Blyss nannte, und ein anderes Mal nahm es die Gestalt des Bewahrers Boijakmar an, um sodann gleich wieder zu den weiblichen Zügen Yilassas zu wechseln.
»Was versprecht Ihr Euch davon?«, wollte Tomal wissen.
»Sobald Ihr das Buch gefunden habt, möchte ich, dass Ihr mich von den Fesseln befreit, die mich binden. Ich will kein Gefäß mehr sein, die Last eines anderen tragen und mit dessen Geist verbunden sein. Sollte Yilassa eines Tages sterben, habe ich keine Lust darauf, mir einen neuen Wirt zu suchen und als ruhe- und seelenloser Geist ohne Verstand umherzustreifen. Gewährt mir die Freiheit einer eigenen Existenz und damit die Unsterblichkeit. Ich weiß, dass Ihr das mithilfe des Buches könnt!«
Tomal musste lachen. »Ihr wollt ewig leben? Einem Kojos gleich? Haltet Ihr Euch selbst etwa für göttlich?«
»Nein, aber wenn ich frei und unsterblich bin, werde ich den Kojos nahe sein. Sehr nahe. Zusammen mit meinen eigenen Erfahrungen und meinen magischen Talent trage ich die Fähigkeiten und das Wissen mehrerer Bewahrer in mir. Das wird Euch von Nutzen sein. Ich biete Euch meine Dienste an undverspreche Euch dies als Teil unserer Abmachung. Solltet Ihr mich brauchen, werde ich für Euch da sein.«
»Ich verstehe Euch nicht, Blyss. Was ist so erstrebenswert an ewigem Leben? Die Kojos beneiden die Sterblichen um ihre Sterblichkeit, dessen bin ich mir gewiss, und selbst die Zeit der Langlebigen und der Lesvaraq hat ihre Grenzen. Kryson lebt von der Entwicklung und der Veränderung. Alles zu seiner Zeit. Das ist ein fester Bestandteil und eine Gesetzmäßigkeit des Gleichgewichts. Was ich in Euch sehen kann, passt nicht zu Eurem Wunsch. Ihr wart zu Lebzeiten ein einfacher Mann. Ein Mörder zwar, aber ansonsten in jeder Hinsicht nicht außergewöhnlich. Ihr solltet längst unter den Schatten weilen. Jemand bemächtigte sich jedoch Eures Körpers und den Resten Eures schon fliehenden Geistes. Er schuf ein Gefäß, um sich selbst vor dem Einfluss des dunklen Mals zu schützen und Euch für niedere Zwecke zu benutzen. Ihr seid nicht mehr als ein Werkzeug. Warum sollte ich einen solchen Frevel gegen das Gleichgewicht zulassen? Ihr seid klug und kennt meine Aufgabe.«
»Ja, die Wahrung des Gleichgewichts«, antwortete Blyss. »Schließen wir den Pakt, dann werde ich Euch dabei unterstützen. Bei allem, was mir heilig ist, ich schwöre, dass ich das
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