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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Ich ertrage deine Anwesenheit nicht länger.«
    »Das wirst du wohl müssen. Wir haben keine andere Wahl und du selbst kannst dein Schicksal nicht ändern. Das Gleichgewicht muss gewahrt bleiben.«
    »Vielleicht hast du recht«, antwortete der Lesvaraq, »aber ich weiß, wer mich von dieser Bürde erlösen kann und was dafür notwendig ist.«
    »Ha, du denkst an unseren Vater, Madhrab. Glaubst du wirklich, er würde sein Leben für dich opfern, damit du den einfachen Weg und die Dunkelheit wählen kannst?«
    »Immerhin hat er es meiner Stimme zu verdanken, dass ihn der Rat der Fürsten zum Regenten gewählt hat.«
    »Na und? Denkst du, das kümmert ihn? Ich glaube nicht, dass er dir vor Dankbarkeit um den Hals fallen wollte. Vielleicht wollte er die Regentschaft nicht. Hat er sich in der Vergangenheit je bei uns blicken lassen? Er ließ uns und Mutter kurz nach unserer Geburt im Stich. Madhrab hat keinen Grund, dir diesen Gefallen zu tun. Und er ist der Einzige, der vollbringen könnte, was du dir wünschst. Pech für dich, Glück für mich.«
    »Wir werden sehen. Ist er der Vater und Mann, für den ich ihn halte, dann wird er tun, was ich von ihm verlange. Verschwinde endlich aus meinem Leben! Wenigstens für diese Nacht. Es ist spät und ich bin müde«, der Lesvaraq klang außer sich und erschöpft.
    »Na schön. Ich werde für heute schweigen, wenn du lieber schläfst, als mir zuzuhören und endlich Vernunft anzunehmen«, antwortete die zweite Stimme beleidigt.
    »Bei den Kojos, was macht er bloß?«, fragte sich der Besucher. Das Streitgespräch berührte ihn auf unangenehme Weise. Ein lautes Krachen und das Geräusch von splitterndem Holz ließen ihn behutsam einige Schritte von der Tür zurückweichen.
    »Wer stört?«, hörte er die Stimme des Lesvaraq plötzlich rufen.
    Das Gefäß wartete. Zweifel überkamen ihn, ob sein Plan tatsächlich klug war. Er war sich nicht sicher, ob die Frage ihm gegolten hatte.
    »Verdammt«, brüllte der Lesvaraq, »könnt Ihr nicht antworten? Öffnet die Tür, tretet ein und zeigt Euch. Die Zeit des Lauschens ist vorbei.«
    Die Aufforderung war eindeutig. Der Besucher öffnete dieTür und schlüpfte wie ein Schatten geräuschlos durch einen Spalt in die Kammer des Lesvaraq, bevor er diese wieder hinter sich zuzog. In der Kammer war es stockdunkel, was ihn zwar überraschte, aber nicht weiter störte. Immerhin erlaubte ihm sein besonderes Wesen, in der Dunkelheit bestens sehen zu können. Das Gefäß erkannte mehr als die meisten anderen Geschöpfe der Nacht. Und doch war er von der ersten Begegnung mit diesem mächtigen Wesen bestürzt. Tomal strahlte Dunkelheit und gleichzeitig ein helles Licht aus, das ihn blendete und schmerzte. Das Gefäß musste die Augen abwenden.
    Der Lesvaraq stand vor den Trümmern einiger Möbelstücke, die einst Bett und Stuhl gewesen waren. Ein abgebrochenes Stuhlbein hielt Tomal noch in der Hand. Seine Haare hingen ihm wirr und verwegen ins Gesicht und bedeckten das linke Auge. Im anderen Auge des Lesvaraq stand ein eigenartiger Glanz, der ihm ein wildes Aussehen verlieh. Es war nicht zu übersehen, dass Tomal dem Wahnsinn nahe war. Innerlich zerrissen schlug er einen ausweglosen Kampf gegen sich selbst. Das war offensichtlich. Das Gefäß kannte sich mit Irrsinn aus. »Wie besessen«, dachte der Besucher bei sich.
    »Ich kenne Euren Namen«, sagte Tomal leise, »Euren wahren Namen. Ihr könnt Euch vor mir nicht verstecken.«
    Der Besucher erschrak, als er die belegte Stimme des Lesvaraq vernahm.
    »Das hatte ich nicht vor, Herr. Ich werde Gefäß genannt und kam, mit Euch zu sprechen.«
    »Sofern es Euch nicht stört, würde ich Blyss vorziehen«, schlug Tomal mit einem wissenden Lächeln vor, »das ist doch Euer Name, nicht wahr?«
    »Den Namen habe ich seit Ewigkeiten nicht mehr gehört«, antwortete das Gefäß, »nicht, seit ich getötet und zu dem Wesen gemacht wurde, das ich heute bin. Aber ja, es stimmt. Einst wurde ich Blyss gerufen.«
    »Ich durchschaue Euch. Ihr seid ein gemeiner Mörder und Attentäter, Blyss«, fuhr Tomal fort. »Euer Wesen ist durch und durch verkommen und böse. Ihr vereint die Schlechtigkeit der Overlords in Euch und habt Euch Ihrer Seele bemächtigt, um leben zu können. Ein unnatürliches, magisches Sein, das überhaupt nicht existieren dürfte. Ich spüre Eure Nähe zu den magischen Brüdern, den Saijkalrae. Ihr schuldet ihnen einen Gefallen. Ich sehe eine Gefahr für das Gleichgewicht. Also … was wollt Ihr

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