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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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werden. Dennoch hatte sich Jafdabh gegen alle Bedenken seiner Berater durchgesetzt. Jetzt gab es kein Zurück mehr und sie würden es darauf ankommen lassen müssen.
    Murhab stand an Deck der Aeras Tamar und beobachtete argwöhnisch die Arbeit seiner Besatzung. Er galt als streng, aber gerecht. Die meisten Besatzungsmitglieder waren erfahrene Seeleute, Frauen und Männer, die er sich ausgesucht hatte und auf die er sich in der Vergangenheit bereits hatte verlassen können. Sie waren viele Sonnenwenden gemeinsam zur See gefahren und hatten so manchen Sturm durchgestanden. Sie vertrauten ihm und er ihnen. Dennoch hatte er Zweifel, ob sie mit dem Luftschiff ähnlich gut zurechtkämen wie mit einem Segelschiff und den Widrigkeiten des Meeres. Gewiss, die Übungsflüge waren gut verlaufen, aber dies waren eben keine ernsthaften Einsätze gewesen. Das war in seinen Augen ein entscheidender Unterschied. Er war sich sicher, dass ihnen der Flug einige unangenehme Überraschungen bereiten konnte, auf die sie nicht vorbereitet waren. Auch auf dem Wasser brauchte ein Seemann lange – viel länger, als sie es mit den Flügen erreicht hatten –, um genügend Erfahrungen zu sammeln. Würden sie der Belastung eines Angriffs standhalten? Wie würden sie sich in einem Sturm oder gar Wirbelsturm verhalten?
    Murhab atmete tief durch und versuchte seine Befürchtungen zu verdrängen. Es brachte nichts, sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Er war der Kapitän und würde sie führen müssen.So wie er es immer getan hatte. Und sie würden ihm folgen.
    »Ihr seht nachdenklich aus, Kapitän«, bemerkte Drolatol, der an die Seite Murhabs getreten war, »… zweifelnd.«
    »Ich möchte nicht scheitern«, antwortete Murhab.
    »Das wollen wir alle nicht«, erwiderte Drolatol, »habt Vertrauen in Euch und in die Fähigkeiten Eurer Frauen und Männer. Sie wissen, worum es geht, und werden ihr Bestes geben.«
    »Sicher … aber wird das genug sein? Habt Ihr die neuen Waffen an den fliegenden Bestien ausprobiert? Werden die Schützen aus den Luken des Luftschiffs den Gegner treffen? Können die Geschosse die Rachuren überhaupt verletzen? Man sagt, ihre Haut sei härter als die der Klan und biete Schutz wie eine gehärtete Lederpanzerung.«
    »Mag sein. Niemand von uns kann mit Gewissheit sagen, ob wir die richtigen Mittel in der Hand halten, die Rachuren zu besiegen. Aber wir müssen es versuchen. Die Durchschlagskraft der Waffen ist hoch. Ich fürchte mich gar nicht so sehr davor, dass wir den Gegner vielleicht nicht treffen oder verletzen könnten. Viel mehr befürchte ich, die Wirkung könnte zu stark sein.«
    »Das müsst Ihr mir erklären, Fürst!« Murhab sah Drolatol erstaunt von der Seite an.
    »Der Krieg verändert uns alle, Murhab. Die Waffen verändern den Krieg, genauso wie all das, was wir kennen. Sie sind gefährlich. Stellt Euch einen Krieg vor, in dem es keinen Kampf mehr gibt. Wie leicht ist es, ein Leben aus der Entfernung zu zerstören, sieht man seinem Gegner dabei nicht mehr ins Auge und muss nicht in nächster Nähe erleben, wie ihn die Schatten zu sich holen. Zu leicht, Kapitän. Viel zu leicht. Wir könnten eine Dimension des Tötens erleben, die wir uns lieber niemals gewünscht hätten. Wir mögen die Rachuren damit besiegen und danach für eine Weile im Freudentaumel versinken. Aber was ist dann? Die Waffen wird es immer noch geben.«
    »Wir schließen sie weg.«
    »Das könnt Ihr Eurer Großmutter erzählen, würde sie noch leben«, lachte Drolatol, wurde aber sofort wieder ernst. »Nein. Jede Waffe wird irgendwann eingesetzt werden. Das können wir nicht verhindern. Niemand kann das.«
    »Aber die Waffen sind doch nicht das eigentliche Übel. Ihr überschätzt die neue Technik. Eines Tages wird alles bloß noch Plunder sein. Diejenigen, die die Waffen einsetzen, tragen die Verantwortung für das Wann und Wie. Nur der Träger entscheidet, ob er damit töten will oder nicht«, erwiderte Murhab.
    »Eben«, meinte Drolatol, »seht uns doch an. Wir sind ein kriegerisches Volk. Das liegt in unserem Blut. Wer den Dämon des Krieges erst einmal gerufen hat, wird ihn nicht mehr los. Am Ende könnten sich die Waffen gegen uns selbst richten. Einige unter uns verkennen diese Gefahr oder schieben sie des möglichen Erfolges wegen unbeachtet zur Seite.«
    »Und Ihr wollt mir sagen, ich solle an den Erfolg der Mission und an meine Besatzung glauben?«, murrte Murhab. »Eure Worte sind nicht gerade dazu geeignet, mein Vertrauen zu

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