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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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    Fieberhaft hatten Jafdabhs Konstrukteure in den letzten Monden an den Schiffen gearbeitet und sie nach den Vorstellungen des erfahrenen Seemanns Murhab mit zusätzlichen Masten und Segeln ausgestattet. Die Übungsflüge waren vielversprechend verlaufen. Kapitän Murhab war zufrieden und Meister Semyon überaus stolz auf seine Erfindung.
    Wind und Wetter meinten es gut mit der Luftflotte desRegenten. Die Sonnen schienen, eine leichte Brise wehte vom Ostmeer ins Land und es waren keine Gewitter oder Stürme in Sicht. Unter der Führung der Aeras Tamar schwenkte die Flotte zuerst Richtung Tut-El-Baya und drehte eine Ehrenrunde über der Hauptstadt der Klan. Staunende Blicke folgten den mächtigen eisernen Schiffen, deren riesige Segel in bunten Farben durch den Wind aufgebläht wurden und ihnen eine bessere Manövrierfähigkeit und zusätzliche Geschwindigkeit verliehen. Sie schwebten nahezu lautlos zum Hafen, drehten zum Marktplatz ab, über die Dächer der Stadt, gewannen rasch an Höhe und verabschiedeten sich Richtung Südwesten über die Terrassengärten und den Kristallpalast des Regenten ins Landesinnere. Die Segel der Aeras Tamar waren dunkelrot, die ihrer Begleitschiffe moosgrün, hellbraun, gelb und schwarz. Staunende Blicke und frenetischer Jubel folgten ihnen von den Gassen und Balkonen der Stadt, bis sie schließlich ganz außer Sicht gerieten.
    Der große Aufbruch folgte unmittelbar auf die Einsetzung des neuen Regenten Madhrab, der wenige Horas zuvor mit allen Ehren den Thron bestiegen und sich seinen Untertanen erstmals öffentlich auf dem Marktplatz von Tut-El-Baya gezeigt hatte.
    Der Jubel hatte sich in Grenzen gehalten. Jafdabh hatte hohes Vertrauen und Ansehen in der Bevölkerung genossen, und die Ankündigung seines Rücktritts war mit Entsetzen und Furcht aufgenommen worden. Immerhin galt er als derjenige, der sie alle einst gerettet und in goldene Zeiten zurückgeführt hatte. Unter ihm hatten sie fette Sonnenwenden erlebt. Sonnenwenden des Friedens, des Wiederaufbaus und des Lichts. Manche gingen in ihrer Verehrung sogar so weit, ihm – die Fakten verklärend – die Rolle eines Heilsbringers zuzuschreiben, der alleine die Dunkelheit und Schatten vertrieben habe. Die Gefahr und den im Südwesten heraufziehenden Kriegsahen viele Klan noch nicht. Sie hatten die wiedererstarkten Rachuren und die angeblich verheerenden Zerstörungen noch nicht mit eigenen Augen bezeugt.
    Im Gegensatz zu Jafdabh haftete Madhrab immer noch der Ruf eines zwar großen und mächtigen Kriegers, aber auch der eines Verbrechers und gnadenlosen Schlächters an, der viele Klan auf dem Gewissen hatte. Gleichgültig was die Herolde und Marktschreier Gutes über ihn verkünden mochten, Madhrab würde sich Vertrauen und Ansehen erst verdienen müssen.
    Späher der Klan hatten von Truppenbewegungen der Rachuren im Westen berichtet. Entlang des Faraghad-Waldrandes bewegten sich große Einheiten zu Land und zu Luft von Otevour kommend wie befürchtet zuerst nach Habladaz und Barduar. Die Fürstentümer würden den Angriffen – bis auf ihre eigenen Truppen – weitestgehend ungeschützt ausgeliefert sein. Wurde der Vormarsch der Rachuren nicht bald aufgehalten, träfe er in wenigen Wochen zwangsläufig auf die weitläufig angelegten Verteidigungsstellungen der Klan. Zurückgezogen auf den Schutz der Hauptstadt und Teile der Fallwas-Gebiete beschränkt, waren Gräben ausgehoben, abgedeckt und befestigt worden. Es war höchste Zeit, das Heer der Verteidiger in Marsch zu setzen und die Stellungen zu beziehen.
    Bald würde sich zeigen, wie stark die Luftschiffe und ihre Bewaffnung tatsächlich waren und ob sie dem Ansturm der Rachuren etwas entgegensetzen konnten. Jafdabh war fest davon überzeugt, dass der Krieg ein völlig anderes Gesicht bekäme und die Rachuren innerhalb kurzer Zeit vernichtend geschlagen werden könnten. Das Galwaas war in seinen Augen der entscheidende Fortschritt dieser Entwicklung, der es den körperlich unterlegenen Klan ermöglichte, den Feind auf die Ferne zu bekämpfen. Aber nicht alle im Umfeld desehemaligen Regenten waren von der neuen Technik und der damit einhergehenden und grundlegend strategischen Veränderung des Kampfes überzeugt. Sie glaubten nach wie vor an die klassischen Taktiken einer Schlacht, in der sich die Gegner Auge in Auge in festen Formationen und Kampfgruppen gegenüberstanden. Die Entscheidung konnte nach ihrer Vorstellung nur im Nahkampf Soldat gegen Soldat herbeigeführt

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