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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Speerkämpfern in vorgezogenen Linien sichern zu lassen, so wie sie es stets mit den Bogenschützen und Katapulten gehalten hatten.
    Nachdenklich und voller Sorge machte sich der Regent mit seinen Getreuen sofort auf den Weg, den Fürsten Renlasol zu suchen. Die Rachuren waren nah. Madhrab hoffte, die Luftschiffe würden den Feind aufhalten können und er selbst würde nicht zu spät kommen.Gleich nachdem Renlasol von dem gescheiterten Anschlag gehört hatte, war er gemeinsam mit Nihara noch in der Nacht vor Madhrabs Einsetzung zur Burg Fallwas aufgebrochen. Er hatte dabei in Kauf genommen, dass es im Kristallpalast Gerede geben würde und sie ihn und Nihara womöglich mit dem Anschlag in Zusammenhang brächten. Allerdings war ihm kaum eine Beteiligung nachzuweisen. Raussa oder Nihara hätten schon reden müssen. Aber Nihara begleitete ihn, und Raussa würde den Mund verschlossen halten, da sie sich sonst selbst entlarven müsste. Der Diener Darfas wusste nichts. Er würde allenfalls die ehemalige Regentin belasten können, was ihm jedoch nicht gut bekäme. Außerdem hatte er nur die Droge beschafft. Er würde abstreiten, dass er sie für Raussa ausschließlich zu diesem Zweck besorgt hatte, und könnte stattdessen behaupten, er hätte nicht gewusst, wofür sie die Essenz eigentlich wollte. Das wäre glaubhaft gewesen. Der Wunsch einer Regentin wurde für gewöhnlich nicht infrage gestellt. Nicht einmal von einem Fürsten.
    Nach dem Beschluss des Regenten und des Rates der Fürsten sollte die Trutzburg nun in den Besitz von Nihara als rechtmäßiger Erbin des Fürstenhauses Fallwas übergehen. Renlasol störte sich nicht weiter daran, sein Herz hing nicht an den ehemaligen Fallwas-Gütern. Die Burg war ihm von jeher zu kalt und düster erschienen. Hielt er sich dort länger als notwendig auf, bekam er stets das Gefühl, das dunkle Mal würde stärker werden und seinen Geist allmählich verdunkeln. Es war ihm an manchen Tagen so vorgekommen, als wäre der Fluch des Quadalkar zu ihm zurückgekehrt. Er verspürte sogar den Drang, sich vom Blut seiner Untertanen nähren zu wollen. Wahrscheinlich bildete er sich das nur ein. Doch in den Mauern der Burg litt er an Albträumen und spürte eine Kälte in seinem Herzen, die ihn ängstigte. Renlasol war kein Risiko eingegangen und hatte Burg Fallwas meist nach wenigen Tagen Aufenthalt wieder verlassen.
    Vielleicht würde es in Niharas Gesellschaft anders sein. Die Fürstin gefiel ihm, und sie schien ihn auf ihre spröde Art ebenfalls zu mögen. Es war lange her, seit er bei einer Frau gelegen hatte. Obwohl sie ganz andere Sorgen hatten und die Verteidigungsanlagen der Burg auf Vordermann bringen wollten, dachte er tatsächlich daran – während sie ihm von siedenden Ölkesseln über den Burgtoren, Haijarda und Steinschleudern erzählte –, ob sich ihm wohl eine Gelegenheit böte, mit ihr das Lager zu teilen. Wenn es sich nicht vermeiden ließe, sogar innerhalb der Burgmauern. Aber er war sich nicht sicher, ob sie ähnlich für ihn empfand.
    »Ihr seid schön«, schmeichelte Renlasol.
    »Hm?«, kam es über die Lippen Niharas, die ihn aufgrund seiner Bemerkung schräg von der Seite musterte.
    »Ich wollte Euch nur ein Kompliment machen«, versuchte sich Renlasol beinahe zu entschuldigen.
    »Das habt Ihr, ich bin nicht taub«, meinte Nihara trocken.
    »Ah … so …«, stammelte Renlasol und verstummte dann.
    »Wenn Ihr mit mir schlafen wollt, dann redet nicht lange drum herum und versucht nicht, Euch bei mir einzuschmeicheln. Ich hasse das und weiß, dass ich gut aussehe. Also, sagt Eure Absichten klar an oder noch besser: Nehmt mich und tut es einfach!«
    Renlasol starrte Nihara mit großen Augen an. Das hätte er nicht erwartet, und es sah einer Fürstin überhaupt nicht ähnlich. Er konnte doch nicht einfach … oder doch? Seine Gedanken verdüsterten sich und er meinte plötzlich, das Rauschen ihres Blutes in den Adern und das Pochen ihres Herzens deutlich zu hören. Ein Geschmack von Eisen bildete sich in seinem Mund, gerade so, als könnte Renlasol die Frau schmecken, als hätte er kurz zuvor von ihrem Blut gekostet. Er musste sich zurückhalten, um nicht wie eine ausgehungerte Bestie über sie herzufallen und sie hier und jetzt zu besteigen.Was hatte Nihara vor? Ging es ihr nur um fleischliche Gelüste oder wollte sie mehr von ihm? Der Fürst zügelte sein Pferd und ließ sich geschmeidig von dessen Rücken gleiten. Nihara ritt weiter, so als hätte sie nicht bemerkt,

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