Kryson 04 - Das verlorene Volk
Taderijmon – eine Klan zur Frau genommen und mit ihr Kinder gezeugt. Die Kinder schienen sich anfangs normal zu entwickeln. Doch nach nicht einmal sechs Sonnenwenden begannen sie sich zu verwandeln. Sie waren zu jung und zu schwach und hatten daher keine Möglichkeit, den Krolak zu beherrschen. Sie waren dem Fluch wehrlos ausgeliefert. Baijosto musste eine Entscheidung treffen, die ihm das Herz brach. Am Ende war ihm nichts anderes übrig geblieben, als die Kinder zu töten, bevor sie zu Bestien heranwuchsen und Schaden anrichteten. Seine Gemahlin hasste ihn für diese Tat und verließ ihn stehenden Fußes. Sie fühlte sich um ihr Glück betrogen. Schließlich verlangte sie vom inneren Rat, Baijosto solle aus der Siedlung gejagt werden. Der Krolak konnte ihr Ansinnen verstehen. Und doch hatte der innere Rat der Naiki die Bitte abgelehnt und für ein Bleiben des Naiki-Jägers gestimmt.
Sein Gewissen wurde ihm zur Last, und obwohl sie ihn nicht aus ihrer Mitte verjagten, würden sie ihn nie wieder wie ihresgleichen behandeln. Das Letzte, was er gewollt hatte, war, den Fluch durch seine eigenen Kinder zu verbreiten. Lieber hätte er seinem Leben ein Ende gesetzt und wäre aus freien Stücken in das Reich der Schatten gegangen. Die ihn dort erwartenden Qualen in den Flammen der Pein schienen ihm vergleichsweise erträglicher als das Schicksal seiner verdammten Nachkommen.
Seit ihn der Fluch des Gestaltwandlers getroffen hatte, war es für Baijosto nicht wieder wie zuvor gewesen. Sein eigenes Volk fürchtete sich vor dem, was in ihm steckte. Jeden Tag und insbesondere in den Nächten, die er in der Siedlung verbrachte. Der Krolak konnte jederzeit ausbrechen. Die Bestie, die er zwar vorgab zu beherrschen, die ihn jedoch immer wieder einholte. Er wusste um ihre Präsenz und er spürte ihr Lauern auf eine Gelegenheit. Indem er sich ihrer Triebhaftigkeit verweigerte und zugleich die Nahrungsaufnahme ablehnte, dachte er, sie disziplinieren und im Zaum halten zu können. Er bestrafte den Krolak und damit sich selbst für das, was aus ihm geworden war. Es war ein steter Kampf in seinem Inneren um die Vorherrschaft, den er nicht verlieren wollte. Sosehr er sich auch bemühte, den Krolak zu unterjochen, die Naiki hielten den Jäger dennoch für eine Gefahr und sie lehnten die Dunkelheit von jeher ab. Es gab keinen Zweifel, dass er ein Kind der Nacht war. Baijosto fühlte und wusste, zu welcher Seite des Gleichgewichts er fortan gehörte.
Wie konnte er es ihnen verdenken? Sein Bruder Taderijmon und Ikarijo versuchten zwar ihre Ängste vor ihm zu verbergen, was ihnen jedoch nicht recht gelingen wollte. Baijosto konnte ihr Unwohlsein in seiner Gegenwart riechen und verstand ihre Blicke nur zu gut, die sie miteinander austauschten, wenn sie mit ihm sprachen. Selbst in der Gestalt des Naiki-Jägers entging ihm ihre Ablehnung nicht.
Einzig Belrod war ihm gegenüber stets offen und treu geblieben. Sein kindliches Gemüt verstand nicht, was es mit Baijosto tatsächlich auf sich hatte. Für den Maiko-Naiki war er nach wie vor Bruder, Freund und Beschützer zugleich, obwohl der starke Riese Letzteres gewiss nicht gebraucht hätte. Er war stark genug, sich zu verteidigen.
Nach drei erfolglosen Versuchen hatte sich Baijosto schließlich entschieden, die Siedlung endgültig zu verlassen und sichden Baumwölfen anzuschließen. Er wusste um die Gefahren, sich überwiegend in der Gestalt des Krolak aufzuhalten. Eines Tages würde ihm die Kraft fehlen, die Gestalt des Naiki wieder anzunehmen. Er fürchtete sich davor, seine restliche Würde oder gar seine Seele zu verlieren. Dennoch, über einige Sonnenwenden hinweg hatte er das Leben und die Freiheit unter den Baumwölfen sogar genossen und hatte tatsächlich so etwas wie Glück verspürt.
Im Gegensatz zu den Naiki lehnten die Baumwölfe den Krolak nicht ab, sondern sahen ihn als einen der Ihren an. Ein starker Verbündeter. Ein Anführer. Die Anerkennung seines Rudels als gefährlichstes Raubtier war für Baijosto leichter zu ertragen als das Leben unter den Naiki. Weilte er unter den Baumwölfen, hatte er oft das Gefühl, sie halfen ihm, indem sie den Fluch und dessen Last mit ihm teilten. Sie respektieren ihn als ihren Anführer. Die stärksten und schönsten Weibchen des Rudels warfen sich ihm zu Füßen, damit er sie bestieg und ihnen starken Nachwuchs schenkte. An manchen Tagen kam es ihm eigenartig vor. Ihnen gegenüber plagte ihn nicht wie bei den Naiki und Klanfrauen das
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