Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
Vom Netzwerk:
angreifen.
    »Lange nicht gesehen, Bruder«, grüßte Taderijmon.
    Der Naiki-Jäger wirkte verunsichert und vermied es, Baijosto in die Augen zu sehen.
    »Das ist wohl wahr«, antwortete Baijosto, »willst du nicht näher kommen und mich umarmen, wie es sich für Brüder gehört? Oder hast du etwa Angst, der Krolak könnte mich überwältigen?«
    Taderijmon sah sich Hilfe suchend unter den anderen Jägern um. Unter ihnen war ihr gemeinsamer Freund Ikarijo, der Baijosto einst sehr nahegestanden hatte. Aber Ikarijo blickte in eine andere Richtung, und die übrigen Jäger hielten sich – beschämt die Köpfen senkend – zurück.
    »Es tut mir leid, Baijosto«, sagte Taderijmon mit belegter Stimme, »du warst lange nicht mehr in der Siedlung und hattest dich für ein Leben in der Gestalt des Baumwolfs entschieden. Wir wissen nicht, wie stark der Krolak in dir gewachsen ist. Aber ich bin froh, dich wieder als unseresgleichen zu sehen.«
    »Dann komm her und lass dich umarmen«, lud Baijosto seinen Bruder ein.
    Taderijmon wollte einen Schritt auf Baijosto zugehen, wurde jedoch von einem seiner Gefährten am Arm zurückgehalten.
    »Geh nicht«, flüsterte der Naiki-Jäger, »der Krolak ist gefährlich. Er täuscht dich und könnte dich verletzen. Vielleicht tötet er dich!«
    »Lass mich!«, zischte Taderijmon, während er sich wütend nach dem Jäger umdrehte und sich energisch aus dessen Griff befreite.
    Er ging auf Baijosto zu, nahm ihn in die Arme und drückte ihn lange und fest an sich. Die Nähe tat ihnen beiden gut.
    »Ich habe dich vermisst. Aber ich fürchte mich davor, dich für immer an den Krolak zu verlieren«, flüsterte Taderijmon. »Je länger du in der Gestalt des Baumwolfs mit dem Rudel durch die Wälder ziehst und dich in der Siedlung nicht mehr offen zeigst, desto stärker werden die Ängste der Naiki. Das Rudel ist groß geworden. Viel zu groß und mächtig für den Geschmack der Jäger. Es stellt eine ernsthafte Gefahr für die Siedlung dar.«
    »Ich vermisse dich auch. Jeden verdammten Tag«, antwortete Baijosto, »du bist und bleibst mein Bruder und ich liebe dich. Aber du musst dir meinetwegen keine Sorgen machen. Ich bin für euch nicht gefährlicher geworden als früher und beherrsche den Krolak. Solange ich das Rudel anführe, besteht für die Siedlung keine Gefahr. Nur manchmal, wenn mich Hunger und Durst treiben, werde ich schwach und die Bestie versucht meinen Geist zu überlisten. Aber ich weiß, wann der Krolak kämpft, und stelle mich darauf ein. Wie du siehst, habe ich den Kindern kein Haar gekrümmt. Ich bin schon seit zwei Tagen mit ihnen auf der Lichtung.«
    Taderijmon sah sich um. Die Blicke der Klankinder warengebannt auf ihn und Baijosto gerichtet. Die schwer bewaffneten Naiki-Jäger machten mit ihren langen Beinen und der gefleckten Kleidung, die mit den Bäumen des Waldes zu verschwimmen schien, mächtig Eindruck auf die jungen Klan. Außer Belrod und Baijosto, dem sie noch immer nicht über den Weg trauten, hatten sie nie zuvor Naiki zu Gesicht bekommen.
    »Seht euch um«, wandte sich Taderijmon schließlich an seine Gefährten, »die Kinder sind wohlauf. Sie wären nicht am Leben, würde der Krolak über Baijosto herrschen.«
    Taderijmons Worte schienen die Naiki zu überzeugen. Sie verließen ihre Deckung und näherten sich den Brüdern.
    »Was hat es mit den Kindern auf sich?«, wollte Ikarijo wissen. »Warum stehen sie unter deinem Schutz, Baijosto?«
    »Sie stehen nicht unter meinem Schutz«, erwiderte Baijosto, »Belrod ist derjenige, dem sie vertrauen. Ich habe sie vor zwei Tagen verängstigt an dieser Stelle vorgefunden und dachte zunächst, ich könnte fette Beute machen. Aber ich habe mich getäuscht. Belrod tauchte plötzlich auf und brachte mich zur Vernunft. Die Eltern der Kinder wurden ermordet und ihr Dorf von den Rachuren zerstört. Sie mussten fliehen und haben sich im Wald versteckt. Belrod rief euch, damit ihr sie zur Siedlung in Sicherheit bringt. Ohne euer Geleit und den Schutz der Siedlung können sie im Faraghad nicht überleben.«
    »Wir werden die Klankinder mit uns nehmen«, stimmte Taderijmon zu.
    »Behandelt sie gut, sie haben viel durchgemacht«, gab Baijosto zurück.
    »Keine Sorge, es wird ihnen an nichts fehlen. Du würdest dich wundern, wie sehr sich die Siedlung entwickelt hat«, sagte Taderijmon. »Wir sind zurück in die Baumwipfel gezogen und die Siedlung wächst und gedeiht mit jeder Sonnenwende. Manche von uns müssen sich erst wieder an

Weitere Kostenlose Bücher