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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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des Farghlafat, öffnete es und nahm ein Brot heraus. Er teilte das Brot mit den Händen und reichte Tallia die Hälfte davon.
    »Danke, ich esse kein Brot«, sagte Tallia.
    »Verzeih, ich vergaß«, antwortete Sapius beschämt, während er das Brot wieder in sein Bündel legte.
    Aus einem Lederbeutel kramte Tallia einen sauberen, glatten Kieselstein hervor und schob ihn sich in den Mund. Das Geräusch schmerzte Sapius in den Ohren, als sie den Stein zwischen ihren Zähnen zermahlte. Nachdem sie ausgekaut hatte, sah sie Sapius von der Seite an. Er spürte ihren Blick. Tallia schien traurig.
    »Wir müssen reden«, sagte sie.
    »Über Steine und das Springen?« Sapius starrte auf seine Schuhe.
    »Nein, über Tomal.«
    »Wir dienen ihm. Was gibt es da zu reden?«, fragte Sapius.
    »Bevor wir unsere Reise antraten, hat er mit mir gesprochen«, meinte Tallia.
    »Das ist gut«, antwortete Sapius. »Hatte er etwas Wichtiges zu sagen?«
    »Bitte Sapius«, Tallia ärgerte sich, fühlte sie sich doch von dem Magier nicht ernst genommen. »Er sagte, dass er dich darum bat, mich zu töten.«
    Sapius schrak auf. Das Gespräch mit Tomal ging ihm selbst nicht mehr aus dem Kopf. Er hatte den Wunsch des Lesvaraq entrüstet abgelehnt.
    »Das hat er gesagt?« Sapius klang erstaunt.
    »Ja, und er verlangte von mir, dass ich mich nicht wehren solle. Lass es geschehen, sagte er, ich will es so.«
    »Und was hast du erwidert?«
    »Nichts. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich bin ein Teil des Zyklus so wie du. Würde ich seinem Wunsch entsprechen, würde das Gleichgewicht empfindlich gestört. Das darf nicht sein. Tomal muss lernen, das Licht als Teil seiner Persönlichkeit zu ertragen.«
    »Aber was, wenn er das nicht kann und wahnsinnig wird?«, fragte Sapius.
    »Das wäre schlecht für uns alle!« Tallia wirkte atemlos, aufgeregt, anders als sonst. »Sapius, antworte mir aufrichtig, hat er das von dir verlangt?«
    Sapius nickte, wagte jedoch nicht, Tallia in die Augen zu sehen. Beinahe wäre ihm ein Stück Brot im Hals stecken geblieben. Der Magier hustete, und Tallia klopfte ihm unterstützend fest auf den Rücken, bis er wieder Luft bekam und sich beruhigte.
    »Ich habe seine Bitte abgelehnt«, flüsterte Sapius stimmlos.
    »Das habe ich mir gedacht. Tomal hat mit deiner Reaktion gerechnet. Er sagte zu mir, solltest du dich weigern oder versagen, dann müsste ich dich töten«, antwortete Tallia.
    »Er scheint unter dem Kampf in seinem Inneren sehr zu leiden«, meinte Sapius. »Sonst würde er keinen Mord von uns fordern. Wie lautete deine Antwort?«
    Tallia hatte einen weiteren Kieselstein gegessen und schluckte hörbar, bevor sie antwortete.
    »Ich sagte, ich hätte ihn verstanden.«
    »Ich verstehe«, sagte Sapius. »Verzeih, aber ich muss ein paar Schritte gehen und nachdenken.«
    Sapius erhob sich schwerfällig und stützte sich dabei ächzend auf seinen Stab, als wäre er bereits steinalt. Für einen Moment blieb er mit dem Rücken zu Tallia gewandt stehen und atmete schwer. Plötzlich drehte er sich ruckartig um, schwang den Stab des Farghlafat und ließ ihn auf Tallias Kopf herabsausen. In Sapius’ Augen stand die pure Mordlust geschrieben.
    Der Angriff kam für Tallia völlig überraschend. Sie hatte keinerlei Gelegenheit auszuweichen oder sich vor dem Schlag zu schützen. Mit Wucht prallte der Stab auf Tallias Kopf. Funken sprühten. Entsetzt riss Tallia die Augen auf und hielt sich den schmerzenden Kopf.
    »Bei den Kojos, Sapius«, stöhnte sie, »was … was tust du? Ich hätte dich niemals …«
    »Was?« Sapius klang, als wäre er von Sinnen.
    »… getötet.«
    Der zweite Schlag traf sie härter. Tallia kreischte. Es war ein entsetzliches Geräusch. Ihren Schädel überzogen plötzlich Risse. Sapius holte mit Schwung aus und schlug erneut zu. Den Stab des Farghlafat zu führen, kostete ihn kaum Kraft. Der Schlag wurde durch den Stab magisch verstärkt und besaß dadurch zehn Mal mehr Wucht als ein schwerer Kriegshammer. Tallias Kopf zerbarst in tausend Stücke. Vor den Augen des Magiers verwandelte sich ihr versteinerter Körper zurück in ein Wesen aus Fleisch und Blut. Die Schläge hatten den Fluch der Saijkalsanhexe gebrochen und ihr die ursprüngliche Gestalt zurückgegeben. Der plötzliche, unerwartete Anblick des blutüberströmten, kopflosen Frauenkörpers einer Nnobei-Klan überforderte Sapius. Ihm wurde übel und Galle stieg ihm die Kehle hinauf. Er musste sich übergeben. Verzweifelt fiel Sapius auf

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