Kryson 04 - Das verlorene Volk
das Lachen,Lärmen und Geschrei gewöhnen. So viele sind es inzwischen geworden. Ein Paradies für Kinder. Sie werden sich bei uns wohlfühlen.«
»Das sind gute Nachrichten, Bruder«, freute sich Baijosto, »am besten wäre es, ihr brecht sofort auf. Die Kinder mussten sich lange genug vor mir fürchten.«
»Aye!«, nickte Taderijmon und wandte sich an die immer noch staunenden Kinder. »Packt eure Sachen. Ihr kommt mit uns. Wir bringen euch in Sicherheit.«
Das ließen sich die Klan nicht zweimal sagen. Die Anspannung wich aus ihren Gesichtern und wurde durch Erleichterung abgelöst. Baijosto war zufrieden. Offenbar waren die Kinder froh, den Krolak nicht mehr sehen zu müssen. Sofort standen sie auf und schlossen sich den Naiki-Jägern an.
»Leb wohl«, rief Baijosto seinem Bruder zu.
Taderijmon drehte sich um und kam noch einmal zurückgelaufen, um Baijosto in den Arm zu nehmen. Sie brauchten lange, bis sie sich wieder voneinander lösten.
»Pass auf dich auf !«, sagte Taderijmon zum Abschied.
Baijosto sah seinem Bruder nach, bis dieser hinter den Bäumen untergetaucht war und er nichts mehr erkennen konnte. Er war traurig. Wie gerne wäre er mit Bruder und Freunden wie früher durch den Faraghad-Wald gezogen, aber diese unbeschwerten Zeiten würden nie zurückkommen. Er musste sich damit abfinden, dass er ein Ausgestoßener bleiben würde. Zum Glück konnte er auf Belrod vertrauen.
»Lass uns gehen, Belrod«, sagte Baijosto, »die Kinder sind in Sicherheit. Die Stimmen ziehen mich zum Vulkan.«
Belrod hatte den Naiki-Jäger verstanden. Ihm erging es nicht anders. Wortlos nahm er seinen Rucksack auf, der in den letzten Tagen nur ein klein wenig leichter geworden war, verschnürte die Lederriemen über seinem mächtigen Brustkorb und setzte sich mit schweren Schritten in Bewegung. Sie sahensich nicht mehr um. Die Naiki-Jäger waren mit den Kindern im Dickicht des Waldes längst verschwunden. Nach wenigen Schritten hatten Baijosto und der Maiko-Naiki den Waldrand erreicht und verließen zum ersten Mal in ihrem Leben die Sicherheit des Faraghad-Waldes. Würden sie unterwegs keine bösen Überraschungen erleben, konnten sie Tartatuk in einem strammen Tagesmarsch erreichen. Sie waren beide ausgeruht und satt. Daher nahmen sie sich das schnelle Erreichen des Vulkans als gemeinsames Ziel vor.
»Das Glück den Siebten verließ im Fluch, er wird f inden nach langer Suche das Buch.«
Renlasol hatte Nihara bis zur Burg Fallwas begleitet und sie dort gebeten, die Befehlsgewalt über die Truppen der Verteidiger an seiner Stelle zu übernehmen. Die Fürstin lehnte die Bitte zunächst entrüstet ab, vermutete sie doch, Renlasol wolle sich aus der Pflicht stehlen. Als Fürst und General konnte er doch kurz vor einem drohenden Krieg nicht einfach Reißaus nehmen und seine Krieger im Stich lassen. Sie dachte dabei nicht alleine an seine Verantwortung für die Soldaten, sondern auch ihr gegenüber. In den Tagen, in denen sie gemeinsam unterwegs waren, hatten sie sich besser kennengelernt und sie waren sich näher gekommen. Vielleicht sogar zu nahe. Außerdem teilten sie ein dunkles Geheimnis, das niemals ans Licht kommen durfte. Das Attentat auf Jafdabh und Madhrab konnte ihrer beider Verderben bedeuten.
Während ihres restlichen Weges hatten sie die Finger nicht mehr voneinander lassen können und sich bei jeder Gelegenheit geliebt. Dadurch hatten sie Zeit verloren, die ihr bei den Vorbereitungen der Trutzburg auf einen erwarteten Ansturm der Rachuren fehlte.
Nihara wollte sich nicht in den Fürsten verlieben. Das passte überhaupt nicht zu ihren Plänen, und Renlasol war nichtder Mann, den sie sich an ihrer Seite erträumt hatte. Sicher, er sah nicht schlecht aus. Aber er hatte etwas an sich, was für eine Frau beängstigend sein konnte. Sie schob die Schuld auf seine Vergangenheit und das dunkle Mal.
Renlasol hatte ihr von der Prophezeiung der Sieben erzählt. Er hatte keine andere Wahl, als dem Flüstern der Steine zu folgen. Seine Schwierigkeiten im Umgang mit Madhrab kannte sie selbst am besten. Das musste er Nihara nicht erklären. Sie verstand das Gefühl der Angst vor einer Ohnmacht, die ihn in Gegenwart Madhrabs befiel und die ihn erst zu der überstürzten Flucht bewogen hatte. Madhrab hatte ihn nie für voll genommen oder als Mann gesehen. Für den Bewahrer war Renlasol stets der Knappe und unbeholfene Junge geblieben. Nihara ließ Renlasol jedoch erst ziehen, nachdem sie in ihren Gemächern der Burg
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