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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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müssen. Sie hätten doch noch so viele Abenteuer gemeinsam erleben können.
    Bevor Goncha den Prinzen allerdings für immer verlassen musste, wollte er ihn unbedingt noch einmal sehen und sich verabschieden. Außerdem war er neugierig auf seinen Nachfolger, dem er vieles mitzuteilen gedachte. Ein junger, unerfahrener Felsenfreund, der sich bereits auf den langen Weg gemacht haben musste, ihn abzulösen und sich dem Prinzen anzuschließen. Goncha wollte ihm Wissen und Ratschläge mit auf den Weg geben. Vargnar war schließlich ein Prinz der Felsgeborenen und besaß einige Eigenarten.
    Der Felsenfreund hatte noch keinen Weg gefunden, sich seinen ungeduldigen Weggefährten mitzuteilen. Versuchte er es mit Geschrei und Gezeter, zuckten sie gleichgültig mit den Schultern. Sie verstanden ihn einfach nicht. Dies wiederum ließ Goncha an ihren Fähigkeiten zweifeln, denn konnten sie sich nicht mit ihm unterhalten, blieb für sie auch das Flüstern der Steine ein Rätsel. Einst hatte er einen Magier kennengelernt, dem er sich auf Anhieb hatte mitteilen können.
    »Sapius hieß er«, dachte Goncha, »ich erinnere mich genau an den hinkenden Mann. Aber er war ein Tartyk, wenn ich mich nicht täusche. Ein Drachenreiter. Vielleicht war er deshalb empfänglich für unsere Sprache. Die Drachen sind Echsen und unterhalten sich mit den Tartyk auf ähnliche Weise wie wir mit den Felsgeborenen. Daran muss es liegen.«
    Kallya und Malidor hatten das Lager in der Morgendämmerung verlassen. Goncha hatte es sich auf einem Lavastein gemütlich gemacht und döste in den Tag hinein. In seinem Traum saß er wie so oft auf der Schulter des Prinzen, hielt sich ängstlich an dessen Steinkragen fest und stürzte mit ihm in die Tiefe einer Schlucht. Wie oft hatten sie dieses Erlebnis miteinander geteilt? Tausendfach. Und wie eindringlich hatte er den Prinzen doch jedes Mal gebeten – ihn ermahnt –, endlich davon abzusehen und den sicheren Weg nach unten zu wählen. Klettern, das konnte Goncha gut. Vargnar hatte den Felsenfreund nur ausgelacht und war trotzdem gesprungen. Was war dem Felsenfreund anderes übrig geblieben, als sich, zitternd vor Angst, an ihm festzuklammern und auf ein gutes Ende zu hoffen. Goncha hasste die Stürze in die Tiefe. Sie waren gefährlich. Ein unbedachter Moment, ein Windstoß, Ablenkung im falschen Augenblick oder ein zu spätes Öffnen und sie wären am Boden oder einer Felswand zerschmettert worden. Selbst ein Felsgeborener war davor nicht gefeit. Vargnar wusste um seine Unvernunft. Aber er liebte die Gefahr wie kaum ein anderer. Goncha hatte jedenfalls niemanden kennengelernt, der dem Prinzen in dieser Leidenschaft auch nur annähernd gleichkam.
    Kurz vor dem Aufprall erwachte Goncha. Was war das? Jemand war in seinen Gedanken und hatte seinen Namen gerufen. Hatte er das nur geträumt? War Vargnar angekommen?
    Goncha schreckte hoch, putzte sich nervös die Nase mit den Vorderpfoten und sah sich dabei vorsichtig um. Unweit seinerSchlafstelle saß ein Felsenfreund auf einem Stein. Der Felsenfreund hatte sich aufgerichtet und starrte frech zu ihm herüber. Goncha rieb sich den Schlaf aus den Augen.
    »Wer bist du?«, nahm Goncha Kontakt mit dem anderen Felsenfreund auf.
    »Ich bin Rodso«, sagte der Neuankömmling, »und du musst Goncha sein, stimmt’s?«
    »Rodso?«, fragte Goncha.
    »Genau«, bestätigte Rodso, »Goncha?«
    »Ja, ich bin es.«
    Goncha betrachtete den Felsenfreund eingehend. Er hatte einen hellbraunen Pelz, der mit dunklen Streifen und einigen rötlich schimmernden Punkten durchsetzt war. Das war eine ungewöhnliche und seltene Musterung für einen Felsenfreund. Aber er war ein hübsches Kerlchen, das musste Goncha schon zugeben, obwohl er auch ein klein wenig neidisch auf den neuen Felsenfreund war. Vargnar würde bestimmt Gefallen an ihm finden. König Saragar hatte sich offensichtlich Mühe gegeben, seinem Sohn einen würdigen Nachfolger für Goncha zu schicken.
    Rodso stellte sich auf die Hinterbeine, wirbelte plötzlich um die eigene Achse und hüpfte wild von einem Bein aufs andere.
    »Was tust du da?«, wollte Goncha wissen.
    »Tanzen«, antwortete Rodso, ohne weiter darüber nachzudenken.
    »Wie bitte?«
    »Ich tanze, siehst du das nicht?«, meinte Rodso keck.
    »Felsenfreunde tanzen nicht«, tadelte Goncha den Frischling.
    »Wieso nicht?«, fragte Rodso und hielt mitten in der Bewegung inne. »Das macht Spaß. Du solltest einen Tanz versuchen.«
    »Nein, ganz bestimmt nicht«, lehnte

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