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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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die Knie.
    »Was habe ich getan? Tallia?«
    Doch sie antwortete nicht mehr. Tallia war tot, unwiederbringlich ausgelöscht. Sapius blickte sich Hilfe suchend um. Aber da war niemand, der ihm hätte beistehen können. Er hatte getan, was Tomal von ihm verlangt hatte.
    »Was ist aus mir geworden? Ein feiger, hinterhältiger Mörder«, dachte er. »Es war so erschreckend leicht, ihr Leben zu nehmen, und doch zugleich so furchtbar. Vergib mir, Tallia. Das habe ich nicht gewollt. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Was soll ich jetzt bloß machen?«
    Er fühlte sich hilflos und spürte, dass er einen schweren Fehler begangen hatte, den er niemals wiedergutmachen konnte. Sapius schlug die Hände vors Gesicht und weinte. Er weinte um den Verlust eines Wesens, mit dem er vertraut war und dasihn verstanden hatte. Und er weinte um sich selbst und seine verlorene Seele.
    Der Magier fror, und ihn beschlich das ungute Gefühl, die Welt um ihn herum sei plötzlich dunkler und kälter geworden. In seinem Kopf herrschte Leere. Wie von einem anderen Willen gelenkt stand er auf, suchte in der Gegend nach Steinen, mit denen er den Leichnam Tallias bedecken konnte. Das zumindest war er ihr schuldig. Der Gedanke, sie einfach unter dem Baum liegen zu lassen und den Aasfressern zu überlassen, schien ihm unerträglich.
    Erst als ihr Körper vollständig von Steinen zugedeckt war, nahm Sapius seine Sachen auf und verließ den Ort seiner grauenhaften Tat. Er wusste, Tallia und der Mord würden ihn zeit seines Lebens in Albträumen verfolgen.
    »Und das habe ich verdient!«, dachte er.
    Zur besseren Orientierung blickte er sich noch einmal um und bemerkte – wie aus dem Nichts erscheinend – den gigantischen Vulkan klar und deutlich vor sich. Bereit zum Abmarsch nahm er den Stab des Farghlafat und sein Bündel wieder auf. Ein letzter Blick auf das Steingrab sollte sich seinen Erinnerungen einprägen und ihn stets an diesen Frevel erinnern.
    »Wir waren so kurz vor unserem Ziel«, sagte er sich in Gedanken. » Wie ist das möglich? Ich war mir sicher, dass es nicht mehr weit sein konnte. Aber weder Tallia noch ich haben den Berg Tartatuk gesehen.«
    Sapius dachte nach. Seine Sinne hatten ihn nicht getäuscht. Die Hitze, der Geruch nach Schwefel. Langsam kam er wieder zu sich und seine Gedanken klärten sich.
    »Natürlich, das ist des Rätsels Lösung. Ganz einfach, Tartatuk hat sich hinter Rauch und Nebel versteckt. Dafür ist er bekannt. Nur selten lässt er einen Blick zu«, dachte Sapius.
    Der Magier wollte einen weiten Sprung wagen. »Nur schnell weg von diesem verfluchten Ort.« Die Zusammenkunft mit denSieben würde ihn hoffentlich auf andere Gedanken bringen. Er brauchte sich nur eine beliebige Stelle am Fuße des Tartatuk aussuchen, das war nicht schwer und die Steine würden ihn umgehend dorthin bringen.

    Der Sprung führte Sapius in die Nähe zweier Wesen, die ihm eigenartig bekannt vorkamen. Eines davon hatte er sogar irgendwo schon einmal gesehen. Sie waren Felsenfreunde. Sapius war auf vieles vorbereitet, nur nicht darauf, dass er zuerst auf die pelzigen Echsen der Felsgeborenen treffen würde. Die Überraschung brachte ihn dermaßen aus dem Gleichgewicht, dass er hart und schmerzhaft auf seinem Hinterteil landete.
    »Autsch!«, hörte er einen der Felsenfreunde sagen, dessen Stimme ihm bekannt vorkam. »Das muss aber richtig wehgetan haben.«
    »Glaube ich auch«, sagte der andere, »sieh dir nur sein dummes Gesicht an! Er hat Schmerzen.«
    »Das Gesicht kenne ich«, meinte der erste Felsenfreund, »das ist Sapius, der Magier. Er gehört zu den Sieben. Es scheint so, als ob sie langsam einer nach dem anderen eintreffen.«
    »Wird ja auch Zeit!«, sagte der andere Felsenfreund.
    »Es hat wehgetan!«, mischte sich Sapius verärgert ein. »Seid Ihr Felsenfreunde die Einzigen an diesem Ort? Wollt Ihr Euch nicht vorstellen? Mich kennt Ihr ja bereits.«
    »Verzeiht, aber wir sahen uns bereits zuvor im Riesengebirge. Seitdem sind einige Sonnenwenden vergangen. Ich bin Goncha und das ist Rodso.«
    Wie hätte Sapius diese Begegnung jemals vergessen können? Natürlich erinnerte er sich an den Felsgeborenen und dessen Freund. Da sich Goncha am Fuße des Tartatuk befand, nahm Sapius an, dass sich auch der Felsenprinz Vargnar ganz in der Nähe aufhalten musste. Er war erleichtert, hatte er doch auf Anhieb die richtige Stelle gefunden.
    »Außer uns werdet Ihr gewiss bald das zweifelhafte Vergnügen haben, Kallya und Malidor

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