Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
Vom Netzwerk:
sich beeilen und beschleunigte seine Schritte. Was sollte ihm schon geschehen, er war lautTarratar tot, obwohl er sich sehr lebendig vorkam und eine innere Hitze ausstrahlte, die aus ihm heraus zu leuchten schien und zusätzliches Licht spendete. Nach einiger Zeit huschten die ersten Schatten an den Wänden an ihm vorbei. Sie verharrten einen kurzen Augenblick neben ihm, flüsterten, griffen nach ihm und schienen ihn eingehend zu mustern, als wollten sie versuchen sein Wesen zu durchdringen. Dann jedoch raunten sie sich Worte zu, die Tomal nicht verstehen konnte. Und plötzlich ließen sie von ihm ab und eilten weiter die Treppe hinauf.
    »Ein eigenartiges Verhalten«, dachte Tomal bei sich, »sie prüfen mich und wandern offenbar zufrieden mit dem Ergebnis weiter.«
    Er nahm sich vor, den zweiten Wächter nach diesem Verhalten zu befragen. Endlich hatte er das Ende der Treppe erreicht, und der von Tarratar erwähnte Gang öffnete sich vor ihm. Ein schmaler und niedriger Pfad, den er nicht aufrecht gehen konnte. Außerdem schien er ihm keineswegs strikt geradeaus zu verlaufen, sondern verlief kurvig oder um Ecken und mündete hin und wieder in Abzweigungen bei denen sich der Lesvaraq hoffentlich für die richtige entschied.
    Die Begegnungen mit den Schatten häuften sich. Tomal versuchte ihnen auszuweichen, aber das war nicht nötig. Sie bewegten sich schnell und, wie er feststellte, körperlos. Ihr Verhalten änderte sich nicht. Nachdem sie ihn kurz gemustert hatte, gingen sie weiter ihres Weges.
    Immer häufiger kam der Lesvaraq an Kammern vorbei.
    Die Türen der Kammern waren meist geöffnet und er konnte Schatten erkennen, die sich mit unterschiedlichsten Tätigkeiten beschäftigten. Meist blieben sie gesichtslos für ihn und er ging weiter. Je weiter er jedoch den Gang vorankam, desto öfter nahmen die Schatten plötzlich Gestalt an. Tomal blieb abrupt vor der Tür einer Kammer stehen und blickte überraschtin das Innere. An einem Tisch saßen sich Corusal Alchovi und ein bärbeißig erscheinender Eiskrieger bei einer Partie Menotai gegenüber. Sie lachten und scherzten und ließen es sich gut gehen. Tomal hatte Corusal nicht lange gekannt, aber nach allem, was sich die Klan über ihn erzählten und was er von der Fürstin erfahren hatte, war er selten so ausgelassen gewesen. Aber er hatte keinen Zweifel, dass es sich um seinen Vater, den ermordeten Fürsten, handeln musste. Unter dem Tisch erblickte er einen Praister in einer roten Robe, dem die Haut vom Gesicht gezogen worden war. Ein schrecklicher Anblick. Der Praister zog dem Fürsten die besticken Wollpantoffeln aus und begann dessen Füße zu massieren.
    »So ist es gut, Henro«, hörte er den Fürsten sprechen, »ein klein wenig kräftiger, wenn ich bitten darf.«
    »Sehr wohl, Herr«, antwortete der Praister eifrig.
    »Ihr solltet Euch von Henro auch die Füße massieren lassen, Warrhard. Er kann das wirklich gut und es ist eine wahre Wohltat«, sagte Corusal Alchovi.
    »Ich behalte meine Stiefel an«, lehnte der Eiskrieger den gut gemeinten Vorschlag schroff ab.
    »Ach ja, ich vergaß«, seufzte Corusal, »Eure Stiefel sind Euch heilig. Wahre Männer sterben in Stiefeln, nicht wahr? Und Ihr legt sie nicht einmal nach Eurem Tod ab.«
    »Genau!«, antwortete Warrhard. »Was ist nun? Ihr seid am Zug. Spielen wir weiter oder halten wir uns jetzt mit Gesprächen über Fußmassagen auf ?«
    »Schon gut«, erwiderte der Fürst, »hier … nehmt das. Ihr seid geschlagen und ich habe gewonnen.«
    »Wieder und wieder …«, murrte Warrhard verärgert, »Menotai ist ein verdammt mieses Spiel. Ich mag es nicht. Es ist doch immer dasselbe. Ihr wiegt mich erst in Sicherheit, macht dann plötzlich einen schier unmöglichen Zug, gewinnt und ich verliere kurz vor einem großen Sieg.«
    »Und so wird es bis in alle Ewigkeit sein, Warrhard«, freute sich der Fürst die Hände reibend.
    Tomal beobachtete die beiden Spieler mit offenem Mund. Die Szene kam ihm absurd und unwirklich vor. Geradezu unheimlich. War dies ein Trugbild der Schatten, das ihn aufhalten sollte?
    »Wir werden beobachtet«, hörte er Warrhard plötzlich sagen.
    »Oh, wie schön. Wir haben Besuch. Tomal, mein Sohn«, sagte Corusal, »welch schöne Überraschung. Komm her und spiel mit uns. Wir haben uns lange nicht gesehen und gewiss viel zu erzählen.«
    Corusal und Warrhard blickten zu Tomal herüber. Sie lächelten freundlich und winkten ihn an ihren Tisch. Der Lesvaraq stand wie angewurzelt vor der

Weitere Kostenlose Bücher