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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Wächterin schossen nach oben und trafen den Lesvaraq zwischen den Beinen. Ein fürchterlicher Schmerz jagte von den Lenden aufwärts durch seinen Körper. Er verlor das Galwaas. Daleima packte erbarmungslos zu. Ächzend richtete sie sich unter der Last seines Gewichts auf, den Lesvaraq hoch über ihren Kopf haltend. Mit einem furchterregenden Schrei und einer enormen Kraftanstrengung warf sie den sich krümmenden Körper von sich. Tomal wusste nicht, wie ihm geschah. Er flog mehrere Fuß weit durch die Luft und krachte hart auf den Boden, ausgerechnet auf seine verletzte Seite. Ihm wurde übel, aber es gelang ihm, seinen Körper zu beherrschen und die Galle, die ihm in die Kehle stieg, wieder hinunterzuschlucken. Aufstehen konnte er nicht. Langsam drehte Tomal den Kopf seiner Gegnerin zu. Sie war gerade dabei, sich einen Schluck aus einem Lederbeutel zu nehmen, den sie während des Kampfes ständig an ihrer Seite getragen hatte. Binnen weniger Sardas war sie wieder vollständig hergestellt. Von ihren Wunden war nichts mehr zu sehen.
    »Das ist ungerecht«, dachte Tomal.
    Zu mehr reichten seine Gedanken nicht mehr. Daleima stürzte sich wie eine Furie mit ihrem ganzen Gewicht auf den am Boden liegenden Lesvaraq. Sie schlug schwer auf. Tomal stöhnte unter ihrem Gewicht und hatte Schwierigkeiten zu atmen. Die Wächterin verpasste ihm einen Kopfstoß mit ihrem eigenen Schädel, der ihm hart wie Stein vorkam. Benommen bemerkte er nicht, wie Daleima einen Schattendolch aus ihrem Gürtel zog. Erst als sie ihm die Klinge in den Hals rammte, wusste er, dass Daleima ihn ein weiteres Mal getötet hatte.
    »Der zweite Tod auf dem Weg zu dir selbst und zum verlorenen Volk!«, war sein letzter Gedanke.

    Tomal erwachte vor einer weiteren Pforte. Die Umgebung kam ihm bekannt vor. Sie glich der Höhle vor der ersten Schwelle, zu der ihn Tarratar gebracht hatte, und doch fühlte sich alles anders an. Er fühlte sich anders, als wäre er nur noch ein durchsichtiger Geist, der jede Körperlichkeit hinter sich gelassen hatte. Aber sein Feuer brannte stärker und sein Licht strahlte heller als zuvor.
    »Der Sohn des Feuers«, dachte Tomal.
    Seine Verletzungen waren verheilt, aber er hatte Iskrascheer während der Prüfung eingebüßt. Wenigstens lag das Galwaas neben ihm. Die Waffe in seiner Nähe zu wissen vermittelte ihm plötzlich ein beruhigendes Gefühl.
    Um ihn herum waberten graue Nebelschwaden, die seine Sicht behinderten und die sich auf seiner Haut kalt und feucht anfühlten. Daleima betrachtete den Lesvaraq mit sorgenvoller Miene.
    »Steht auf !«, befahl sie, nachdem er seine Augen aufgeschlagen hatte. »Ihr habt lange geschlafen. Zu meinem Bedauern zu lange. Wahrscheinlich habe ich Euch mit dem Schattendolch zu schwer verletzt, und Ihr hattet Mühe, die Schatten abzuwehren. Euch bleibt leider nur noch wenig Zeit, die tieferenEbenen des Schattenreiches zu erkunden und das verlorene Volk zurück ans Licht zu führen.«
    »Was erwartet mich hinter der Pforte?«, wollte Tomal wissen.
    »Hoffentlich schon bald Euer Ziel«, antwortete Daleima. »Nehmt Euch vor dem Nebel des Vergessens in Acht! Ihr könnt Euch darin verlieren. Ihr habt mich besiegt und die Prüfung bestanden. Meine Aufgabe endet vor der zweiten Schwelle. Ich werde Euch die Pforte öffnen, aber nicht weiter mit Euch kommen.«
    Daleima ging zur Pforte und öffnete sie mit einem schwarz angelaufenen Schlüssel. Sie musste sich anstrengen und all ihre Kraft – und davon hatte sie sehr viel, wie Tomal schmerzlich am eigenen Leib erfahren musste – einsetzen, die Pforte einen Spaltweit aufzustemmen. Gerade so weit, dass Tomal hindurchschlüpfen konnte. Kaum hatte er die Pforte durchschritten, fiel die Tür zu und Daleima schloss ab.
    »Viel Glück!«, hörte Tomal ihre Stimme durch die Tür. »Ihr werdet es brauchen.«
    Hinter der zweiten Schwelle war es Tomal unmöglich, sich zu orientieren. Durch den dichten Nebel des Vergessens konnte er nichts erkennen. Nicht einmal Schemen. Er war blind und taub und würde sich auf seine Instinkte verlassen müssen.
    Tomal merkte wohl, dass Schatten aus dem Nebel nach ihm griffen und sofort wieder zurückzuckten, nachdem sie ihn berührt hatten. Aber sie waren anders als die Schatten hinter der ersten und vor der zweiten Schwelle. Ihr Flüstern war leiser, angenehmer und weit weniger aggressiv. Der Lesvaraq hatte den Eindruck, als wären sie überhaupt vorsichtiger und wüssten nicht, was sie mit ihm anfangen sollten. Beinahe

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