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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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drückte ihm krachendeinige Rippen ein. Mühsam und keuchend stand Tomal auf, sich Daleima zu stellen. Die Wächterin führte einen mächtigen Hieb gegen sein Schwert, das er erneut mit beiden Händen verkrampft festhielt, um sich wenigstens vor dem Schlimmsten zu schützen. Iskrascheer zerbrach.
    Die Augen des Lesvaraq weiteten sich vor Schreck, als er das zerstörte Schwert des Nordens in seinen Händen betrachtete und plötzlich wahrnahm, dass er sich in einer äußerst misslichen Lage befand. Er konnte kaum fassen, was soeben geschehen war. Das Schwert seines Ziehvaters, das Symbol der Alchovi für ihre Stärke und Macht, über Generationen vom Vater zum Sohn weitergegeben. Iskrascheer war ohne jeden Zweifel eines der besten und stabilsten Schwerter auf Kryson. Ein Meisterwerk der Schmiedekunst in einem Schwertkampf zerbrochen. Tomal war am Ende seiner Möglichkeiten angelangt und kaum noch in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Das rauschende Flüstern der Zuschauer war zu einem Geschrei angeschwollen. Der Lesvaraq konnte nicht erkennen, ob die Schatten auf den Rängen für oder gegen ihn waren.
    »Iskrascheer ist bloß ein Schwert«, hörte er plötzlich klar und deutlich eine ihm vertraute Stimme aus den Zuschauerrängen sagen, »vergiss die Waffe, sie kann ersetzt werden. Denke an deine Seele!«
    Tomal erblickte den Schatten von Corusal neben Warrhard, die sich unter die Zuschauer gemischt und den Kampf gebannt beobachtet hatten. Es beruhigte ihn, dass Corusal Alchovi den Verlust des Familienschwertes offenbar so leichtnahm, obwohl ihm die Schatten unwirklich vorkamen. Sie konnten Gespenster oder Trugbilder sein, die lediglich versuchten seine Sinne zu täuschen, von seinem Ziel abzubringen und ihn dadurch zum Bleiben zu bewegen. Was nutzte ihm diese Erkenntnis am Ende?
    Das Undenkbare war eingetreten und die Niederlage nichtmehr abzuwenden. Fieberhaft überlegte der Lesvaraq, wie er sich gegen Daleima verteidigen sollte. Er hatte das Galwaas bei sich, in dessen Lauf sich Geschosse befanden. Die Waffe war einsatzbereit. Und er hatte seine Dolche, die er im Angesicht der tödlichen Wächterin allerdings für lächerlich hielt.
    »Welche Regeln gelten für die Prüfung?«, fragte sich Tomal. »Gilt es nur zu gewinnen oder ist die Wahl der Waffen bindend?«
    Tomal überlegte nicht lange. Er warf die Überreste seines Schwertes in den Sand. Daleima verharrte auf der Stelle, offenbar unschlüssig, ob sie den Kampf beenden oder ihm eine weitere Gelegenheit geben sollte, die Prüfung zu bestehen. In ihrem Blick las Tomal Bedauern. Vielleicht war es auch Mitleid. So genau konnte er das ihrem Gesichtsausdruck nicht entnehmen. Gleichgültig was es war, er brauchte weder Mitleid noch Bedauern. Sie hatte ihn vorgeführt und vor den Schatten lächerlich gemacht. Wie einen blutigen Anfänger hatte Daleima ihn aussehen lassen. Dabei war er doch ein guter Schwertkämpfer und ein Lesvaraq.
    Der Lesvaraq nahm das Galwaas blitzschnell von den Schultern, zielte nur kurz und feuerte. Sie stand nicht weit von ihm entfernt. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen. Der Schuss traf sie mitten in die Brust und warf sie, wie einen gefällten Baum, nach hinten in den Sand. Tomal näherte sich ihr vorsichtig und mit jedem Schritt feuerte er noch einmal und noch ein weiteres Mal auf die am Boden liegende Verletzte. Jeder Schuss traf. Daleimas Körper zuckte, sobald die Geschosse in ihren Körper einschlugen.
    Das Schattenschwert war ihr aus den Händen geglitten, die sie geschockt und sich vor Schmerzen windend zu Fäusten geballt hatte. Aus ihren Mundwinkeln lief Blut. Ihr Brustkorb hob und senkte sich. Der Beweis, dass sie noch lebte. So sicher war er sich dessen allerdings nicht. Im Reich der Schattenverweilten für gewöhnlich keine Lebenden. Aber Daleima atmete schwer und röchelte. Tomal hatte die Wächterin schwer verletzt. Die Geschosse hatten tiefe, hässliche Löcher in ihren Leib gerissen. Der Lesvaraq trat das Schattenschwert zur Seite, sodass sie die Waffe nicht mehr würde erreichen können. Er stellte sich breitbeinig über sie, den Finger am Abzug und bereit, jederzeit einen weiteren Schuss abzufeuern. Fragend betrachtete er ihr schmerzverzerrtes Gesicht.
    »Ihr habt gewonnen, Lesvaraq«, flüsterte sie, während ein Schwall Blut aus ihrem Mund trat, »aber die Prüfung ist noch nicht zu Ende!«
    »Was verlangt Ihr von mir?«, fragte Tomal. »Soll ich Euch weitere Geschosse in den Körper jagen?«
    Die Fäuste der

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