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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Todsänger in ihrer Nähe, die für Rajuru um die Seelen der Sklaven singen mussten, die sie in ihrer Kammer in eisernen Käfigen hielt.
    Ayomaar grüßte und verbeugte sich vor seiner Gebieterin. Ihr gebührte sein ganzer Respekt, gleichgültig welche Schwäche sie zeigte. Ihre Macht war noch immer ungebrochen. Neben der Königin stand Onamaar, der zweite LeibwächterRajurus. Das konnte nur bedeuten, dass sie gemeinsam intensiv Pläne für die Eroberung der Klanlande schmiedeten. Er ärgerte sich kurz darüber, hätte er doch daran teilhaben müssen. Dennoch ließ er sich nichts anmerken. Onamaar würde ihm gewiss später davon berichten. Nicht mehr lange und der Krieg würde erneut mit voller Wucht beginnen. Er würde gewiss genug Gelegenheit erhalten, sein strategisches Geschick vor Rajuru zu beweisen. Dieses Mal durften sie sich keine Fehler erlauben.
    »Ihr seht hinreißend aus, meine Gebieterin«, schmeichelte Ayomaar, der genau wusste, wie sehr die Königin der Rachuren Komplimente schätzte.
    »Danke! Ich fühle mich auch großartig«, antwortete sie mit einem Lächeln. »Frisch und gesund wie eine junge Maid. Ich könnte Bäume ausreißen und reihenweise Liebhaber verschlingen.«
    »Das freut mich«, gab Ayomaar zurück. »Doch leider muss ich Eure gute Laune ein wenig trüben. Der Drache …«
    »Schon wieder? Was ist mit dieser abscheulichen Kreatur?«, keifte Rajuru und verzog dabei ihr Gesicht zu einer schmerzlichen Grimasse.
    »Er lässt uns nicht an seine Brut heran. Hemaar und Vogmaar fielen der Raserei der Bestie zum Opfer.«
    Rajuru schwieg und starrte ihren Leibwächter entgeistert an. Es war unübersehbar, dass in ihr eine Wut brodelte, die jeden Moment mit Wucht ausbrechen konnte. Sie konnte wie ein Vulkan sein. Eine Ader schwoll an ihrer Schläfe und pochte deutlich sichtbar im Rhythmus ihres beschleunigten Herzschlages.
    »Wo ist dieser aufsässige Aufseher, der sich um den Drachen kümmern sollte? Wie war noch gleich sein Name …?«, fragte Rajuru mit mühsam gebändigtem Zorn.
    »Zanmour, Herrin«, half Ayomaar nach.
    »Genau, den meine ich. Wo versteckt er sich?«
    »Er ist in den Brutstätten und kümmert sich um die Hybride.«
    »Hybride? Lasst mich bloß mit diesen Missgeburten in Ruhe. Und Nalkaar? Hatte ich nicht ausdrücklich angeordnet, der erste Todsänger solle den Drachen in Zaum halten?«
    »Sehr wohl, meine Gebieterin«, antwortete Ayomaar. »Nalkaar ist in seinen Gemächern und pflegt seine Stimme.«
    Rajuru stampfte wütend mit dem Fuß auf und strich sich energisch eine Haarlocke aus dem Gesicht.
    »Dieser elende …«, Rajuru verschluckte die letzte Bemerkung. »Onamaar, Ayomaar! Führt mich zu Nalkaar, sofort! Er soll mich kennenlernen. Offenbar habe ich ihn in letzter Zeit vernachlässigt und allzu sehr gewähren lassen. Der Todsänger braucht meine führende Hand. Nalkaar glaubt wohl, er könnte seine Pflichten mir gegenüber vernachlässigen und ungeschoren seiner Passion nachgehen. Ich will ihn gerne persönlich an seine Abhängigkeit erinnern.«
    Ohne auf ihre Leibwächter zu warten, schritt Rajuru voraus, öffnete krachend die Tür ihrer Kammer und eilte durch die Flure ihres eigenen Palastes. Der siedende Zorn in Rajurus Bauch trieb sie voran, sodass ihre Leibwächter Mühe hatten, Schritt zu halten. Dennoch hielt sie sich zurück, obwohl ihr diese Art von Selbstbeherrschung fremd war. Aber sie wusste, ein übermäßiger Gefühlsausbruch würde ihr schaden und sie augenblicklich erneut altern lassen. Schlimm genug war es für die Herrscherin, dass die innere Aufregung rasch Wirkung zeigte und Rajuru noch auf dem Weg zu Nalkaars Gemächern sichtlich altern ließ.
    Vor Nalkaars Kammer angekommen, hielt es die Gebieterin der Rachuren nicht für nötig, anzuklopfen. Ungeduldig wartete sie vor der Tür, bis Ayomaar und Onamaar erschöpft und schwer atmend hinzugekommen waren.
    »Aufmachen!«, befahl Rajuru. »Sollte Nalkaar abgeschlossen haben, dann schlagt die Tür ein.«
    Ayomaar gehorchte. Schwungvoll riss er die Tür zur Kammer auf und ließ Rajuru den Vortritt.
    Nalkaar wirkte überrascht ob des unangekündigten Besuches. Er hatte Rajuru seit seiner Rückkehr aus Gafassa nicht oft zu Gesicht bekommen. Ihre Besuche verhießen gewöhnlich nichts Gutes.
    »Nalkaar!«, Rajurus Stimme klang schrill. »Was treibt Ihr in Eurer Kammer, Ihr elender Nichtsnutz? Ich sollte Euch in die Flammen der Pein zurückschicken!«
    »Beruhigt Euch, meine Gebieterin«, erwiderte Nalkaar

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