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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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allerdings mehr auf einen inneren als auf einen äußeren Feind gerichtet.
    So war es nicht verwunderlich, dass die Ankunft einer größeren Gruppe von Reitern der Aufmerksamkeit der Wachen entgangen war. Dabei waren die Frauen und Männer ungewöhnlich anzusehen. Haare und Haut, Pferde und Kleidung waren mit einer dicken Staub- und Schmutzschicht überzogen. Wie Geister aus einer anderen Welt zogen sie durch die Straßen. Die Klan wichen den Reitern furchtsam aus und tuschelten miteinander hinter vorgehaltener Hand.
    Dennoch hatte Madhrab die Stadttore unbehelligt passieren können und war mit seinen Gefährten mitten durch die Gassen der Stadt geritten. Erst als die Gruppe vor den Toren des Kristallpalastes lautstark um Einlass verlangte, wurden die Neuankömmlinge von den Wachen wahrgenommen.
    »Öffnet das Tor und lasst uns ein«, verlangte der Anführer der Gruppe lautstark.
    Oberhalb des Torbogens öffnete sich knarrend die hölzerne Klappe einer Fensterluke, und das runde, bartlose Gesichteiner Palastwache erschien darin, was unschwer an seiner mit bunten Federn geschmückten und glitzernden Kristallen bestickten Kopfbedeckung zu erkennen war. Der Mann mittleren Alters starrte aus übermüdeten Augen herab und musterte wortlos jeden einzelnen der Reiter.
    »Ich kenne Euch nicht. Wer seid Ihr und was ist Euer Begehr«, antwortete die Wache.
    »Madhrab, ehemals Lordmaster der Bewahrer. Meine Gefährten sind Sonnenreiter und der Botschafter des Regenten, Mairon. Wir führen eine Gefangene mit uns. Die Tochter des Fürsten Fallwas«, stellte sich der Anführer vor. »Seine Regentschaft Jafdabh hat uns an den Kristallpalast gerufen.«
    Madhrab nahm die Schriftrolle mit dem Siegel des Regenten aus der Satteltasche und hielt sie gut sichtbar in die Höhe. Das Schriftstück war schmutzig. Die Wache nickte, antwortete jedoch nicht. Stattdessen verschloss sie die Luke wieder, zog sich zurück und eilte in den Palast.
    »Absteigen!«, befahl Madhrab. »Foljatin, kümmere dich um die Pferde. Such einen Stall. Sie brauchen frisches Wasser und Futter. Der Stallbursche soll die Tiere waschen und striegeln. Bezahle ihn gut für seine Dienste. Wir warten hier so lange, bis die Wache wieder zurückkommt.«
    »Aye«, antwortete Foljatin, »ich kenne einen sehr gut geführten Mietstall in der Nähe. Dort bringen die Sonnenreiter für gewöhnlich ihre Pferde unter.«
    Madhrab nahm einige Anunzen aus einem Lederbeutel und warf sie Foljatin zu, der sie mit Geschick auffing, ohne dass auch nur eine dabei verloren ging und auf die Pflastersteine fiel.
    »Foljatin hätte ein Gaukler werden sollen. Stattdessen gibt er sein Leben für mich«, dachte Madhrab bei sich.
    »Ein Bad und eine ordentliche Mahlzeit könnte ich auch vertragen«, grummelte Hardrab. »Seit uns Elischa bei denOrdenshäusern verlassen hat, haben wir Pferde und Reiter bis an die Grenzen geschunden.«
    »Wir sind alle müde von dem langen Ritt, Hardrab«, antwortete Madhrab, »aber zuerst werden die Pferde versorgt. Sobald wir im Palast sind, werden sie uns gewiss ein Quartier zuweisen. Dort kannst du dich waschen, essen und ausruhen.«
    »Wenn sie uns reinlassen«, erwiderte Hardrab. »Sieh uns doch an, wir stinken meilenweit gegen den Himmel und sehen aus wie eine räudige Bande von Räubern und Halsabschneidern, die dem Regenten und seiner Gattin nach dem Leben trachtet. Ich würde uns nicht in den Palast lassen.«
    »Was willst du damit sagen?«, fragte Madhrab.
    »Wir sollten uns zuerst eine Unterkunft in der Stadt suchen. Es schickt sich nicht, wenn wir dem Regenten in diesem erbärmlichen Zustand unsere Aufwartung machen.«
    »Das ist Unsinn, Hardrab«, entgegnete Madhrab, »wir folgten dem Ruf nicht, um uns den formalen Zwängen des Palastes zu unterwerfen. Wir sind hier, weil wir unsere Hilfe im Kampf gegen die Rachuren anbieten. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Sie riefen mich, weil sie mein Schwert und die Erfahrung eines Bewahrers wollen. Es ist mir gleichgültig, ob sich der Hof am Schmutz und Gestank seiner Veteranen stört oder nicht. Du wirst mit der Befriedigung deiner Bedürfnisse warten müssen.«
    Hardrab schwieg. Es hatte keinen Zweck. Der Lordmaster würde sich nicht vom Gegenteil überzeugen lassen. Voller Unmut lauschte der Kaptan den Geräuschen seines rebellierenden Magens.
    Madhrab verlangte viel von seinen Gefährten. Zu viel. Das wusste er. Wer bei ihm bleiben und mit ihm reiten wollte, musste sich mit Entbehrungen und der steten Gefahr

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