Kryson 04 - Das verlorene Volk
seid Ihr hier und wir können gemeinsam die notwendigen Entscheidungen gegen den Angriff der Rachuren treffen. Wenn Ihr bitte so freundlich wärt und Euch auf den freien Platz neben Fürst Polakav setzen würdet.«
»Ich habe keine Zeit, mir die Debatten der Fürsten anzuhören«, entgegnete Tomal und deutete mit einer Handbewegung auf Sapius und Tallia. »Ich kam, weil Ihr mich gerufen habt und meine Begleiter darauf bestanden, mich in den Kristallpalast zu begleiten, um Euch die Ehre zu erweisen. Also machen wir es kurz. Was wollt Ihr?«
»Tja … wenn das so ist«, sagte Jafdabh und ließ sich mit einem Seufzer auf den Lippen schwerfällig zurück in seinen Thron fallen. »Ich dachte, Ihr würdet uns im Kampf gegen die Rachuren beistehen. Nur mit einem vereinigten Klanlandkönnen wir unseren Todfeind in die Schranken weisen und am Ende siegen. Solange die Fürsten jedoch untereinander streiten, wird ein Fürstentum nach dem anderen fallen. Was ein Sieg der Rachuren bedeutet, muss ich Euch gewiss nicht erklären.«
»Ich bin ein Lesvaraq«, antwortete Tomal. Seine Stimme klang überheblich. »Wovor sollte ich mich fürchten? Vor einer Horde wild gewordener Chimären? Wenn es sein muss und sie mir lästig werden sollten, fege ich sie in einem einzigen Sturm hinweg.«
»Verzeiht, Herr«, mischte sich Renlasol ein, »aber das sind große Worte. Vielleicht könntet Ihr uns den Gefallen tun und die Rachuren im Alleingang besiegen. Das würde uns viele Opfer und Leid ersparen.«
»Wer seid Ihr?«, fragte Tomal ungehalten. »Wollt Ihr meine Macht infrage stellen? Ihr seid gewiss ein Unkraut, das durch das Licht des Regenten gewachsen ist und sich schwer wieder entfernen lässt. Aber gut, ich will Euch eine Antwort gewähren. Nichts dergleichen werde ich für Euch tun. Auf mich warten wichtigere Aufgaben. Die Wahrung des Gleichgewichts. Würde ich für Euch kämpfen und die Rachuren besiegen, verstieße ich gegen das Gesetz des steten Ausgleichs der Kräfte.«
»Warum seid Ihr dann überhaupt gekommen? Wolltet Ihr uns lediglich mitteilen, dass wir unseren Kampf alleine schlagen müssen?«, wollte Renlasol wissen.
»Nein«, lenkte Tomal überraschend ein, »als Fürst des Hauses Alchovi habe ich mich meinen Getreuen gegenüber verpflichtet. Sie sind Klan, so wie Ihr es seid. Und sie erwarten von mir, dass ich die Klanlande gegen einen Feind verteidige. Das ist der Grund, warum ich die Eiskrieger mitgebracht habe. Sie und die Schneetiger werden Euch im Kampf an meiner Stelle unterstützen. Tritt vor, Baylhard.«
Jafdabh hob neugierig eine Augenbraue, als er den großen,betagten Krieger betrachtete, der sich, dem Befehl seines Herrn folgend, neben Tomal aufgebaut hatte. Es war ein Krieger, wie er ihn selten zuvor erblickt hatte. Hart und unerbittlich. Dieser Mann musste kaum einen Gegner fürchten und schlug gewiss die meisten seiner Widersacher alleine seines Anblicks wegen in die Flucht. Aber würde das gegen die Rachuren genügen?
»Tja ... das ist sehr großzügig von Euch, Fürst Alchovi«, bedankte sich Jafdabh, »aber denkt Ihr, eine Schar Eiskrieger wird gegen die geflügelten Chimären bestehen und uns zum Sieg verhelfen?«
»Wir sind Eiskrieger«, brummte Baylhard, der eine beleidigte Miene aufsetzte.
»Sicher … Euer Ruf ist legendär und Eure Waffen sind absolut tödlich. Allen voran die gefürchtete Schlingenklinge, die jeder Eiskrieger meisterlich beherrscht. Dennoch habe ich meine Zweifel«, sagte Renlasol, »bis auf wenige ließen in der Schlacht am Rayhin alle Eiskrieger ihr Leben. Sie kämpften voller Stolz, tapfer und furios. Ich habe sie damals für ihren Mut bewundert. Aber sie waren doch zu deutlich in der Unterzahl, um ihre Verluste gegen die Übermacht des Feindes in Grenzen zu halten. Mit eigenen Augen habe ich mit angesehen, wie einer nach dem anderen fiel. Wie viele Eiskrieger habt Ihr heute mitgebracht?«
»Eintausend Krieger und zweihundert hungrige Schneetiger«, antwortete Baylhard stolz, »das sind doppelt so viele wie zuletzt. Sie haben ihr Handwerk von den Bewahrern gelernt. Eine schlagkräftige Truppe, die sich vor nichts und niemandem fürchtet.«
»Das solltet Ihr aber«, merkte Renlasol an, »oder können die Eiskrieger und ihre tierischen Gefährten fliegen?«
Was für eine unverschämte Bemerkung des Fürsten. Er wusste genau, zu welchen Taten die Eiskrieger in der Lage waren. Fliegen konnten sie allerdings nicht. Baylhard warf demBerater des Regenten einen hasserfüllten
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