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Kryson 05 - Das Buch der Macht

Kryson 05 - Das Buch der Macht

Titel: Kryson 05 - Das Buch der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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wenigstens war ihm nicht mehr so kalt.
    »Was haltet Ihr davon, wenn ich Euch einen schönen Seevogel mit Kräutern gewürzt braten lasse«, schlug Alvara vor, die Tarratars Abneigung gegen rohen Fisch sehr wohl kannte. »Die Bestände an Seevögeln waren nach den Katastrophen zwar rar, aber so langsam erholen sie sich wieder. Ich denke, wir können Euch getrost einen fangen. Wollt Ihr die Federn mitnehmen und sie Euch in einen Mantel nähen oder in ein Kissen stopfen? Sie wärmen vorzüglich.«
    »Nein, ich danke Euch sehr. Ich wäre schon vollauf zufrieden damit, wenn Ihr mir nur den Vogel zubereiten lasst«, meinte Tarratar erleichtert.
    »Ihr habt unseren Gast gehört«, wandte sich Alvara an ihreDiener, »in zwei Horas wollen wir speisen. Bereitet das Mahl vor.«
    Die Fürstin Alchovi forderte Tarratar auf, ihr zu folgen. Er sollte sie begleiten, während sie den zweiten Schlüssel zur Macht holte, der sich tief unter dem Eispalast befand. Das war ein großer Vertrauensbeweis. Bislang war Tarratar nie dabei gewesen, wenn sie den Schlüssel geholt hatte. Er wusste also nicht, wo sie ihn aufbewahrte.
    Alvara führte den Narren durch die Flure und die Stufen hinab. In den tieferen Ebenen war es frostiger als in den Gemächern der Fürstin und denen ihres Hofstaates. Sie kamen an eine eng gewundene Rutsche aus Eis, die parallel zu den Stufen gebaut worden war und unter den Palast führte. Dort wurden Vorräte gelagert und die Schatzkammern des Fürstenhauses Alchovi befanden sich an diesem Ort. Die Kammern waren nicht mehr so gut gefüllt wie noch vor den Katastrophen, aber über die vergangenen Sonnenwenden hatte sich das Vermögen der Alchovis erholt. Eisbergen und der Handel waren wieder aufgeblüht, die mageren Zeiten überstanden.
    »Wir nehmen die Rutsche«, sagte Alvara, »das geht schneller und ist für Euch sicherer. Nehmt Euch eine Rutschmatte und steigt ein. Der Rest geschieht von alleine.«
    Erst jetzt fielen Tarratar die neben der Rutsche sorgfältig zusammengelegten Matten auf. Im Eispalast hatte eben alles seine Ordnung. Der Narr ließ der Fürstin den Vortritt. Sie griff sich eine Matte und sauste vor seinen Augen die steile Rutsche hinab, dass ihm beim Zusehen ganz schwindelig wurde. Ihr Jauchzen, während sie in die Tiefe raste, hallte in seinen Ohren. Aber er wollte sich keine Blöße geben und tat es ihr gleich. Die Rutschbahn endete in der untersten Ebene des Eispalastes mit einem flachen, mit Wollteppichen belegten Auslauf, der ihre Fahrt bremste. Alvara wartete bereits auf Tarratar und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.
    »Das habe ich lange nicht mehr gemacht«, sagte die Fürstin, »ein großer Spaß, findet Ihr nicht?«
    »Gewiss«, log Tarratar schwer atmend, dem die schnelle Fahrt für einen Moment den Atem genommen hatte, »das sollten wir öfter machen. Ein kindliches Vergnügen.«
    »Ja, an manchen Tagen wünsche ich mir diese unbeschwerte Zeit zurück«, sagte Alvara betrübt.
    Tarratar folgte der Fürstin durch weitere Flure und fror erbämlich. Vor der letzten Kammer auf der Ebene, die durch eine schwere Eisentür verschlossen war, blieb Alvara stehen. Sie kramte ihre Halskette hervor, an der ein Schlüssel hing. Der Schlüssel passte. Der Narr musste der Fürstin helfen, die quietschende Tür zu öffnen.
    »Erinnert mich daran, dass ich die Dienerschaft anweise, die Tür zu ersetzen, wenn wir zurück sind«, sagte Alvara.
    »Natürlich«, nickte Tarratar.
    In der Kammer befand sich nichts außer Eis und einem großen Loch im Boden. Tarratar blickte in das Loch. Das Wasser reichte bis zum Rand. Neben dem Eisloch lagen zusammengelegt einige Tücher.
    »Das Loch wird jeden Tag von der Dienerschaft vom Eis befreit«, erklärte Alvara, »es friert innerhalb weniger Horas zu. Zieht eure Kleidung aus, wir gehen tauchen.«
    »Seid Ihr verrückt?«, bei dem Gedanken zog sich Tarratar alles zusammen, »Ihr wollt doch nicht etwa da hineinsteigen? Wie kalt ist das Wasser?«
    »Kalt«, bestätigte Alvara Tarratars schlimmste Befürchtungen.
    Sie zog ihr Kleid vor den Augen des Narren ohne Scham über den Kopf und stand plötzlich splitternackt vor Tarratar.
    »Das dürft Ihr nicht«, Tarratar packte die Fürstin am Arm, »die Schatten werden Euch holen, wenn Ihr in das Wasser steigt.«
    »Ach, Unsinn«, widersprach die Fürstin und befreite sich mit sanftem Handdruck, »ein erfrischendes Bad hat noch keinem geschadet. Ich bin in wenigen Augenblicken wieder bei Euch. Wartet so lange auf

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