Kryson 05 - Das Buch der Macht
daran – und die Frauen liefen ihm im Gegensatz zu Tomal nicht nach. Der Magier hatte sich von jeher schwer damit getan, eine Frau für sich zu gewinnen. Oft hatten ihm seine Zweifel im Weg gestanden. Konnte er es sich überhaupt leisten, sich auf eine Frau einzulassen? Brachte er sie womöglich in Gefahr, wenn er sich bände?
Aber der Kuss hatte gut geschmeckt und in ihm ein warmes, prickelndes Gefühl geweckt. Am liebsten hätte er Demira gleich noch einmal geküsst. Und dieses Mal hätte er sich nicht erschrocken zurückgezogen, sondern hätte sich voll und ganz auf sie eingelassen.
»Das ist leider wahr«, gab Sapius unumwunden zu, ohne dabei zu erröten.
»Das habe ich bemerkt«, meinte Demira, »aber das ist nicht schlimm. Im Gegenteil, ich bin sogar froh darüber. Wäre es anders gewesen, würde mich Eifersucht überkommen, weil ich mich ständig fragen müsste, wer und wie viele dich wohl geküsst hätten. So ist es besser. Ich bringe es dir aber gerne bei. Erst die Übung macht den Meister.«
»Vielleicht komme ich auf dein Angebot zurück«, sagte Sapius.
»Was ich hoffen will«, unterbrach ihn Demira.
»Natürlich«, Sapius nahm seinen Kopf ein Stück zurück und sah ihr in die Augen, »ich habe über unser Versprechen … ich meine dein Versprechen, nachgedacht.«
»Und? Zu welchem Entschluss bist du gekommen?« Ihre Augen blitzten neugierig und erwartungsvoll auf.
»Es ist die Pflicht des Yasek, sich eine Gemahlin unter den Tartyk zu wählen«, führte Sapius aus, »das ist mir auf der Reise mit Haffak Gas Vadar klar geworden. Ich habe die Berufung zum Yasek angenommen, und ich wäre ein Narr, würde ich dein Versprechen nicht annehmen. Demira, wenn du immer noch dazu bereit bist, würde ich dich sehr gerne zu meiner Gemahlin nehmen.«
»Nein«, sagte sie plötzlich schnippisch, »wenn ich es recht bedenke … du bist nicht gut genug für mich. Ein Yasek und ein Magier noch dazu. Pah, du nimmst mein Versprechen doch nur an, weil du der Yasek bist und dich dazu verpflichtet fühlst. Du liebst mich nicht.«
»Was sagst du da?« Sapius fühlte sich auf den Arm genommen.
»Weshalb redet Demira von Liebe?«, dachte Sapius irritiert bei sich. »Ich liebe sie nicht. Das stimmt. Noch nicht. Das kommt voraussichtlich erst mit der Zeit. Hoffe ich. Leider fehlt mir die Erfahrung in der Liebe. Aber sie ist die beste Wahl und wird mir eine noch viel bessere Gemahlin sein. Was will sie von mir hören?«
»Ich sagte Nein, jetzt will ich dich nicht mehr und fühle mich nicht mehr an mein Versprechen gebunden«, sagte Demira.
»Wie kannst du nur so schnell deine Meinung ändern? Dies ist eine wichtige Entscheidung für uns beide. Ich verstehe dich nicht«, Sapius war verwirrt. Die Abweisung schmerzte ihn.
Plötzlich lachte Demira. Sie prustete, bog sich vor Lachen und zeigte mit dem Finger auf sein Gesicht. Langsam begann Sapius, sich richtig über Demira zu ärgern. Lachte sie ihn aus?
»Du solltest dein Gesicht sehen, Sapius«, schnappte Demira zwischen zwei Lachkrämpfen nach Luft, »zutiefst gekränkt und enttäuscht. Das ist gut. Sehr gut sogar. Es zeigt mir, dass es dir ernst war, als du mich fragtest, ob ich deine Gemahlin werden möchte. Natürlich halte ich mein Versprechen, Sapius. Ich bin dein und du bist mein. Das wollte ich schon damals und ich habe sehr, sehr lange darauf warten müssen. Hast du wirklich gedacht, ich würde mein Versprechen brechen?«
»Ich war mir deiner nicht sicher«, gab Sapius zu und überlegte sich nebenbei, ob sie tatsächlich die Richtige für ihn wäre. Er fand ein solches Spiel albern und ärgerte sich darüber. »Weißt du, es wäre nicht das erste Mal für mich, dass mich eine Frau ablehnt. Sieh mich an, ich gehöre nicht zu den Männern, die eine Frau unbedingt haben will.«
»Es tut mir leid, dass ich dich erschreckt habe, und ich entschuldige mich dafür«, lenkte Demira ein, »ich wollte dich nicht verärgern. Natürlich freue ich mich darüber, dass du mich ausgewählt hast. Das war immer schon mein sehnlichster Wunsch, obwohl ich über viele Sonnenwenden warten und zweifeln musste, ob du je zu den Tartyk zurückfinden würdest. Aber bei mir ist das anders. Ich weiß, wer du bist und was du zu leisten imstande bist. Deine Narben stören mich nicht. Du bist ein starker Mann, Sapius. Du musst nur an dich glauben.«
»Schon gut«, sagte Sapius, »ich nehme es dir nicht übel. Wahrscheinlich habe ich keine andere Behandlung verdient.Meine Worte waren
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