Kryson 05 - Das Buch der Macht
mich. Wie ich sehe, verspürt Ihr keinen Drang, mit mir schwimmen zu gehen.«
»Ganz bestimmt nicht«, nickte Tarratar heftig.
Alvara sprang kreischend in das Wasser, tauchte unter und kam kurz darauf prustend wieder an die Oberfläche.
»Kalt«, sagte sie, »eiskalt, aber gut.«
Sie tauchte erneut unter und verschwand aus den Augen des Narren. Tarratar zählte die Sardas und sorgte sich um die Fürstin. Sie blieb viel zu lange dort unten. Das konnte nicht gut gehen. Nach einer Weile war er sogar bereit, seine Kleidung auszuziehen und ihr nachzuspringen. War sie ertrunken oder erfroren? Er zitterte am ganzen Körper, warf aber dennoch seinen Pelzmantel ab und zog seine Wollpantoffeln aus. Gerade als er Hemd und Hose ablegen wollte, hörte er hinter sich ein Geräusch.
Die Fürstin war zurück und zog sich am Rand des Eisloches hoch. Zwischen ihren Zähnen hielt sie den Schlüssel. Froh, die Fürstin zu sehen, zog sich der Narr schnell wieder an. Sie schien nicht einmal zu frieren.
»Habt Ihr die Luft die ganze Zeit über angehalten?«, wollte Tarratar wissen.
»Aber ja«, knurrte die Fürstin zwischen den Zähnen hervor, während sie sich mit einem Tuch abtrocknete, »bei der Kälte des Wassers brauche ich weniger Luft. Das ist nichts Besonderes. Ihr hättet mitkommen sollen. Jetzt bin ich hellwach und habe großen Hunger.«
Alvara reichte Tarratar bereitwillig den Schlüssel und stülpte sich ihr Gewand wieder über den Kopf. Er kannte die Fürstin Alchovi schon länger, aber diesesmal hatte sie ihn wirklich verblüfft. Sie war eine außergewöhnliche Frau undeine ausgezeichnete Hüterin, wie er bewundernd feststellen musste.
Das Essen mit Alvara war besser, als Tarratar befürchtet hatte. Ein hervorragendes Mahl. Die Ausflüge an die Fürstenhäuser der Nno-bei-Klan lohnten sich für Tarratar. Die Köche und Diener des Eispalastes gaben sich große Mühe, den Gast zufriedenzustellen.
Aber das Beste war, Tarratar hatte die beiden Schlüssel zur Macht und konnte sich in aller Ruhe auf die Prüfungen der sieben Streiter vorbereiten. Was wollte er mehr? Er würde in das Haus der heiligen Mutter und des hohen Vaters zurückkehren und warten. Bald würden die Streiter zu ihm kommen und das Buch fordern. Er würde sie prüfen. Dem Richtigen unter ihnen, dem siebten Streiter, würde er das Buch aushändigen. Er war gespannt darauf, was sie mit der Macht des Buches anfangen würden.
Drachenreiter
S apius und Haffak Gas Vadar hatten die Tartyk in den Bergen des Südgebirges schon im Flug aus der Höhe erspäht. Rodso hatte die Gruppe offenbar auf schnellstem Wege zu den Felsgeborenen des Südens geführt, die mit den Drachenreitern sofort bereitwillig aufgebrochen waren, einen geeigneten Ort für ihre zukünftige Stadt zu finden. Danach war Rodso umgekehrt und befand sich auf dem Rückweg zu den Streitern.
Die Felsgeborenen kannten sich im Südgebirge bestens aus und sie wussten um die Bedürfnisse der Tartyk und der Drachen. Sie führten die Tartyk in die neue Heimat, weit abgelegen von Gafassa und der Grenze zum Rachurenland, abgeschieden vom Rest Ells. Der Ort lag mitten im Südgebirge, umgeben von hohen Bergen in einem weitläufigen, fruchtbaren Tal mit Wäldern und Wiesen. An dieser Stätte würden die Drachenreiter neu beginnen können und niemand könnte sie stören. Das Tal würde an den Enden und auf den umliegenden Bergen von Wächtergolem bewacht werden, erschaffen von den Felsgeborenen, um die Tartyk vor Angriffen zu schützen.
Haffak Gas Vadar landete vor der Gruppe der Tartyk und der sie begleitenden Felsgeborenen. Sie befanden sich noch auf der Wanderung und waren gerade dabei, ein Lager für die Nacht aufzuschlagen. In unmittelbarer Nähe gab es mehrere kleine Höhlen und Felsnischen, die jeweils Unterschlupf für ein oder zwei Tartyk boten. Noch drei weitere Tage würden sie brauchen, bis sie ihre neue Heimat endlich mit eigenen Augen betrachten durften.
Die Freude über das Wiedersehen mit dem Yasek war groß. Doch noch viel größer war das Erstaunen über das Geschenk, das Sapius von seinem Ausflug nach Fee von der Drachenmuttermitgebracht hatte. Der Magier redete nicht über seine Erlebnisse auf Fee, nicht einmal darüber, dass sie dort gewesen waren. Er schwieg auch über seine Begegnung mit der Drachenmutter, wie es sich für einen Yasek gehörte. Doch jeder der Tartyk konnte sich denken, woher die Dracheneier stammten. Der Yasek konnte die Eier nicht auf Ell gefunden haben. Das war
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