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Kryson 05 - Das Buch der Macht

Kryson 05 - Das Buch der Macht

Titel: Kryson 05 - Das Buch der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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unmöglich. Manche mochten vielleicht denken, Haffak Gas Vadar habe die Dracheneier hervorgebracht. Aber dieser Gedanke war abwegig. Die Drachen von Gafassa hatten schon lange keine Eier mehr gelegt. Am Ende war es den Tartyk gleichgültig, woher die Dracheneier kamen. Es zählte nur, dass sie ihnen Hoffnung gaben. Fünf Drachen und Haffak Gas Vadar würden mit ihnen leben und ihnen Schutz gewähren. Das war viel mehr, als sie sich zuletzt erträumt hatten.
    Sapius wurde von den Tartyk bejubelt, als er vom Rücken des Drachen glitt und sein Volk begrüßte. Der Magier genoss die freudigen Rufe. Er war plötzlich beliebt und anerkannt wie nie zuvor in seinem ganzen Leben. Ihr Befreier war zurück. Die Drachenreiter sahen in ihm einen Helden, für den er sich selbst nicht hielt und der er überhaupt nicht sein wollte.
    »Ich bin kein Held«, dachte Sapius.
    Er fürchtete sich davor, in eine Rolle gedrängt zu werden, die er nicht erfüllen konnte. Aber sie ließen ihm keine Wahl. Er durfte die Tartyk nicht enttäuschen.
    Sapius hob die Kiste mit den Dracheneiern gut sichtbar für jeden über seinen Kopf. Die Tartyk verstummten.
    »In dieser Kiste liegt unsere Zukunft«, rief Sapius, dessen Stimme zwischen den Felswänden ein Echo auslöste, »in wenigen Tagen werden die Drachen schlüpfen. Ich vertraue sie eurer Obhut und Fürsorge an, solange ich mich auf der Suche nach dem Buch der Macht befinde. Ich weiß, dass ihr die Drachenkinder hegen und pflegen werdet, als wären es eure eigenen Kinder. Denn das sind sie. Sie sind ein wesentlicherTeil von uns und sie machen uns zu dem, was wir einst waren und bald wieder werden wollen: Drachenreiter!«
    »Hoch lebe der Yasek!«, hörte Sapius die Tartyk rufen und applaudieren.
    Das Klatschen ihrer Hände und das Stampfen ihrer Füße auf den Felsen hörten sich wie eine Steinlawine an, die über die steilen Felswände ins Tal stürzte.
    »Die Drachen sind unsere Vergangenheit und unsere Zukunft«, skandierten andere, »ein Hoch auf die Drachen!«
    »Wir sind die Drachenreiter«, rief eine dritte Gruppe.
    Die Tartyk fassten sich an den Händen und vollführten einen wilden Tanz. Sie umarmten sich gegenseitig, hüpften und sprangen, obwohl sie der Erschöpfung nahe waren. Sapius ließ sie gewähren. Sollten sie ruhig ausgelassen feiern. Sie hatten schließlich lange genug unter dem Joch der Rachuren leiden müssen.
    Die Felsgeborenen des Südens standen teilnahmslos dabei und sahen sich hin und wieder ratlos an. Die Burnter waren es nicht gewohnt, auf diese Weise zu feiern. Sie konnten die Tartyk nicht verstehen, die ihre Kraft in einen sich steigernden Jubel steckten, wo sie doch noch einen langen und anstrengenden Weg bis zu ihrer Heimat vor sich hatten. Das Gebirge konnte tückisch sein. Lawinen, Felsabstürze, Gletscherspalten, plötzliche Wetterwechsel mit schweren Gewittern, Schnee- und Eisstürme waren nichts Ungewöhnliches, konnten jederzeit auftreten und ihre Opfer fordern. Sie waren noch nicht in Sicherheit.
    Sapius entdeckte Demira unter den Tartyk. Sie lachte und tanzte mit den anderen. Der Magier bat Haffak Gas Vadar, auf die Dracheneier achtzugeben, und ging zielstrebig auf Demira zu. Er hatte sich zu einer Entscheidung durchgerungen.
    »Du bist zu uns zurückgekommen. Das ist schön!«, begrüßte Demira den Yasek. »Sapius, ist dir bewusst, welche Freude und Hoffnung du uns mit den Dracheneiern gemacht hast?«
    »Ich denke, ich kann es mir vorstellen«, lächelte Sapius verlegen.
    »Lügner«, antwortete Demira, »das kannst du eben nicht!«
    Sie nahm sein Gesicht in ihre Hände und zog es dicht an ihres heran. Ihre Hände fühlten sich weich und warm an. Sapius ließ es geschehen. Ihre Lippen berührten die seinen. Demira küsste Sapius. Er spürte ihre Zungenspitze, die sich durch seine leicht geöffneten Lippen vorsichtig einen Weg in seinen Mund bahnte und seine Zunge neckisch umspielte, als wolle sie ihn herausfordern. Der Kuss und ihre Nähe fühlten sich gut an, doch war er im Grunde noch nicht bereit dazu gewesen. Demira merkte, dass Sapius ihren Kuss nicht erwiderte. Er schob sie ein Stück von sich weg. Die Tartyk sah ihn überrascht an.
    »Hat es dir nicht gefallen? Du hast in deinem Leben noch nicht sehr oft geküsst, nicht wahr?«, überschüttete sie ihn mit Fragen.
    Wenn er es genau bedachte, hatte er noch nie zuvor eine Frau geküsst. Er hätte es gerne getan, aber die Gelegenheiten waren äußerst rar gewesen – Sapius erinnerte sich kaum noch

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